Prolog

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Die Tasse gleitet aus meinen Händen. Für eine Sekunde ist es still. Es ist die Sekunde, in der es scheint, als könnte man alles rückgängig machen. Die Zeit anhalten. Es verhindern. Leise nähert sie sich der Erde, wartet darauf, auf den Boden aufzutreffen. Zu zerschellen. Sich selbst zu zerstören. Es ist fast schon ein poetischer Moment. Man wird Zeuge von etwas unvermeidbarem. Man beobachtet es. Und kann nichts dagegen tun. Hilflos. Der Aufprall dröhnt schrill in meinen Ohren. Ich zucke zusammen, mein Herzschlag verdoppelt sich. Ich blicke zu den Scherben. Die braune Flüssigkeit kriecht über den Boden, bahnt sich ihren Weg, umschließt liebevoll die scharfen Kanten. Sanft. Es ist abstrakt. Kunst. Doch in Wahrheit ist es der Ausdruck meiner Angst. Meiner Angst, vor ihm.


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