Kapitel 35

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"Muss ich wirklich mit?", fragte ich mit der Hoffnung Yaren würde sagen 'Nein'.

"Ja", sagte sie streng. "Yaren, warum ich?", fragte ich seufzend.

"Weil ich dich nicht alleine hier lassen will. Außerdem will ich das du mit mir kommst!", sagte diese bestimmerisch. Erneut seufzte ich.

"Ab-", sie unterbrach mich. "Kein Aber", fauchte diese.

"Jetzt zieh dir das an, dann schminke ich dich und mache deine Haare", befahl sie mir.

Widerwillig packte ich das hellblaue Kleid, was auf Yaren's Bett lag und lief ins Bad.

Ich lehnte mich direkt an die Tür und atmete tief ein und aus. Das Gefühl, dass ich ersticke verschwand nicht.

Diese Leere in mir schmerzte, dieses Verlangen meine bessere Hälfte neben mir zu haben, statt Yaren brachte mich um. Natürlich mochte ich Yaren, doch Songül liebte ich.

Mein sehnlichter Wunsch zu wissen, ob Can mich vermisst, brachte mein Herz zum schnellen schlagen gegen meine Brust.

Das Verlangen bei meinen Bruder zu sein, von ihn in den Arm genommen zu werden war kaum auszuhalten.

Meine Gedanken, die sich um meine geliebte Tochter drehten, wollten nicht mal für eine Sekunde verwinden.

"Gülcan?", rief Yaren. "Ein Moment", rief ich mit einer kräftigen Stimme.

Schnell schlüpfte ich in das hellblaue schlichte Kleid. Es war Perfekt, denn es zeigte keine Haut.

Ich schaute noch einmal ins Spiegel, wo ich mich mit meinen ausdruckslosen Augen musterte.

"Gülcan los", schrie Yaren und schlug gegen die Tür. Lachend schloss ich die Tür auf, als ich sie öffnete musterte mich Yaren und hielt sich anschließend ihre Hand vorm Mund.

"Gül", sagte meine Freundin erstaunt. "Es ist Perfekt", sagste sie mit einer piepsige Stimme. Lachend bedankte ich mich.

"Jetzt setz dich", sagte sie streng und zog mich in ihr Zimmer. Sie drückte mich mit Leichtigkeit auf das schwarze Lederstuhl.

Ich schaute lachend zu ihr: "Ich hab nichts gesagt", lachte ich.

"Warte, ich komme", rief sie und rannte aus den Zimmer. Nach einigen Minuten kam sie mit ein Teller, wo Essen drinne lag, ins Zimmer gerannt.

Fragend schaute ich zu ihr. "Du bist ja abgemagert", sagte sie schulterzuckend. "Ich habe kein Hunger", widerredete ich.

"Du isst", schrie sie mich wortwörtlich an und schaute mir wütend ins Gesicht.

Sie nahm ein Abschminktuch und wischte mein Make-Up ab. "Gül", rief sie geschockt.
"Schläfst du überhaupt?", fragte sie auf meinen dunkelen Augenringe deutend und schaute schockiert in meinen ausdrucklosen Augen.

"Ich hatte die schon immer", lächelte ich gezwungen, nach meiner Lüge. Sie nickte musstrauisch. Sie fing an mein Gesicht dezent zu schminken und glättete meine Haare.

"So wunderschön", sagte sie und begutachtete mich mit ihren braunen Augen. Sie hatte ihre Haare hoch gesteckt und hatte sich ebenso dezent geschminkt. Ihr rotes Kleid, was ab ihrer Taile breiter wurde und ärmellos war, stand ihr perfekt.

Sie war freizügiger als ich, jedoch übertrieb sie es wie viele nicht.

"Kizim", schrie ihre Mutter von unten. Meine Augen füllten sich, doch ich hielt es zurück. Es verletzte mich, denn meine Mutter hat mich auch so gerufen, als sie alle auf mich warteten.

"Beeilt euch", rief sie. "Bereit?", fragte mich Yaren lächelnd. "Ich finde es keine so gute Idee", sprach ich verzweifelt. Mein Herz riet mich von ab, jedoch lies Yaren es nicht zu.

"Du hast nicht mal gegessen", fauchte diese. "Jetzt komm", rief sie und zog mich runter, wo ihre Eltern auf uns warteten.

"Meine wunderschönen Mädchen", sagte Mehmet Amca sanft und schaute uns liebevoll in die Augen.

Mein Leben war eine Lüge, genau wie dieses hier, was ich seit sieben Monaten anfing. Sie dachten ich sei abgehauen von meiner Pflegefamilie, weil sie mich schlecht behandelt hatten.

Ich wollte mir deren enttäuschten Blicke nicht vorstellen wenn sie nach sechs Monaten oder so erfahren, dass es eine lüge war.

Man sagt im Islam, dass Zina eine Sünde ist, doch jemanden zu verletzen innerlich, sowohl äußerlich ist eine viel größere Sünde.

Can zum Beispiel hat beides gemacht. Zweimal.

"Auf geht's", sagte Yaren und wir stiegen ins Auto, wo wir fast drei Stunden drinne verbringen werden.

Doch meine Anwesenheit war ein Fehler, ein großer Fehler, den Yaren und ihre Eltern wahrscheinlich nie verzeihen werden. Ich weiß nicht warum, aber anhand ihrer Blicke war ich nicht sicher, ob sie mir verzeihen werden. Doch ich hoffte dafür.

Gülcan & Can - Wird das lange halten?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt