Die nächsten Tage verliefen in Zeitlupe, um die Aufmerksamkeit meiner Mutter nicht zu erregen, gingen Tristan und ich weiter zur Schule, auch wenn er mehrfach versuchte, mich zum Aufhören zu bewegen: "Das Leben ist zu kurz!" Und niemand wusste das so gut wie ich, doch das sagte ich ihm nie. Ich wusste genau was ich tat. Ich musste in der Schule nicht mehr aufpassen, das war mir klar, deswegen verbrachte ich die Stunden damit, mir jede Feinheit von Tristans Gesicht an zu sehen. Mir fiel auf, dass er in letzter Zeit immer mehr Falten bekommen hatte, seine Haut wurde immer grauer und er hatte dunkel Schatten unter den Augen. Innerhalb der letzten Woche war er um Jahrzehnte gealtert. Ich musste irgendetwas dagegen tun... Ich konnte nicht zulassen, dass er sich meinetwegen noch kaputt machte!
"Ist etwas?", Tristan hatte meine Blicke bemerkt und sah mich erschrocken an. "Ich liebe dich, Tristan." Überrascht sah er mich an, doch er erwiderte mit einem Lächeln "Ich dich auch, Jenny." Ich wandte mich von ihm ab und begann nachzudenken. Wie konnte ich ihm nur helfen? Immerhin könnte ich ihn jetzt nicht mehr verlassen. Dieses Mal würde er mich nicht gehen lassen. Die einzige Möglichkeit ihm zu helfen, war es gesund zu werden. Und das geht nur wenn er den Deal mit seinem Großvater einging. Und wenn er das tat würde er auf ewig in dessen Firma festsitzen und müsste seinen Traum Schriftsteller zu werden aufgeben. Andererseits könnte er bestimmt nebenbei schreiben, oder einen Assistenten anstellen, der die Arbeit für ihn erledigt, während er schreibt... "Jenny? Jenny! Es hat geklingelt!" , Tristan stupste mich leicht an und sah mich erwartungsvoll an, anscheinend war die sechste Stunde soeben zu Ende. Ich blinzelte verwirrt und stand auf. Als ich jedoch seinen Blick erwiderte, überkamen mich plötzlich so heftige Kopfschmerzen, dass ich auf die Knie sank und mir den Kopf mit den Händen festhielt. "Jenny?! Jenny! Ist alles in Ordnung? Was ist los?" Ich wollte ihm sagen, dass mein Gehirn gerade versuchte mir meine Schädeldecke zu brechen, doch als ich den Mund öffnete, wusste ich nur noch eines: Ich musste sofort zu einem Mülleimer. Ich sprang auf, an Tristan vorbei und hielt meinen Kopf gerade rechtzeitig über den Kübel, den in diesem Moment sah ich mein Frühstück und mein Abendessen vom Vortag wieder. Tristan war sofort bei mir und hielt mir die Haare. Es war mir so unangenehm, dass er mich so sah, fast noch unangenehmer als der Gemüseauflauf, der mir gerade zum Hals raus gekommen ist. "Tristan, bitte geh weg." "Jenny, nein. Lass uns zu einem Arzt gehen, Doktor Caves hat gesagt-" Ich seufzte, ich wusste, dass Widerstand zwecklos war. Ich wusch mir den Mund mit Wasser aus und verließ, trotz der immer noch anhaltenden Kopfschmerzen, mit Tristan zusammen die Schule.
Im Krankenhaus mussten wir einige Zeit warten, bis Doktor Caves Zeit hatte... Wir machten ein Röntgen und warteten dann auf seine Erklärung. "Jenny, dein Hirntumor wächst rasant er muss so schnell wie möglich entfernt werden um langfristige Hirnschäden zu vermeiden." "Können sie den Arzt von dem sie sprachen bis morgen herfliegen lassen?" "Tristan, ni-" "Doch, Jenny. Ich habe schon mit meinem Großvater gesprochen. Ich bekomme das Geld heute noch. Jenny, du musst leben. Wenn du das tust ist alles andere egal!" Ich seufzte, das wollte ich nicht. Ich wollte nicht, dass er sein Leben in der Hölle verbrachte, nur damit ich für noch mehr Geld starb. "Ja klar kann ich machen. Und Jenny, wir werden dann während der OP sehen wie stabil dein Körper ist. Solltest du stabil genug sein, könnten wir die Gamma-Bestrahlung gleich anhängen, aber wahrscheinlich nicht, da beide Eingriffe sehr anstrengend für den Körper sind." Ich nickte. Also würde ich morgen operiert werden? "Jenny, wir behalten dich am besten gleich hier. Du darfst bis zur OP nichts essen. Ich hol dir eine Krankenschwester, die dich in ein Zimmer bringen wird. Tristan, die Besuchszeit endet um 19 Uhr, aber Familienmitglieder dürfen länger bleiben; Stiefbruder dürfte passen", fügte er mit einem Zwinkern hinzu und verließ das Zimmer.
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Lead Me Out Of The Dark
Teen FictionDies ist die Geschichte von Jenny, einem sechzehnjährigen Mädchen. Sie hat zwei Jobs, um ihre Mutter finanziell zu unterstützen während diese mit Jennys Vater mitten in einem Scheidungskrieg steckt. Ihr Leben verbrachte sie stehts nur damit zu arbei...