"N-Nein...!" Der Mann sah mich mitfühlend an "Es tut mir leid. Ihre Schwester ist bereits innerlich verblutet, wir konnten nichts mehr für sie tun." Mein Herz verkrampfte sich und ich konnte nur schwer atmen "Nein, sie kann nicht... Sie darf nicht..." Er legte den Kopf schief, doch meine Sicht verschwamm. Sie konnte nicht tot sein. Mein Brustkorb verkrampfte sich und ich spürte nur noch leere in mir. "Wir haben alles getan, aber der Tumor, hatte ihre Lunge zerquetscht, es war wahrscheinlich besser so. Sie muss furchtbar gelitten haben..." Ich hörte seine Worte nur noch gedämpft. Sie konnte nicht tot sein, das war ein schlechter Witz. "Wo ist sie?!", meine Stimme war rau und fordernd, doch das war mir egal. Ich musste zu ihr. "Ich denke nicht, dass Sie-" "Seh' ich etwa so aus als interessiere es mich was sie denken?! Ich will zu ihr! Jetzt!!!" Ich stand auf und ging auf ihn zu, meine Hände waren zu Fäusten geballt. Zögernd nickte er und zeigte mir den Weg. Sie war mit einer Plane zu gedeckt und als ich diese verschob, sah ich ihr bleiches Gesicht. "Jenny..." In diesem Moment konnte ich nicht mehr, ich griff nach ihrer eiskalten Hand und meine zweite wischte meine Tränen von ihrem Gesicht "Jenny..." Ich sah sie mir genau an, wieso, wieso war sie gestorben? Sie hätte es schaffen müssen! Sie konnte nicht tot sein. "Jenny, steh auf...bitte! Ich flehe dich an!" Ich hasste mich dafür, dass ich sie nicht eher zu der OP gedrängt hatte. "Verdammt, Jenny!" Immer mehr Tränen trafen ihr Gesicht und meine Hoffnung, dass sie nur einen geschmacklosen Witz machte sank. "W-Wieso? Wieso tust du mir das an? Bitte, steh einfach auf!" All meine Pläne die ich gemacht hatte, Dinge, die ich mit ihr unternehmen wollte, tauchten vor meinem inneren Auge auf. Wieso hatte ich nicht früher auf dieses verdammte Piepsen reagiert?! Nur weil ich eingeschlafen war, war sie nun tot! Ich würde nie mit ihr Pancakes machen können, oder mit ihr Riesenrad fahren. Ich würde nie mehr mit ihr reden- ihre Stimme hören. Ich würde nie mehr sehen, wie sie sanft kicherte wenn sie nervös war oder wie sie behauptete dass es ihr gut ging, obwohl sie am liebsten los weinen würde. Ich würde sie nie wieder in den Arm nehmen können. Sie war fort. Und es war meine Schuld, sie hätte es überleben müssen, aber ich war nicht in der Lage sie zu retten! Ich war derjenige der sie umgebracht hatte, nicht der Tumor, nicht der Krebs- ich war es. Weil ich die OP immer weiter hinausgezögert hatte, weil ich nicht sofort auf dieses verdammte Piepsen reagiert hatte. "Jenny, steh auf, verdammt!" Ich ließ ihre Hand los und umarmte sie. "Los, wach auf!", flüsterte ich in ihr Ohr. Doch sie rührte sich nicht. Sie war eiskalt und starr und ich wusste, dass sie nicht aufwachen würde. Ich wusste, dass sie mir nie mehr sagen würde, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Sie würde mich nie mehr umarmen, oder sie darüber aufregen, dass ich in ihr Zimmer eingebrochen war. Sie war fort. Und sie hatte mich allein gelassen. Ich legte sie sanft zurück auf die Trage und stand widerwillig auf. "Jenny...Ich liebe dich...und das wird sich nie ändern." Ein letzter Kuss auf ihre Stirn und ich verließ den Raum.
Draußen setzte ich mich auf den Boden, ich muss Jennys Mutter anrufen. "Bitte, kommen Sie." "Was ist passiert?!", ich wollte es ihr eigentlich nicht am Telefon erzählen, aber vielleicht war es besser wenn sie es früher erfuhr. "Jenny", ich hollte rasselnd Luft "Sie hat es... nicht geschafft." Allein diese Wörter auszusprechen versetzte mir einen Stich und alles fühlte sich noch realer an. Am anderen Ende der Leitung war Stille, doch dann ertönte ein tuut und ich wusste dass sie aufgelegt hatte. Bitte lass das alles nur einen Albtraum sein. Vielleicht bin ich ja eingeschlafen, als ich in der Kathedrale saß. Vielleicht, bin ich auch auf den Kopf gefallen. Sie kann nicht tot sein. Bitte.

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Lead Me Out Of The Dark
Teen FictionDies ist die Geschichte von Jenny, einem sechzehnjährigen Mädchen. Sie hat zwei Jobs, um ihre Mutter finanziell zu unterstützen während diese mit Jennys Vater mitten in einem Scheidungskrieg steckt. Ihr Leben verbrachte sie stehts nur damit zu arbei...