Kapitel 43

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Sie wollte gerade reden, doch ich hielt meine Hand hoch. "Lass mich wenigstens ausreden", sagte ich leise. "Bitte", bettelte ich schon fast.

"Geh", sagte Yaren streng.

"Amca bitte, lasst mich es erklären. Dann gehe ich", bittete ich.

"Geh", fauchte Yaren.

"Yaren sus", sagte Amca streng. [Türkisch; sei leise]
"Komm rein", sagte er. Und ich schaute dankend zu ihn.

Ich nahm meine Tochter aus den Wagen, die stumm da saß und lief rein.

"Warum?", fragte Yaren plötzlich den Tränen nahe.

"Ich war ein ganz normales glückliches Mädchen ohne Probleme. Als ich eines Tages Nachhause kam und meine Eltern begrüßte kam sie mir direkt, dass ich heiraten werde, ich sei erwachsen genug", fing ich an. "Sie haben mich verkauft, für Geld. Mekne Mutter machte das Anfangs aus Angst mit, ich haute von Zuhause ab. Ich hing an meinen Eltern, an ihr Geld, an ihre Liebe. Ich hatte keine Wahl, sie würden mich eh finden", ich atmete tief ein und eine Träne floss mir die Wange entlang.

"Ich war so glücklich, meine Eltern waren alles für mich. Meine Mutter ist es immernoch, sie erhoben beide ihre Hände gegenüber mir. Nach neunzehn Jahren. Meine Mutter bittete mich um Verzeihung. Sie versprach mir Schutz, während mein Vater mich wie Luft behandelte", sagte ich und lächelte. Ich legte Ilayda auf den Boden ab.

"Mein Vater sah mich als 'Geldbringerin', deshalb wollte er mich. Den ein Sohn würde kein Geld bringen, eine Tochter schon", sagte ich.

"Ich verlor meine Ehre. Mein Vater stellte mich schlecht dar, deshalb wollte Can's Mutter sehen, ob ich noch Jungfrau war", ich fing an zu schluchzen es tat in der Seele weh, diese Erinnerung. Ein Blick auf Yaren's Schwester zeigte mir, wie sie meine Tochter in der Hand hielt und Ilayda schlief.

"Meine Mutter drohte Can, er solle mich nicht anfassen. Sie war machtlos. Wie ich. Sie war so gebrochen und ich merkte es nie", sagte ich.

"Ich lernte Ömer kennen, der Junge an meinen Zufluchtsort. Seine Augen, wie dieser meines Vaters. Doch ich merkte nie, dass er mein Bruder ist. Das Ilayda ihn ähnlich sah und wir beiden uns ähnlich sahen. Er war seit der ersten Sekunde ein Bruder für mich. Als ich auf die Welt kam ließ mein Vater ihn zu Adoption frei", ich biss meine Zähne zusammen. "Er ist fünf Jahre älter. Ich fand die Zettel im Schrank meiner Mutter. Aus Wut auf mein Vater war ich da", erzählte ich durcheinander.

"Ilayda war ein Monat alt. Sie war ungewollt meinerseits. Cans Mutter wollte eine Enkelin. Sie sperrte mich erneut mit Can in ein Raum und er tat natürlich was seine Mutter wollte. Ich war in Mardin, bevor ich es rausfand", sagte ich und verkrampfte.

"Meine beste Freundin, meine Schwester wollte doch nur heiraten und meine Mutter wollte doch meine Oma besuchen, die fast sterben wird", ich fing an zu heulen.

Mein Blick hob sich. Alle schauten mich an, doch ich konnte nicht mehr. Ich wollte es nicht aussprechen.

"Was ist passiert Gülcan?", fragte Amca sanft.

"Taxi Unfall, sie ist gestorben. Meine Mutter ist gestorben, meinetwegen. Vielleicht könnten sie sie widerbeleben, doch ich ließ nicht los. Ihr Herz hatte aufgehört zu schlagen", erzählte ich, dass was mich innerlich umbrachte. Es war meine Schuld.

