Kapitel 15

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"Jenny? Jenny was ist denn los?" Verdammt, warum musste Tiffany auch in den unpassensten Momenten auftauchen? "I-Ich hab mir an der blöden Tür die kleine Zehe gestoßen- weißt du wie weh das tut?", ich lachte gespielt überrascht auf. Es war gelogen, ich hatte mir nicht die Zehen gestoßen- zumindest war das nicht der eigentliche Grund warum ich heulend in der Ecke saß. Gut es war der Grund warum ich saß- aber Tiffany wollte ja nicht wissen warum ich saß sondern nur warum ich heulte... Ich stemmte mich vom Boden hoch und humpelte kurz auf sie zu bevor ich 'versuchte meinen rechten Fuß zu belasten'. Jaja, so schlimm war es nicht, aber ich musste so tun als hätte ich mir die verdammte Zehe gebrochen, damit Tiffany mir glaubte. "Geht's wieder?", sie lächelte mich mitleidig an und ich nickte und erwiederte lachend "Ich bin ja kein Waschlappen!" Ich wischte mir noch schnell verstohlen über die Wangen und verließ dann das Badezimmer Richtung Essbereich, bevor Tiffany sich noch mehr Gedanken über meine Heulattacke machen konnte. Gott, ich war so dumm. Es gab Menschen mit richtigen Problemen und dann gab es mich die heulend am Badezimmerboden saß weil... Na toll ich weiß noch nicht einmal warum! Ich sitze also grundlos heulend auf dem Badezimmerboden- na bravo! Ich seufzte setzte ein Lächeln auf und ging auf die Gäste zu, die gerade erst bei der Tür herein kamen. Ich wieß sie an einen Tisch, stellte mich vor und nahm ihre Getränkebestellungen auf, während ich ihnen die Speisekarte reichte. Dann kam ich das nächste Mal mit Getränken zurück und nahm ihre Essensbestellung auf. Etwas später servierte ich das Essen und so weiter... Zehn Minuten vor Ende meiner Schicht, zumindest vor Ende meiner offiziellen Schicht (ich half danach oft  noch beim Aufräumen, Getränke nachfüllen, was auch immer so anfiel), kam vier neue Gäste an einen meiner Tische. Ich ging, wie immer lächelnd, auf den Tisch zu und stellte mich vor, als ich nach ihren Getränkewünschen fragte, begann ich bei einer älteren Dame, eine Frau die ich auf mitte 70 schätzte. Ihre kurzen Haare waren zu Locken gedreht und sie war sehr stark geschminkt. Was mir aber noch mehr auffiel als ihr Make up, war ihr Schmuck. Sie trug mehrere Ringe an einer Hand und die Diamanten in ihrer Kette und in ihren Ohrringen wirkten äußerst echt. Als sie mir sagte, was sie trinken wolle, war sie mir doch irgendwie sehr sympathisch " Für mich bitte einen Sex on the Beach und bitte acht Tequila Shots- also keine Angst die sind für alle", dann beugte sie sich näher zu mir und flüsterte"Wir wollen heute nämlich die Kuh rauslassen, wir haben was zu feiern!", und dann zwinkerte sie mir zu "Mama, du meinst die Sau rauslassen!", kicherte nun eine anfang 40 Jährige Frau gegenüber von der alten Dame. Ich musste grinsen und notierte mir schnell die Getränke "Was Tequila Shots betrifft, kann ich ihnen hier nicht weiterhelfen, aber wenn sie später in den Nebenraum, also zur Bar gehen, können sie dort die K-Sau rauslassen", erklärte ich ihr und sie nickte vergnügt. Nun wandte ich mich dem etwa gleichaltrigen Mann neben ihr zu und er knurrte mit tiefer, aber überraschend freundlicher Stimme "Für mich ein großen Bier. Eiskalt, aber ohne Eiswürfel!" Ich nickte und schrieb auch seine Bestellung auf meinen Block. Dann ging ich weiter in der kleinen Runde und blickte in bekannte und sehr überraschte Augen.

Für eine Mirkosekunde erschrak ich, doch ich fasste mich sofort wieder und beschloss professionell zu bleiben "Was kann ich Ihnen bringen?" Tristan blinzelte mich ein paar Sekunden lang an, bevor er erwiederte"Kann ich kurz mit dir reden?" Ich unterbrach mein Lächeln nicht und antwortete "Ich arbeite, also was kann ich di-Ihnen zu trinken bringen?", in unserem Restaurant siezten wir sogar fünf Jährige und selbst das war mir nie schwer gefallen, aber es war ziemlich seltsam Tristan zu siezen. Und wenn ich ganz ehrlich sein sollte, musste ich zugeben, dass er mir ziemlich oft über den Weg lief und ich deswegen schon bei meinem Babysitterjob unfähiger geworden war, als ich es mit zehn war. "Einen white Russian. Kann ich bitte mit dir reden?!", er klang ziemlich gereizt. Was hatte ich ihm denn jetzt getan?! "Tut mir sehr leid, einen white Russian führen wir hier nicht." "Dann einen Long Island Icetea", er stand auf und kam um den Tisch herum auf mich zu. Ich blinzelte ein paar Mal weil er mich ziemlich überraschte. Mir blieb aber ansonsten keine andere Möglichkeit zu reagieren, da er mich am Oberarm packte und mich in den hinteren Teil des Lokals zog. Als er mich losließ fasste ich mich wieder einiger Maßen und schlug ihm gegen den Oberarm "Hast du sie nicht mehr alle?! Willst du dass ich meinen Job verliere?! Was hast du überhaupt für ein Recht mich wie eine Gefangene durch das Restaurant zu ziehen?! Und warum in Gottes Namen bist du so angepisst?!", zischte ich ihn an, weil ich nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen wollte, aber meiner Wut unbedingt Luft machen musste. "Jenny, was machst du hier?" Ich blinzelte ein paar Mal. War das etwa sein Ernst? Hatte er wirklich gerade vier berechtigte Fragen ignoriert um auf eine total überflüssige Frage eine total offensichtliche Anwort zu bekommen. "Ich arbeite! Und du hältst mich davon ab!" Ich wollte gerade an ihm vorbei gehen und seinen Tisch zu Ende bedienen, weil ich a) meinen Job nicht verlieren wollte und b) so kurz davor war Tristan zu ohrfeigen. Ich wusste nicht woher diese plötzliche Wut auf ihn kam, aber sie begrub mich unter sich wie eine Steinlawine. "Das sehe ich, aber ist das nicht zu viel für dich?", Tristan hielt mich an meinem Handgelenk fest und zog mich an sich ran. "Wieso sollte es zu viel für mich sein? Du kennst mich nicht! Du weißt nichts über mich, also lass mich in Ruhe!", ich stürmte an ihm vorbei in Richtung Tische, doch nach ein paar Schritten atmete ich tief durch und schloss die Augen für eine Sekunde oder vielleicht auch zwei, bevor ich mich wieder umdrehte und zu ihm zurück ging. "Hör zu, es tut mir leid. I-Ich wollte dich nicht so anfahren, ich kann es nur einfach nicht leiden bei der Arbeit gestört zu werden. Weißt du ich schulde meinem Chef echt was, dass er mich überhaupt eingstellt hat vor fast zwei Jahren, und dass komplett ohne Vorkenntnisse, ohne je irgendwo gekellnert zu haben und ich möchte nicht, dass er sich von mir verarscht vor kommt, weil ich anstatt zu arbeiten, hier hinten rumstehe und mit dir rede. Du hast meine Nummer, wir können schreiben oder telefonieren, wenn meine Schicht zu Ende ist, ok?", ich lächelte ihn leicht an und drehte mich um, als er nickte, um zurück an die Arbeit zu gehen. Als wir wieder an dem Tisch ankamen, setzte Tristan sich und ich wiederholte " Also, für Sie einen Long Island Icetea?" Tristan lächelte, nickte und ich erwiederte sein lächeln, bevor ich mich, wie ich vermutete, an seine Mutter richtete und ihr die gleiche Frage stellte wie den anderen Personen an diesem Tisch "Bitte einen...", sie biss sich auf die Lippe, wandte ihren Blick ab, atmete kurz durch und antwortete schließlich "Einen Apfelsaft". Ich nickte und lächelte sie an, als hätte ich nichts bemerkt.

Als ich zwei Stunden später zuhause ankam, hätte ich mich am liebsten einfach nur in mein Bett geworfen und geschlafen, doch ich hatte noch ziemlich viele Hausübungen  auf, also machte ich mir eine große Starbuckstasse schwarzen Kaffee und setzte mich an meinen Schreibtisch.Ich atmete tief durch bevor ich meine Mathe Sachen auspackte und begann die Aufgaben zu lösen. Um zwei Uhr morgens waren alle Fächer abgedeckt und ich zog mir meinen Pyjama an. Als ich mich gerade in mein Bett werfen wollte, fiel mir noch ein, dass meine Mutter mich ja gebeten hatte die Wäsche zu machen, also hängte ich schnell die Wäsche aus der Waschmaschine auf und stopfte 'frische' Schmutzwäsche hinein. Ich beschloss morgen nach der Schule sofort zu bügeln, damit meine Mutter nicht allzu wütend war, dass ich es übersehen hatte. Vollkommen erschöpft ließ ich mich in mein Bett fallen und wie schon so oft in den letzten Wochen schlief ich, noch bevor ich das Laken berührt hatte...






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