49. Kapitel-Viergeteilt, geköpft oder gehängt?

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Wer empfindlich gegenüber jeglichen gewalttätigen Handlungen reagiert, der sollte die folgenden Kapitel eventuell nicht lesen. Wer es doch tut, der tut es auf eigene Verantwortung!

Violettas POV

Ich höre eine Stimme, Dominic, aber noch eine andere. Sie ist mir sehr vertraut, aber ich verstehe nicht, wer es ist, das Rauschen in meinen Ohren ist zu laut. Ich versuche, mich zu bewegen, versuche, mich der Quelle des Geräusches zu nähern, aber es geht nicht. Vor Schmerzen stöhne ich auf und schon trifft mich ein Faust am Kopf. Stumm sinke ich zurück auf den Boden. Ich habe keine Kraft mehr um zu schreien.

Irgendwann kommt Dominic wieder zurück zu mir, eine Zigarette im Mundwinkel, ein Grinsen im Gesicht. "Oh...", sein lächerlich gefakter Gesichtsausdruck verzieht sich zu einem spöttischen Grinsen, "Madam ist mal nicht in Ohnmacht gefallen. Wie löblich. Heißt das, dass du immer noch nicht genug hast? Nein?" Stumm starre ich ihn an, versuche, sein vor Zorn verzogenes Gesicht zu ignorieren, blicke durch ihn hindurch, meine Sicht verschwimmt. Und dann wird sie plötzlich wieder total klar. Ein weiterer Tritt trifft mich in die Magengrube, ein weiteres mal muss ich mich übergeben.

"Ich sagte doch schon, dass du gefälligst zu antworten hast!", zischt mir Dominic ins Ohr und drückt mich mit nur einer Hand fest an die Wand, die andere schlägt mich unnachgiebig, immer wieder.

Einmal. Mein Kinn.

Zweimal. Mein Magen.

Dreimal. Meine Rippen.

Viermal. Mein Schlüsselbein.

Fünfmal. Mein Hinterkopf.

"Och, ich glaube, langsam sollte ich dir mal zeigen, was es heißt, mich wütend zu machen...", still mustert er mich von oben bis unten, sein Blick mustert jeden Zentimeter meiner nackten Haut genau, nicht anzüglich, nicht versaut, nein. Er sucht nach der Stelle, an der er mich am meisten verletzen kann. Dominics Hand lässt mich los, ich falle zu Boden. Und dann spüre ich den schlimmsten Schmerz, der mir jemals widerfahren ist. Ich schreie auf, mein Oberkörper zuckt unkontrolliert. Rauch steigt auf, es stinkt nach verbrannter Haut. Und Dominic drückt seine Zigarette immer fester, immer unbarmherziger in die Kuhle an meinem Schlüsselbein. Wie tausend Messerstiche fühlen sich die Funken an, die meine Haut verkohlen und absterben lassen.

Und ab dem sechsten Schlag kommt endlich wieder der Zeitraum, in dem ich keine Schmerzen mehr spüre,  kaum noch da bin.

Ich wünschte, er hätte mich schon umgebracht.

Leons POV

Unruhig laufe ich vor den Bildschirmen hin- und her, suche die Bilder nach etwas ab, was mir behilflich sein könnte, suche die kleinste Unregelmäßigkeit. Aber es ist einfach nichts. "Ist der Helikopter da?", meine Stimme klingt genervt, erschöpft und spiegelt all die Sorgen wieder, die sich in mir ausbreiten wie eine Seuche, die alles, was ihr in den Weg gerät, wegätzt. "Nein, Leon, er ist noch nicht da.", German beobachtet mich aus sicherer Entfernung und versucht mit allen Mitteln, mich zu beruhigen, obwohl er genauso aufgewühlt ist wie ich.

"Leon!", die Stimme lässt mich herumfahren, voller Hoffnung. Natalia ist erschöpft, gehetzt, genau wie ich. Fragend sieht sie mich an, ich schüttele nur den Kopf. Was sollen wir nur tun? Was sollen wir machen? Wie sollen wir Violetta finden? Und wenn wir sie finden, wie werden wir sie finden? Viergeteilt, geköpft oder gehängt? Besteht überhaupt noch der leiseste Hauch einer Chance, dass ich meine Freundin je wieder sehen werde, ob lebendig oder nicht? Und was ist, wenn wir sie nicht mehr finden? Wenn ich mir irgendwann eingestehen muss, dass ich versagt habe? Was dann? Ich könnte niemals ohne Violetta leben. Sie ist mein Leben.

Plötzlich fängt alles um mich herum an zu schwanken. Die Welt dreht sich schneller und schneller, Lichtblitze tauchen am Rande meines Sichtfeldes auf. Wie betrunken taumele ich umher, suche Halt an einer Tischkante, verfehle sie, schlage dumpf auf den Boden auf. Dankbar presse ich meinen glühenden Kopf auf die kalten Fliesen, schließe meine Augen, warte darauf, dass sich einfach alles auflöst. Dass die Probleme verschwinden, dass Violetta neben mir steht, dass einfach alles wieder gut ist.

"Leon?", jemand rüttelt an meiner Schulter, eine kühle Hand legt sich auf meine Stirn. "Wir müssen einen Arzt rufen!", meint jemand anderes mit besorgter Stimme. Nein! Ich hätte es am liebsten laut ausgerufen, aber meine Kehle ist wie ausgetrocknet, ich bringe nur ein heiseres Krächzen hervor. Mühsam drücke ich mich von den Fliesen hoch, leicht schwankend stehe ich auf, inmitten einem Kreis besorgter Gesichter. "Mir geht es gut.", murmele ich leise, "Ich brauche keine  Arzt.", tief atme ich durch, versuche, einen klaren Kopf zu kriegen, und meine dann, schon um einiges sicherer: "Ich brauche nur endlich einen Helikopter."

"Leon?", German kommt auf  mich zu und legt mir eine Hand auf die Schulter, "Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Du solltest dich zumindest hinlegen und dich ausruhen. Du siehst wirklich nicht gut aus." Mit einer harschen Bewegung wische ich seine Hand von meiner Schulter und sehe German dann fest an: "Hinlegen können wir uns, wenn wir Violetta aus den Fängen dieses Psychopathen befreit haben. Denn sie wird auch keine Zeit haben, sich auszuruhen." Meine Gesichtszüge verhärten sich, ohne ein einziges weiteres Wort wende ich mich von meinen Teams ab und fahre mit dem Aufzug bis auf das Dach des Studios, wo auch endlich mein Helikopter wartet.

Wortlos steige ich ein und gebe dem Piloten den Befehl, einen bestimmten Ort anzufliegen, der mir gerade eben in den Sinn kam. Denn, als Maria den illegalen Menschenhandel Dominics, Valerias und Alexandras aufdeckte, da hat sie aus genau dieser Halle die Opfer der drei befreit. Es wäre Dominic zuzutrauen, dass er Violetta genau dort gefangen hält, nur, um seine tote Freundin an seiner Rache teilhaben zulassen.... 

Der Gebäudekomplex ist etwa 50 Kilometer vom Studio entfernt, demnach landen wir nach relativ kurzer Zeit. Die letzten 500 Meter gehe ich zu Fuß, ganz dämlich bin ich schließlich auch nicht... Aber erst, als ich mit meiner Waffe im Anschlag dabei bin, die Tür aufzutreten, wird mir erst bewusst, wie blöd ich bin. Wenn Dominic Violetta hier festhält, dann ist er nicht alleine. Aber da muss ich jetzt durch. Ich kann nicht auf Verstärkung warten. Ich muss Violetta endlich befreien, ganz egal, welches Opfer ich dafür bringen muss...

Einmal noch hole ich tief Luft, dann trete ich mit voller Wucht die Tür auf. Sie knallt lautstark gegen die Wand, aber nichts rührt sich. Wachsam betrete ich das Gebäude, laufe durch all die Nebenzimmer der Halle, aber nichts regt sich. Niedergeschlagen lasse ich meine Waffe sinken, ich kann nicht verhindern, dass eine Träne sich aus meinem Auge stiehlt. Jetzt habe ich wirklich gar nichts mehr. Keinen einzigen Anhaltspunkt.

Es tut mir leid, Vilu. Aber ich habe versagt.

Es wird kritisch, denkt ihr nicht auch? Leon will wirklich aufgeben, er denkt wirklich, dass er versagt hat.... Und ihm bleibt nur noch ein einziges Kapitel Zeit, um Vilu zu finden... Schafft er das? Oder hat er vielleicht ganz andere Pläne??? Hält er das überhaupt noch weiter so durch?

Und was ist mit Vilu? Wie lange wird sie noch die Schmerzen und die Misshandlungen ihres Körpers ertragen können??

Oh Mann, nur noch ein verdammtes Kapitel und dann der Epilog... Das kann doch gar nicht zu schaffen sein...

Happy End oder nicht, was denkt ihr?

Und wenn Leonetta wieder vereint sein sollte, ist dann nicht alles anders, als es mal war? Werden ihre Seelen wieder zueinander finden, oder wurde die Fähigkeit zu lieben für immer begraben??

Fragen über Fragen.... Morgen kommt das letzte Kapitel und am Sonntag der Epilog... Ich kann es immer noch nicht fassen. Hoffentlich kann ich euch auch mit diesen letzten Kapitel noch ein wenig erfreuen...

Euer Aennchen_01❤️❤️❤️

Die Liebe und der ganze Rest [Violetta FanFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt