Kapitel 3

29 6 0
                                        

Ich stellte meine Schuhe in einen der dafür vorgesehenen Schränke und öffnete die Tür zum Wohnzimmer. Genau in diesem Moment ging etwas zu Bruch. Und ich hörte einen Schrei. Zuerst zuckte ich zusammen- doch dann erkannte ich ihn wieder. Meine Mutter war heute also nicht traurig sondern wütend- und wahrscheinlich war ihr gerade ein Glas runter gefallen.


Naja so ganz falsch lag ich gar nicht, nur dass es kein Glas war sondern ein Teller. "Mama?", ich wusste was zu tun war, auch wenn ich es hasste. "Was gibts zu essen? Oh mein Gott wie sieht's denn hier aus? Achja, was ich dir noch sagen sollte... ich habe heute eine Verwarnung vom Direktor bekommen, ist aber halb so wild, ich habe nur ein paar Zettel bekritzelt und-" "WIE BITTE?! EINE VERWARNUNG?! BIST DU NOCH GANZ DICHT??? WIE KANN MAN NUR SO BLÖD SEIN? ICH DACHTE IMMER DU WÄRST VERNÜNFTIG JENNY!!! WIESO? WIESO MUSST DU MICH NUR IMMER WIEDER AUF'S NEUE ENTÄUSCHEN?!" Sie rüttelte mich an den Schultern. Ihr letzter Satz schmerzte mich, weil ich irgendwie die Befürchtung hatte, dass er war sein könnte. Dass ich sie wirklich immer wieder entäuschte. Doch da musste ich jetzt durch "Alter, Mama! Jetzt reg dich doch nicht gleich so auf! Ist ja erst meine erste Verwarnung! Ich hab ja eh noch zwei."


BAM


Damit hatte ich nicht gerrechnet. Ich musste sie provozieren, damit sie ihre Wut rauslasste, ansonsten würde sie sie nur immer weiter in sich reinfressen und das wollte ich nicht. Allerdings hatte sie mich noch nie geschlagen. Doch gerade in diesem Moment schien ihr alles zu viel geworden zu sein und sie hatte mir mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Ich hörte ein Geräsch, wie ich es ansonsten nur von CrashIce kannte. Bzw. von Eiswürfeln die zu CrashIse verarbeitet wurden. Erschrocken taumelte meine Mutter ein paar Schritte zurück und schlug die Hände vor den Mund.

Ich spürte Blut aus meiner Nase sickern und nahm mir aus der Küche schnell ein Taschentuch. Als ich zurück ins Wohnzimmer kam stand meine Mutter immer noch da wie eine Statue. Langsam taute sie wieder auf und begann wieder zu atmen."Alles ok, Mama? Willst du mir nicht sagen was los ist?" Sie starrte mich an. " Es tut mir leid Mama. Ich wollte dich nicht entäuschen, aber..." Der Schmerz hatte sich von meiner Nase auf mein ganzes Gisicht ausgebreitet und ging langsam auch auf meinen restlichen Kopf über.


"Steig ins Auto, ich fahr dich ins Krankenhaus", war alles was meine Mutter über ihre Lippen brachte, doch ich schüttelte den Kopf "Ich habe keine Zeit. Ich habe morgen Matheschularbeit und bin für vier zum Kellnern eingetragen. Außerdem können wir uns momentan keinen Krankenhausaufenthalt leisten. Und schau mal- es hat schon aufgehört zu bluten!" Ich zog das Taschentuch von meiner Nase weg und grinste sie unter meiner geschwollenen Nase an. Der Schmerz war unbeschreiblich, doch ich schaffte es ihr zu zeigen, dass es mir gut ging. "Jenny, es tut mir leid, ich wollte dich wirklich ni-" "Spar's dir Mama, alles halb so wild!" Ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange, wobei ein heftiger Schmerz meine linke Gesichthälfte durchschnitt und stolperte ein Stockwerk tiefer in mein Zimmer und begann Mathe zu lernen.


Der Schmerz in meinem Gesicht hörte nicht auf, doch ich ignorierte ihn einfach so gut es ging. Um halb vier lief ich ins Badezimmer, entfernte all das Blut aus meinem Gesicht und schminkte mich solange, bis ich einfach nur seltsam und nicht merh verprügelt aussah. Anschließend fuhr ich mit dem Rad zu dem Restaurant in dem ich im Moment arbeitete.


Lead Me Out Of The DarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt