Kapitel 28

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Ich stecke mein Ticket in den Schlitz, bezahle und öffne die schwere Metalltüre zum Parkdeck. Meine Schritte hallen auf dem Betonboden, in der Ferne höre ich Schritte lauter werden. Ich lasse meinen Blick über die Autoreihen schweifen, kann niemanden sehen, beschleunige meinen Schritt, erinnere mich an den Park, merke, wie sich meine Muskeln anspannen, atme schneller, drehe mich um, sehe die dunkle Ausfahrt, versuche eine Bewegung zu erkennen, sehe den beleuchteten Treppenaufgang, sehe die Metalltüre langsam ins Schloss fallen, erreiche mein Auto, höre das Krachen der Metalltüre, sperre mein Auto auf, setze mich rein und verriegle es von innen.

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Ich lege mein Handy in die Mittelkonsole und sehe im Augenwinkel, dass es blinkt. Ich entsperre es und sehe, dass ich mehrere Nachrichten erhalten habe.

Ich traue dem Typ nicht. Wir müssen reden – Die Nachricht ist von Kim. Ich seufze. Ja, ich weiß. Wir müssen reden.

Möchtest du morgen zum Frühstücken kommen?- schreibe ich ihr und lese die nächsten Nachrichten. Sie sind von Shane.

Ich hoffe, dass du meine Uhr nicht verkaufst und dich dann ins Ausland absetzt – Ich verdrehe meine Augen. Was für ein eigebildeter Schnösel. Als ob die so teuer gewesen wäre. Ein paar Minuten später hat er nochmal eine Nachricht geschrieben: Können wir uns heute nochmal sehen?

Es ist schon spät – schreibe ich und lege das Handy in die Mittelkonsole. Ich starte den Motor doch sehe bereits eine neue Nachricht blinken.

Wie spät ist es? Ich habe keine Uhr. – ich grinse, verdrehe wieder meine Augen und erhalte die nächste Nachricht. Nur kurz.- Ich grinse über seine Hartnäckigkeit.

Kurz. Ich bringe dir nur deine Uhr. Wo bist du? – sende ich ihm, bevor ich es mir anders überlege.

Bin gleich Zuhause. Ich schicke dir meine Adresse.

Ich merke, dass ich das Lenkrad viel zu fest umklammere. Ich habe Shanes Adresse in das Navigationssystem eingegeben. Kim fand es lustig, mir schon vor Wochen eine Stimme mit Sachsendialekt einzuspeichern. „hia nü reschts fahrn", nervt mich das Ding und ich fahre nach rechts.

Ich frage mich, wie Shane wohnt, wie groß sein Haus ist, wie er eingerichtet ist. Mein Herz klopft viel zu schnell und ich erschrecke als die Sachsendame mir weitere Anweisungen gibt. Sie ist viel zu laut doch ich weiß nicht, wo ich sie leiser stelle. Ich muss mich unbedingt beruhigen.

Mein Herz klopft noch schneller, als ich in seiner Einfahrt neben einem roten Audi parke. Ich atme einmal tief durch und steige aus. Ich gehe über die Einfahrt und stelle mich vor die Tür. Über der altmodischen, runden Klingel steht:  S. Leroy   Ich lege meine Finger auf die kalte Klingel und drücke. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

Ich höre Schritte und sehe, wie er mir die Türe öffnet. Sofort strömt der Kaminholzduft auf die Straße. Shane trägt eine dunkle Jeans, ein weißes enges Shirt und sein sexy Grinsen. Ich erinnere mich sofort daran, wie sich sein Körper an meinem angefühlt hat. Er macht einen Schritt auf mich zu, stellt sich vor mich und sieht zu mir herab. Langsam beugt er sich zu mir und streicht mir eine Strähne hinter mein Ohr.

„Hey", sagt er sanft. „Hey", sage ich und verstumme, als er seine Lippen auf meine legt. Meine Nervosität ist verschwunden, ich fühle mich wohl und genieße seine Nähe.

„Also?", fragt er und hält die Hand auf. „Was?", frage ich und blicke auf seine Handfläche.

„Du wolltest mir meine Uhr zurückbringen", sagt er grinsend.

„Ich...habe sie nicht dabei", sage ich ehrlich und versinke in seinen blauen Augen. Er grinst, ich lege meine Hand in seine und lasse mich von ihm sanft ins Wohnzimmer ziehen.

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