"Ihr Puls hatte vorher aufgehört zuschlagen. Der Krankenwagen war zu spät, aber ich müsste loslassen. Sie waren doch Ärzte oder nicht? Sie müssten sie doch am Leben halten?", fragte ich und mied wie die ganze Zeit über jeden Blick.

"Omg", hörte ich die geschockte Stimme von Yaren.

"Als ich sah, dass es meiner besten Freundin gut ging, flog ich zurück. Natürlich umarmte ich sie vorher", sagte ich.

"Can war auch da, in Mardin. Er lag neben mir als ich auf der Straße einschlief", gestand ich.

"Ich habe meine Mutter getötet", sagte ich schuldbewusst. "Dann war ich nicht einmal auf ihrer Beerdigung", wimmerte ich. "Ich werde in der Hölle zurecht brennen", sagte ich. "Insh'allah, denn ich habe es verdient", gab ich lachend von mir. Ein schützendes Lachen.

"Alles in meiner Stadt erinnerte mich an meine Mutter. Ich musste weg. Erst fuhr ich zum Haus von Can's Eltern, wo seine Schwester auf meine geliebte Tochter aufpasste".

"Ich nahm sie mit, als seine Schwester duschen ging. Ich ging zu Ömer, und vertraute ihn meine Tochter an. Bei Songül würde Can sie wieder kriegen, dass wollte ich nicht. Sie ist meine Tochter und verdient das Beste.
Ich überlegte, ob ich wirklich die Stadt verlassen sollte. Nach der Mailbox Naricht von Roya, meine Beste Freundin auf dem Haustelefon hörte, konnte ich es nicht fassen. Sie hatte tatsächlich eine Affäre mit einen verheirateten Mann. Das gab mir den letzten Kick, um weg zu gehen", sagte ich etwas wütend und traurig.

"Ich bin hier auf Beinen, wegen die Worte meiner Mutter. Ich kämpfe für sie; meine Tochter, Ömer und meiner Schwester, die ich nie hatte", sagte ich Stolz.

Ich hob mein Blick. "Gül-", "Nein, lass mich reden, bitte", sagte ich ruhig.

"Ich bin her gekommen, habe jeden Tag eine Maske aufgesetzt, habe euch kennen gelernt und dank euch einen Job gehabt", ich lächelte dankend.

"Ich kam hier her und log woe gedruckt, ich wollte kein Mitleid oder so. Ich wollte neu anfangen", erklärte ich. "Alles vergessen", sagte ich. "Ich wusste ihr seid enttäuscht, wenn ihr erfahrt, ich bin verheiratet, habe Familie und war nie Waise"

Tief atmete ich ein. "Doch ich habe neu angefangen ohne allen, neu angefangen, euch als Familie gesehen. Aber ich wusste genau irgendwann kommt die Wahrheit ans Licht", ich atmete laut aus.

"Ich labber gerade scheiße, ich wollte mein Namen auch ändern, doch diesen Namen gab mir meine Mutter", sagte ich schwach lächelnd. Im Moment war ich die Ruhe in Person.
"Und ich bin das, was meine Mutter liebt, deshalb will ich mich nicht ändern, ich habe bloß meine Vergangenheit verleugnet", erklärte ich ruhig.

"Wisst ihr außer in Soltau und Bayern war ich noch nirgends, also in Deutschland", sagte ich.

Ich spürte verwirrte Blicke auf mir. "Alle denken ich hätte diesen Ort rein aus Zufall gewählt", redete ich weiter. "Ich habe das auch gedacht, wirklich".

"Aber so war es nicht, das war meine Mutter's Lieblingsstadt", gab ich lachend von mir. "Sie wäre vielleicht enttäuscht von mir, weil ich abgehauen bin und Songül, meine Beste Freundin alleine ließ. Aber ich glaube", stellte ich meine Vermutungen klar. "Dass sie verdammt stolz ist im Moment. Denn ich habe mich meinen Problemen gestellt. Ich habe mich bei meiner besten Freundin endschuldigt und bei euch. Ich lebe, obwohl ich schon seit acht Monaten mir mein Leben nehmen konnte", gab ich glücklich von mir.

"Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen", sagte ich und stand auf.

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40K - Danke ❤️ [7.November]

Gülcan & Can - Wird das lange halten?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt