Violettas POV
"Vilu...Violetta? W...Wie meinst du das?", das blonde Mädchen vor mir sieht mich fassungslos an. "Entschuldige bitte...", jetzt bin ich noch verwirrter, "Aber ich weiß wirklich nicht, wer du bist..." Tränen steigen in ihren Augen hoch. Verdammt. Das wollte ich definitiv nicht. Aber was soll ich denn tun? Mein Kopf ist wie leer gefegt... Sollte ich alle diese Leute kennen?
Langsam nähert sich uns jetzt auch der Rest der Gruppe, ein braunhaariger junger Mann legt der Blondine einen Arm um die Taille und versucht, sie zu beruhigen. Dabei starrt er mich mit einem unergründlichen Ausdruck in den Augen an, bis er irgendwann anfängt, mit mir zu sprechen: "Violetta... So heißt du doch, oder?", erwartungsvoll sieht er mich an, ich nicke, "Erkennst du irgendjemanden aus unsere Gruppe?" Noch einmal lasse ich meinen Blick über die jungen Leute um mich herum gleiten, aber nichts. Ich habe das Gefühl, dass ich sie kennen sollte, aber ich erkennen niemanden, also verneine ich seine Frage. "Sag mir, was ist mit deiner Familie? Bist du alleine hier? Was ist mit deinen Eltern, hast du Geschwister?" Erstaunen macht sich in mir breit. Was hat denn jetzt meine Familie mit diesen Leuten zu tun? Aber ich tue ihm den Gefallen: "Ich habe einen Bruder, Federico. Mein Vater heißt German und meine Mutter, Maria, ist bei einem Autounfall gestorben..." Ich erwarte, dass er Mitleid mit mir hat, aber er wirkt nur noch verwirrter. "Und deine Freunde? Hast du einen festen Freund? Wer ist deine beste Freundin und wie sehen sie aus?", die Fragen werden immer kurioser. "Ich bin in keiner Beziehung, aber ich hatte bis vor nicht allzu langer Zeit einen Freund, Leon. Er ist groß, hat grüne Augen und dunkel blonde, manchmal auch braune Haare. Meine beste Freundin heißt Ludmila, sie ist eher klein, hat lange, blonde Haare und braun-grüne Augen. Wieso fragst du mich das alles? Wer bist du überhaupt? Wer seid ihr und was macht ihr in meiner Garderobe?", langsam aber sicher werde ich immer unruhiger. "Violetta...", ihre Augen sind weit aufgerissen, "Wie heißt deine beste Freundin mit Nachnamen?" Verwirrt halte ich inne: "Ferro." Stumm hält mir diese geschockte junge Frau, die nur wie ein Abbild ihrer Selbst erscheint, ein kleines Stück Papier entgegen... Es sieht aus wie ein... Personalausweis. Erschrocken mache ich einen Satz nach hinten. Das soll sie sein? Das ist sie? "Ludmila.", flüstere ich krächzend. Mir hat es die Sprache verschlagen. "D...das kann doch nicht sein...", ich spreche mehr zu mir selbst, als zu allen anderen, "Und... und wieso erkenne ich dich nicht?" Panisch raufe ich mir die Haare und beginne, in dem engen Raum, auf und ab zu laufen. Zwischenzeitlich bleibe ich vor dem Typ stehen, der mich die ganzen Dinge gefragt hat: "Bist du... Leon? Nein. Du hast keine grünen Augen.", etwas blitzt in seinem Blick auf. Enttäuschung. Kann das denn sein? "Bist du mein Bruder?", meine Stimme wird immer leiser, ich schäme mich so sehr. ich schäme mich dafür, dass ich noch nicht einmal meinen Zwilling wieder erkenne.
Plötzlich fliegt die Tür schon wieder auf, diesmal ist es wirklich der Arzt, begleitet von Ross. Ich schmeiße mich sofort in seine Arme, was ihn überraschen zu scheint. Stumm mustert er die kleine Menschenansammlung um mich herum und streicht mir beruhigend über den Kopf, während ich mit meinen Tränen sein T-Shirt durchweiche. "Hey... Vilu...", seine Stimme ist sanft, "Was ist denn passiert? Hast du wieder Schmerzen? Alles wird wieder gut..." "Nichts wird wieder gut.", schluchze ich laut auf, "Ich erkenne weder meinen Bruder, noch meine Freunde." Ich weine immer mehr, mein Schluchzen wird immer heftiger. Jetzt starrt Ross mich fassungslos an, dann sucht sein Blick hilfesuchend den des Doktors, aber er scheint auch ein wenig überfordert zu sein... "Miss Castillo, könnten Sie mir das genauer erklären?", seine Stimme klingt ziemlich unruhig, offenbar ist es nicht normal, dass eine kerngesunde Siebzehnjährige die Fähigkeit des Erkennens verliert. "Diese Leute... Scheinbar meine Freunde... Sie kamen in meine Garderobe, aber ich wusste nicht, wer sie waren. Sie haben mich ausgefragt, ich sollte ihnen meine Freunde und meine Familie beschreiben, ihre Namen nennen. Und dann hat sie", ich deute auf Ludmila, "Mir ihren Ausweis gezeigt. Sie ist meine beste Freundin und ich weiß das nicht. Verdammt, ich musste raten, um meinen Bruder zu erkennen! Ich weiß ganz genau, wie sie aussehen. Ich weiß jedes Detail. Ich habe ein klares Bild vor Augen. Aber ich erkenne mein Leben nicht mehr!"
Leons POV
Ich bin so versunken in dem Anblick meiner Schwestern, dass ich gar nicht mitbekomme, wie Maxi das Zimmer betritt und sich aufgebracht mit Naty unterhält. Sie scheinen zu diskutieren, aber das bekomme ich erst mit, als Maxi ausruft: "Wir haben aber keine Wahl!"
"Was ist los?", frage ich irritiert. Ein Blick auf die Uhr an der der Wand verrät mir, dass ich fast einen Stunde lang in dieser Position verharrt habe. Verrückt. Maxi wirft Naty einen bedeutungsvollen Blick zu, sie scheinen jetzt ohne Worte weiter zu streiten. Irgendwann platzt mir der Kragen und ich meine gefährlich ruhig: "Die Wahrheit. Jetzt." Naty seufzt auf und wirft einen letzten, grimmigen Blick in Maxis Richtung, allerdings fängt er sofort an zu sprechen: "Es ist so... ich habe gerade einen Anruf von Federico erhalten...", angespannt spitze ich die Ohren, "Sie waren gerade alle zusammen bei Violetta, aber der Besuch war eher ein Schock als eine Erlösung." "Was ist passiert?", knurre ich, Böses ahnend. "Violetta hat niemanden von ihnen erkannt. Sie erinnert sich an jeden, aber sie erkennt weder ihren Bruder, noch ihre Freunde." Mit offenem Mund starre ich ihn an. "Fede hat mich gebeten, sofort zu ihnen zu kommen, also musste ich ihm notgedrungen sagen, dass wir in Deutschland sind. Aber wir haben wirklich keine Wahl. Noch weiß keiner, dass wir bei dir sind, aber wir müssen dich jetzt zurück nach Buenos Aires bringen. Violetta braucht dich jetzt. Wir hoffen, dass sie wenigstens dich erkennt... Also pack deine Sachen, unser Flieger geht in drei Stunden... ich habe auch schon mit der Berliner Staatsanwaltschaft telefoniert. Die Zusage für das Sorgerecht wird wahrscheinlich morgen eintreffen, du fliegst also zusammen mit Naty vor, ich komme mit deinen Schwestern nach, sobald es möglich ist. Und jetzt beeil dich."
Ich habe zwar noch nicht alles so wirklich begriffen, aber ich setze mich schnell in Bewegung und schnappe mir meinen immer noch gepackten Koffer. dann renne ich ins Wohnzimmer, Angi und Charly sind wohl gerade aufgewacht. Sie mustern mich überrascht und ein wenig misstrauisch, aber ich habe jetzt keine Zeit für große Erklärungen. Ich drücke den beiden jeweils einen Kuss auf die Stirn und rufe im Gehen: "Maxi wird sich um euch kümmern und euch alles erklären. Wir sehen uns morgen!" Sie schauen mich perplex an und öffnen den Mund, fragend blicken sie zwischen mir und den beiden anderen hin und her. Aber ich habe jetzt keine Zeit.
Mit einem lauten Krach fällt die Tür hinter mir und Naty ins Schloss.
Glaubt mir, ab dem nächsten Kapitel könnte es spannend werden;)
Wie findet ihr denn dieses hier? Leon scheint Vilu ja wirklich retten zu wollen...
Hab euch lieb,
Aennchen_01<3<3<3
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Die Liebe und der ganze Rest [Violetta FanFiction]
FanfictionVioletta hat zusammen mit ihrer Familie und ihren Freunden schon viele Probleme gemeistert, aber eigentlich stecken sie noch mitten drin. Hinzu kommt die frische Liebe zwischen Leon und ihr, deren Standfestigkeit erst noch auf die Probe gestellt wer...