Kapitel 43

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„Hast du es dir anders überlegt?", fragt er sanft. Ich sage nichts und ziehe die Tür ein Stück weiter auf. Ich sehe seine große Gestalt in der Dunkelheit auf mich zukommen, weiche einen Schritt zurück und lasse ihn ins warme Haus. Er bleibtvor mir stehen und legt seine kalte Hand an meine Wange. Ich blinzle schnell und möchte zurückweichen, doch ich unterdrücke den Impuls.

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Shane zieht seine Jacke aus und legt sie über den Sessel. „Ich dachte, dass das zwischen uns etwas Besonderes ist", sagt er und lehnt sich gegen den Sessel. Er wirkt so groß und kalt. Er ist mir so fremd. Mein Herz schlägt schnell und ich möchte nicht in seiner Nähe sein. „Ich...", sage ich und sehe ihn an. „Ich bin gleich zurück", sage ich und verschwinde in die Küche. Ich atme einmal tief durch. Was soll ich zu ihm sagen? Ich darf den Auftrag nicht verlieren, aber ich will mit Noah zusammen sein. „Was machst du?", höre ich Shane aus dem Wohnzimmer und ich zucke zusammen.

„Ich...", sage ich und sehe mich hektisch um. „Ich hole uns was zu trinken" Ich öffne den Schrank, stelle mich auf Zehenspitzen und möchte Gläser aus dem Schrank holen. Doch plötzlich spüre ich Shanes Körper an meinem Rücken. Ich sehe, wie er an mir vorbei greift und zwei Gläser aus dem Schrank nimmt. „Danke", murmle ich und fühle mich eingesperrt. Ich spüre seinen Atem an meinem Hals und versuche den Drang zur Seite zu weichen, zu unterdrücken. Meine Muskeln spannen sich an, als er mich sanft auf den Hals küsst. Ich spüre, wie er sich von mir löst und drehe mich um.

Mit zwei großen Schritten ist er am Kühlschrank, gießt meinen Orangensaft in die beiden Gläser und stellt die leere Flasche auf die Arbeitsplatte. Er nimmt die Gläser, lächelt und gibt mir eins. „Danke", murmle ich und trinke etwas. Ich spüre, wie sich die Kälte in meinem Körper ausbreitet. Doch ich weiß, dass es nicht der Saft ist, der mir einen Schauer über den Körper jagt. Shane greift nach meiner Hand und zieht mich ein Stück zu sich.

„Schmeckt er dir nicht?", fragt Shane und deutet auf mein halbvolles Glas. „Doch", sage ich schnell, doch die Flüssigkeit vibriert in meinem Glas. „Ist dir kalt?" Shane sieht mich an. Mein Herz pocht wild in meiner Brust, ich zittere. „Nein, das geht gleich wieder", sage ich und trinke noch etwas von dem Saft, in der Hoffnung, dass er mir glaubt. Shane runzelt die Stirn und geht zum Wasserkocher. „Ich mache dir einen Tee"

„Nein, das musst du nicht", sage ich, denn ich möchte, dass er wieder geht. Ich will nicht, dass er sich um mich kümmert. Er stellt den vollen Wasserkocher auf die Station, schaltet ihn ein und lächelt. „Das mache ich gerne" Er dreht sich um, holt eine Tasse aus dem Schrank und stellt sie neben den Wasserkocher. Mit einem großen Schritt ist er auf der anderen Seite und holt einen Teebeutel aus dem Regal. „Woher weißt du, wo alles ist?", frage ich und deute auf den Schrank. „Ich habe geraten", sagt er, zuckt mit den Schultern und grinst.

Er hängt den Teebeutel in die Tasse, und kommt mit großen Schritten zu mir. Der Wasserkocher zischt und dröhnt bedrohlich in der kleinen Küche. Shane legt seine Hände an meine Taille und zieht mich zu sich, doch die Kälte wird nur stärker. Ich fühle mich schwach, doch möchte nicht, dass er mich festhält. Mein Körper spannt sich an, ich umklammere das kalte Glas. „Leg dich hin, du bist ja ganz durcheinander" Sein Tonfall ist eisig, er spricht viel zu laut. Und bevor ich etwas sagen kann, schiebt er mich aus der Küche. Ich stehe im Wohnzimmer und betrachte seine Jacke über dem Sessel. Wie selbstverständlich liegt sie hier. Und doch wirkt sie wie ein Eindringling. Wie er.

Ich muss ihm sagen, dass er gehen soll. Ich kann das alles nicht mehr. Mit weichen Knien gehe ich zurück in die Küche. Shane steht mit dem Rücken zu mir. Ich bleibe stehen und sehe, wie er eine kleine braune Flasche über meine Tasse hält. Er schraubt sie zu und schiebt sie in seine hintere Hosentasche. Mein Herz klopft viel zu schnell, ich kann mich nicht bewegen. Er dreht sich um, entdeckt mich und kommt auf mich zu. „Da bist du ja", sagt er.

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