Kapitel 32

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„Wann bekommt er sein Handy eigentlich zurück?", frage ich und gehe in die Umkleidekabine zurück. „Ich weiß es nicht", sagt Kim. „Soll ich ihm etwas ausrichten?", „Nein, ich werde bald mit ihm reden", sage ich und ziehe mein Handy aus meiner Tasche. Ich schlucke und lese die Nachricht von Shane.

Ich habe da noch ein paar Fragen an Sie, Frau Wess.

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Ein paar Fragen? Ich muss plötzlich an den unfreundlichen Beamten denken. Ich sehe seinen gelangweilten Gesichtsausdruck vor mir und seufze. Vielleicht gibt es wirklich keinen Grund zur Sorge. Vielleicht habe ich mir alles nur eigebildet? Wenn es so eindeutig wäre, würden die doch was machen. Ich blicke auf das Handy in meiner Hand und lese Shanes Nachricht nochmal.

Ich habe da noch ein paar Fragen an Sie, Frau Wess. Seine Worte erinnern mich an seine Fragen an meiner Haut. Und daran, dass er gesagt hat, er würde auf mich aufpassen. Sein Blick war so intensiv und ich merke, wie mir die Hitze in die Wangen steigt. Ich habe das Gefühl, seinen heißen Atem auf meiner Haut zu spüren. Die Erinnerung reißt mich mit, befördert mich zurück in seine Wohnung. Auf seine Couch.

Ich sehe ihn vor mir, wie er mich mit diesem intensiven Blau um den Verstand bringt. „Soll ich dich hier küssen?", fragt er an meinem Bauch. Seine raue Stimme vibriert an meiner Haut und ich atme schneller. Meine Brust hebt und senkt sich schnell. Seine Bartstoppeln kratzen sanft über meine Haut, sein Atem streift heiß über meinen Bauchnabel.

Ich weiß nicht, wie wir hier gelandet sind. In diesem Gefühlschaos, das ich nicht stoppen kann. Kim hat Recht, ich kenne ihn kaum. Doch mein Körper reagiert auf jede seiner Bewegungen. Auf jedes Wort. Auf jeden Blick. Ich hebe meinen Kopf ein Stück und sehe ihn an. Ich sehe seine Hand an meinem Shirt, sehe meinen nackten Bauch und sein Gesicht nah an meiner Haut. Er sieht mir in die Augen und ich beiße mir auf die Unterlippe. Langsam umkreist er mit seiner Zunge meinen Bauchnabel und pustet sanft über die glänzende Spur, die er hinterlassen hat. Sein heißer Atem verwandelt sich zu einem kalten Feuer und lässt meinen Bauch vibrieren.

Langsam schiebt er seinen Oberkörper zu mir, nähert sich mit seinen Lippen und sieht mir in die Augen. Ich spüre seine Finger am Saum meines Shirts. „Frau Wess", sagt er und schiebt mein Shirt ein Stück weiter nach oben. „Würden Sie sich für mich ausziehen?", seine raue Stimme vibriert an meinen Lippen, seine Worte lösen ein Feuerwerk in mir aus und seine Finger verbrennen meine Haut.

Ich will ihn küssen, doch er weicht ein Stück zurück. Ich folge seinen Lippen und merke, dass wir uns aufgesetzt haben. Er kniet über meinen Beinen, ich sehe zu ihm auf und spüre mein Herz viel zu schnell schlagen. Ich spüre seine Beine fest an meinem Körper, spüre die Hitze, die er ausstrahlt. Doch die Hitze seines Körpers ist nichts im Vergleich zu dem Feuer, das in seinen Augen lodert.

„Frau Wess?", fragt er nochmal mit rauer Stimme, „würden Sie sich für mich ausziehen?" Er spricht quälend langsam und fährt dabei mit seinen Fingern unter dem Saum meines Shirts entlang. Die sanfte Berührung setzt meine Haut unter Strom. „Ja", hauche ich und weiß, dass ich alles machen werde. Ich greife den Saum meines Shirts. Mit wild klopfendem Herzen halte ich seinem intensiven Blick stand und schiebe mein Shirt so langsam ich kann nach oben. Ich spüre, wie der Stoff über meinen Bauch gleitet. Seine Brust hebt und senkt sich schnell, sein Blick streift kribbelnd jeden Millimeter meiner nackten Haut.

„Machen Sie das mit Absicht?", fragt er mit zusammengebissenen Zähnen. „Ja", hauche ich und schiebe mein Shirt langsam weiter nach oben. Ich ziehe es mir langsam über meine Brust. Plötzlich beugt er sich zu mir, greift den Saum des Shirts, zieht es mir stürmisch über den Kopf und wirft es auf den Boden. Ich blinzle schnell und spüre seine Hand fest in meinen Nacken. Er zieht mich zu sich, presst seine Lippen hart auf meine und küsst mich mit einer Leidenschaft, die mir fremd ist.

Mit seinem Körper drückt er mich zurück auf die Couch. Sein Kuss schmeckt nach Hitze und Verlangen. Ich möchte seine Haut berühren, greife nach seinem Shirt und zerre daran. Er löst sich ein Stück von mir. Ich ziehe es ihm schnell über den Kopf und werfe es auf den Boden. Ich betrachte ihn und erinnere mich an ihn als Geschäftsmann. An seine perfekte Frisur, an den maßgeschneiderten Anzug und an seine harte Ausstrahlung. Mein Körper kribbelt bei der Erinnerung und ich genieße den Anblick, den er mir jetzt bietet. Seine Haare sehen unordentlich aus und sein intensiver Blick verbrennt meine Haut. Ich betrachte seine nackte Brust, seine breiten Schultern und beiße mir auf meine Unterlippe.

Langsam beugt er sich wieder zu mir. Seine warme Haut, der Kaminholzduft und das Gefühl seines Körpers auf meiner Haut berauschen mich. Seine Lippen sind heiß und sein Kuss strahlt die Kraft aus, die ich brauche. Er verlagert sein Gewicht und drückt mit seinem Knie meine Beine auseinander. Er presst seine Hüfte an mich und ich keuche. Langsam wandert er mit seinen Lippen über meinen Hals, zieht mit seinen Zähnen sanft an meiner Haut und mir entweicht ein Laut, der mir die Hitze in die Wangen treibt. Doch ich kann es nicht stoppen.

Sanft fährt er mit seinen rauen Bartstoppeln über die empfindliche Haut an meinem Schlüsselbein. Das zarte Kratzen fühlt sich kalt an, doch seine warme Zunge löst eine heiße Explosion auf der gereizten Stelle aus. Ich stöhne leise und winde mich unter ihm. Ich spüre seine Hand über meine Taille streichen, spüre, wie er seine Finger in meine Hose hakt und mit seinen Fingern an zwischen meinem Hosenbund und meiner Haut entlang streicht. Ich winde mich unter ihm und drücke ihm meine Hüfte entgegen. Die Hitze seines Kusses steigt ins unermessliche und ich weiß, dass ich mich verbrennen werde.

Er drückt seine Hüfte wieder an mich und ich keuche laut. Mein Körper steht unter Strom und will augenblicklich mehr. Ich greife nach seiner Jeans und öffne hastig den Knopf. „Haben Sie es plötzlich eilig, Frau Wess?", fragt er und zieht mit seinen Zähnen sanft an meiner Unterlippe. Ich keuche und...

„Pumpkin?", ruft Kim und reißt mich aus meinen Gedanken. Ich stehe in der viel zu hellen Umkleidekabine, höre Kleiderbügel klappern, höre Stimmengemurmel und das schrille Piepsen der Kasse. Ich betrachte seine Nachricht und blinzle schnell. Meine Wangen fühlen sich heiß an. Ich schüttle meinen Kopf um die Erinnerung zu vertreiben.

Ich darf nicht wieder zu ihm fahren. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Ich muss nach Hause. Ich vermisse Noah und muss mit ihm reden. Das ist mir heute klar geworden. Er wollte es mir erklären, doch ich habe dauernd an Shane gedacht. Ich habe Noah keine Chance gegeben und bereue es. Ich ignoriere Shanes Nachricht, seufze und stecke mein Handy zurück in meine Tasche.

Kim biegt in unsere Einfahrt und dreht sich zu mir. „Kannst du kurz warten, bis ich im Haus bin? Der Bewegungsmelder ist kaputt", frage ich und deute aus dem Fenster. „Na klar. Ich warte", sagt sie. Sie beugt sich zu mir, ich umarme sie und vergrabe meine Nase ihn ihrem Haar. „Bis bald, Pumpkin", sagt sie leise. „Bis bald", sage ich und steige aus dem Auto. Bevor ich die Autotür schließe, höre ich schon Helene Fischer viel zu laut aus dem Radio plärren. Ich grinse und gehe im Licht der Scheinwerfer  über die Einfahrt. Ich ziehe die Post aus dem Briefkasten und sperre die Haustüre auf.

Ich winke Kim ein letztes Mal zu und sehe, wie ihre Scheinwerfer langsam verschwinden. Ich gehe ins Haus doch fühle mich nicht mehr Zuhause. Ohne Noah wirkt das Haus so fremd. Alles fühlt sich so anders an, alles fühlt sich falsch an. Und ich weiß, dass ich alles kaputt gemacht habe.

Ich trage die Post in unser Büro und seufze als ich seinen leeren Schreibtischsuhl betrachte. Ich lege die Briefe auf seinen Schreibtisch neben den großen Kalender. Ich sehe, dass er einen Tag dick markiert hat. 12:00 Probeessen. Mein Herz zieht sich zusammen. Das Probeessen für die Hochzeit ist schon in zwei Wochen. Mit meinen Fingern fahre ich über das Wort. Ich schlucke und weiß, dass ich den Termin absagen muss. Genau wie alle anderen Termine, die mit der Hochzeit zu tun haben.

Ich drehe den Kalender um, damit ich ihn nicht mehr sehen muss, nehme die Briefe wieder vom Schreibtisch und seufze. Morgen werde ich sie ihm bringen und mit ihm reden. Das muss ich einfach. Ich stecke seine Briefe in meine Handtasche und gehe in die Küche.

Ich lehne mich gegen die Arbeitsplatte. Noah wollte mich nicht verletzten, hat er gesagt. Und ich merke, dass mir dieses Wissen gut tut. Ich weiß nicht warum, doch Kims Satz hat es etwas leichter gemacht. Langsam trinke ich meinen Saft, stelle das Glas in die Spülmaschine und gehe die knarzenden Stufen nach oben. 

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