42. Kapitel-Ich muss dahin!

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Violettas POV

Still liege ich da. Bewegungslos. Zu still. Mit aller Macht, die ich irgendwie aufbringen kann, hindere ich meinen Körper daran, zu atmen. Ich halte die Luft an, presse meine Nase und meinen Mund in den übelrechenden Teppich direkt unter mir, weigere mich, die verpestete Luft einzuatmen. Meine Lunge wehrt sich, mein Inneres bäumt sich auf, verlangt nach Sauerstoff, aber ich verhindere das alles, so gut wie es geht... Langsam aber sicher werden meine Gedanken langsamer, ich kann mich kaum noch konzentrieren. Bunte Flecken fangen an, am Rande meines Sichtfeldes zu tanzen und meine werden schwer. Die Kraft weicht aus meinen Armen und Beinen, ich liege einfach nur noch platt da, wehre mich nicht mehr gegen den Drang meiner Lunge, bringe aber auch nicht mehr genug Kraft auf, um ihren Bitten nachzukommen...

Gerade in dem Moment, in dem der Drang nach Sauerstoff so groß wird, dass ich glaube, in Ohnmacht zu fallen, löst sich das Gewicht von mir und meine Lungen saugen gierig die Luft ein, fast selbstständig füllen sie sich mit Sauerstoff. Mein Herz rast.

Jemand rüttelt leichten mir, Hände berühren meinen Körper und drehen mich auf die Seite, eine panische Stimme ruft meinen Namen. "Violetta... Villa... Violetta!!" Ich kann nicht antworten, habe keine Kraft mehr, um ein einziges Wort hervorzubringen. Mein rasselnder Atem geht immer noch extrem schnell, meine Lungen arbeiten auf Hochtouren. Aber die Stimme hört nicht auf, meinen Namen zu rufen... "Violetta... Violetta...Vilu... Sag doch etwas..." Aber meine Augen bleiben geschlossen. Ich will sie nicht öffnen. Ich will nicht, dass die Gedanken in meinem Kopf wieder klarer werden... Ich will einfach nur sterben!

Aber das scheint mir nicht vergönnt zu sein... Eine andere, mir eindeutig unbekannte Stimme ruft vom anderen Ende des Raumes zu der Person, die immer noch über mir hockt: "Sie darf nicht einschlafen! Sorg dafür, dass sie endlich die Augen aufmacht!" Wieder geht das Gerüttelt durch, diesmal stärker. Außerdem merke ich, wie schwere Schritte auf mich zukommen. Sie hören auf und ich spüre die in meiner direkten Umgebung einen weiteren Körper, jetzt verklingt auch der letzte Stoß, der mir verpasst wurde. Erleichtert löse ich meine verkrampften Muskeln ein wenig und drifte wieder ein wenig weiter in diese surreale Welt ab, die sich mir schweigend geöffnet hat. Die Tore scheinen mich fast schon zu rufen. Ihre lieblichen Stimmen hallen in meinen Ohren nach: "Komm zu uns... Hier wirst du all deine Sorgen und all dein Leid vergessen könne... Hier gibt es keine Schmerzen... Du musst nur zu uns kommen..." 

Fest entschlossen, diesem ganzen leid ein Ende zu setzen, bewegt sich mein Unterbewusstsein auf dieses Tor zu, ich bin nur noch Zentimeter von dem Übergang entfernt, da bemerkt mein Bewusstsein etwas. Ich höre, besser gesagt spüre, einen scharfen Windstoß. Ich versuche, diesem Geräusch eine Bewegung zuzuordnen, aber ich begreife zu spät... Schon höre ich den klatschenden, hallenden Aufprall einer Hand, die zielsicher mitten in mein gedichtgetroffen hat. Geschockt und entgeistert reiße ich die Augen auf, panisch versuche ich, meinen Blick zu fokussieren, aber er bleibt verschwommen... In Trance hebe ich eine Hand an mein Kinn, scheinbar wurde ich wirklich fest getroffen. Wie paralysiert hebe ich die Hand und lege sie auf die Quelle der Flüssigkeit. Ich weiß, dass es Blut sein muss, aber dennoch zucke ich vor den roten Tropfen, die in meinem Kleid fest sitzen, zurück...

Plötzlich spüre ich wieder eine Hand, sie legt sich zart auf meine Schulter, jemand spricht mit mir, aber ich kann nicht verstehen, was derjenige sagt... Mit einem sanften Ruck werde ich hoch gezogen, mit immer noch starken Schmerzen lehne ich mit dem Rücken an der Wand, eine wieder andere Person drückt mir ein Tuch ins Gesicht. 

"Violetta... Violetta... Vilu!", diese penetrante Stimme hört einfach nicht auf, meinen Namen zu rufen, also drehe ich mich irgendwann mit schmerzverzerrtem Gesicht um. Verschwommen erkenne ich... Ross? Ich weiß es nicht, ich bin mir nicht sicher... Immer wieder schieben sich Gesichter, die meinen Gedanken entspringen, vor sein Gesicht, total verwirrt sitze ich einfach nur da und flüstere heiser: "Wer bist du?" "Hey, Villa, ich bin's nur. Ross...", antwortet er mir und zieht mich dann vorsichtig in eine leichte Umarmung. Erleichtert lasse ich mich gegen seine Schulter sinken und schließe einfach die Augen....

Leons POV

Ich schlage meine Augen auf und fühle mich schlecht. Richtig schlecht. aber nicht körperlich schlecht... Seelisch schlecht. Ich glaube, so fühlt man sich, wenn man weiß, dass man, bevor man eingeschlafen ist, einen unschuldigen Menschen umgebracht hat. Das ist es. Ich fühle mich schuldig. Schuldig, weil ich mein Herz, meine große, echte Liebe, gestern schon wieder zum Weinen gebracht habe... Hoffentlich geht es ihr gut. Ein dumpfes Gefühl in der Magengrube versucht nämlich gerade, mich vom genauen Gegenteil zu überzeugen...

Als ich nach einiger Zeit das Gefühl habe, wirklich wach zu sein, stehe ich langsam auf und gehe in die Küche, aus der ich Stimmen höre. Ich trage immer noch die selben Klamotten wie gestern, wer mich ins Bett gebracht hat, weiß ich nicht.

Im Türrahmen bleibe ich stehen, plötzlich bin ich hellwach und sehr wachsam. Vor mir sitzen sowohl meine zwei Schwestern, als auch zwei unbekannte Personen am Küchentisch, alle haben sie mir den Rücken zugewandt. "Was soll das hier werden?", frage ich laut, so dass sich die vier erschrocken zu mir umdrehen. Anti springt sofort auf, sie kommt auf mich zugeraunt und klammert sich an meinem Hals fest, um mich zu umarmen. Reglos stehe ich da. Ich reagiere weder auf ihre Hände, die an meinen Haaren ziehen, noch auf ihre Stimme, die mich fragt, ob es mir besser geht. ich fixiere die beiden "fremden" Menschen, die mich ebenfalls mustern, allerdings um einiges weniger geschockt, als ich. Naty und Maxi.

"Was macht ihr hier?", stoße ich entgeistert hervor und suche Halt an einem Stuhl. Das hier bringt mich irgendwie ziemlich aus der Fassung... "Weißt du nicht mehr? Gestern Abend?", angestrengt versuche ich, mich auf Angus Stimme zu konzentrieren, "Natalia hat dich ins Bett gebracht nachdem sie und Maximiliano uns hierher begleitet haben. Sie mussten dich fast tragen..." Krampfhaft suche ich nach der Erinnerung, die eigentlich in meinem Kopf eingeschlossen sein sollte, aber da ist nichts, einfach nichts. Stumm lasse ich mich auf einen der freien Stühle sinken, versuche zu begreifen, was in den letzten Stunden passiert sein muss..."Warum seid ihr in Berlin?", frage ich noch einmal und hoffe diesmal auf eine andere Antwort. "Wir waren auf der Such nach... ihr... Aber das hat sich ja jetzt ergeben... Das du hier warst, davon hatten wir keine Ahnung...", antwortet mir Naty leise, ihre warmen Augen mustern mich mitfühlend.

Einer plötzlichen Eingebung zu Folge springe ich auf. Mein Stuhl wird von mir gestoßen und fliegt ein paar Meter weit, bis er gegen die Wand prallt. Tonlos sage ich: "Ich muss nach Buenos Aires. Jetzt."

Sososo, da ist das nächste Kapitel... Große Pläne im Hause Vargas, nicht? Schafft Leon das? Kommt er mit diesem Plan an Naxi vorbei? Und was ist mit seinen Schwestern? Wie geht es jetzt mit Vilu weiter? Wird sie weiterhin versuchen, sich umzubringen? Oder findet sie ihr inneres Gleichgewicht wieder? 

Leute, es bleiben nur noch acht reguläre Kapitel, dann heißt es Abschied nehmen... Deshalb wollte ich euch jetzt schon mal etwas fragen:Wollt ihr, dass ich nach diesem Buch ein anderes schreibe?

Und ich hätte noch eine kleine Bitte an euch, die ihr in nächster Zeit eventuell noch öfters zu hören bekommt: Bitte schreibt mir in die Kommentare, welches Lied ihr am meisten mögt: En Mi Mundo, Te Creo oder Habla Si Puedes? Schon mal danke für eure Hilfe:)

Euch allen eine gute Nacht, schlaft schön und träumt süß.

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Die Liebe und der ganze Rest [Violetta FanFiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt