15. Kapitel~Ist das ein Traum?

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Violettas POV

"Lass mich gehen...", flüstere ich, aber Leon schreit nur: "Niemals!" Tränen steigen in mir hoch, aber ich unterdrücke sie. Ich muss stark bleiben. Für Leon. Die Ärzte bringen mich in ein Zimmer, ich werde an Geräte angeschlossen und höre Sätze mit, wie: "Ihre Verletzungen sind eigentlich nicht lebensbedrohlich. Wie kann das sein? Sie müsste tot sein..." Was? NICHT lebensbedrohlich? Ich will nicht weiter leben. Ich habe es nicht verdient! Plötzlich gibt eine der Maschinen einen langgezogenen Piepton von sich und die Welt um mich herum versinkt in Nebel. Ich dachte immer, dass man nichts mehr bemerkt, wenn man stirbt aber ich sehe alles glasklar vor mir. Da ist meine Mutter, die freudestrahlend auf mich zugelaufen kommt. Ist das ein Traum? "Vilu!", ruft sie, "Was machst du hier?" "Ich glaube, ich bin tot..." "Was? Nein! Du darfst nicht sterben!", entgeistert starrt meine Mutter mich an. "Doch.", gebe ich leise zurück, "Ich bin dafür verantwortlich, dass du gestorben bist. Ich habe das Leben nicht verdient." "Wer erzählt denn sowas?", sie ist sichtlich durcheinander. Also helfe ich Mama ein wenig auf die Sprünge: "Die Leute, die den Autounfall verursacht haben, waren hinter mir  her. Nicht hinter dir..." Erkennen breitet sich auf ihrem Gesicht aus: "Aber dafür kannst du doch nichts..." "Doch!" "Nein. Geh jetzt wieder zurück. Du wirst sehen, wenn du ein wenig geruht hast, wirst du die Kraft finden, wieder aufzustehen... Ich liebe dich, Vilu. Ich liebe euch alle. Sag das den anderen auch, wenn du wieder bei ihnen bist. Und sag Leon, dass ich ihm verziehen habe. Er soll gut auf dich aufpassen!" Bevor ich ihr antworten kann verschwimmt alles. Ich werde in eine Art Strudel gezogen und Sekunden später wird alles so grell weiß, dass ich die Augen schließen muss...

Leons POV

Mir wird das alles zu viel. Die negativen Gefühle, die den Raum für sich eingenommen haben erdrücken mich, nehmen mir die Luft zum Atmen. Ich drängele mich durch die Schülermassen, schubse jeden, der im Weg steht, zur Seite und verlasse das Gebäude. Erleichtert atme ich die frische Luft auf dem Schulhof ein und gehe langsam weiter. Immer weiter laufe ich, bis zu einem großen Baum, der mitten im Park steht. Hier her bin ich immer gekommen, wenn ich Abstand brauchte. Nachdem wir Deutschland verlassen haben war ich fast ständig hier. Der Baum strahlt eine ganz besondere Energie aus, die ich mir wahrscheinlich nur einbilde, aber sie stärkt mich und hilft mir, nicht zusammenzubrechen. Ich lehen mich mit dem Rücken an den dicken Stamm und lasse meine Gedanken schweifen. In ihnen taucht immer wieder Vilu auf. Egal, ob die kleine Vilu von früher oder die erwachsene Vilu von heute, die Bilder treiben mir wieder die Tränen ins Auge. Das erste mal, seit Vilu... gestorben... ist, bin ich ganz alleine. Die ganzen Schmerzen, die ich vor meinen Freunden nicht zeigen wollte, kommen jetzt ans Tageslicht und breiten sich aus. Sie nehmen meinen Körper ein und überschatten meinen Willen. Eine kleine, bösartige Stimme flüstert mir gehässig zu: "Es wäre so einfach, jetzt alles hinter dir zu lassen..." Geschockt sitze ich da. Aber die Stimme hat Recht. Würde ich jetzt gehen, wäre ich alle Schmerzen und Sorgen los und ich würde bei Vilu sein können. "Ha! Das glaubst du doch selber nicht. Keinem Selbstmörder werden noch Wünsche erfüllt. Die kommen doch alle in die Hölle!", versucht mich mein Kopf von dieser hirnrissigen Idee abzubringen und mein Herz unterstützt ihn: "Außerdem musst du an deine Freunde denken, was würden sie von dir halten, wenn du sie einfach so alleine lassen würdest?" "Klappe jetzt! Alle drei!", hilfe, bin ich wirklich dabei, Selbstgespräche zu führen? Naja, solange sonst niemand da ist: "Aber ihr habt Recht. Ich kann die anderen nicht alleine lassen. Wir sind geboren um zu leben." Moment, was? Geboren um zu leben? Eine Melodie schießt mir durch den Kopf. Schnell springe ich auf und renne zurück ins Studio. Die Schüler sind wieder alle in ihrem Unterricht und die Gänge wie leergefegt. Ich peile zielstrebig einen der Musikräume an und schließe hinter mir die Tür. Das Keyboard kommt mir gerade recht und nach langem Überlegen, vielen Tränen und düsteren Gedanken habe ich das perfekte Lied, um Vilu zu verabschieden. Ich singe es ein einzoges mal nur für mich, leise durch. Zumindest dachte ich das. Kaum bin ich fertig und wische mir die Tränen aus dem Gesicht, höre ich von der Tür Applaus. Erstaunt schaue ich auf und da stehen sie. Alle meine Freunde weinen schon wieder, lachen aber dabei. "Das Lied ist perfekt.", flüstert Fede ergriffen, "Könntest du es vielleicht auf der... naja, auf der Beerdigung von... Vilu singen?" Überrumpelt nicke ich und umarme alle meine Freunde. Ich bin so froh, sie zu haben. Sie helfen mir in dieser schwerden Zeit, nein, wir helfen uns gegenseitig. Und das ist es, was Freundschaft ausmacht.
Da ist es, das vorletzte Kapitel für die nächsten zwei einhalb Wochen😊😊
Ich hoffe, es gefällt euch❤️😘❤️
Morgen kommt kein Kapitel, erst am Freitag wieder😔
Hab euch lieb,
Aennchen_01❤️❤️😘😘❤️❤️

Die Liebe und der ganze Rest [Violetta FanFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt