Kapitel 31

6.3K 461 119
                                    

„Mr. Präg dir das hier genau ein, damit du mich dann wiedererkennst", flötet sie. „Den Türsteher?", keuche ich. „Jap", sagt sie und nickt, „uuuund wir treffen uns morgen" „Er ist Türsteher", sage ich gequält. „Na und?", fragt sie. „Kim. Er. Ist. Türsteher.", sage ich wieder. „Naja, er ist vielleicht nicht der Schlauste, aber mit mir muss er sowieso nicht viel sprechen", sagt sie. „Oh, Kim", seufze ich. Sie sieht mich kurz an, wackelt mit ihren Augenbrauen und grinst. Wir lachen und wissen beide, dass das nicht gut gehen wird.

- - -

Kim fährt in eine Parklücke und stellt den Motor ab. Ich lege meine Hand an den Türöffner, doch Kim kramt in ihrer Handtasche. „Was ist?", frage ich. Sie wedelt mit einem rosa Lipgloss in der Luft und klappt die Sonnenblende herunter. Ich seufze, denn ich möchte es hinter mich bringen. Kim grinst in den Spiegel und zieht sich ihre Lippen nach.

„Du bist süchtig nach dem Zeug", sage ich. „Ja", sagt sie und lacht, „ Das stimmt. Aber dir würde ein bisschen Lipgloss auch nicht schaden" Ich ignoriere sie und sehe aus dem Fenster. Ich schlucke, denn ich dachte, ich würde mich beschützt fühlen, sobald ich hier bin. Doch die graue Fassade des Gebäudes wirkt kalt und hart. Noch nie musste ich jemanden anzeigen oder eine Aussage machen. Kann ich überhaupt jemanden anzeigen, den ich nicht gesehen habe? Ich weiß es nicht, doch Kim hat Recht. Ich muss das melden, damit ich mich besser fühle. „So", sagt Kim laut. Sie klatscht in die Hände und klappt die Sonnenblende zurück, „Jetzt kann es losgehen"

Wir steigen aus und gehen langsam auf das Gebäude zu. Kim zieht die große Türe auf und lächelt unsicher. Ich gehe an ihr vorbei und betrete den dunklen Eingangsbereich. Vor uns befindet sich eine große Türe und daneben ein kleines Fenster, hinter dem ein Mann in Uniform sitzt. Wir bleiben vor ihm stehen, ich bücke mich und sehe ihn an. Er mustert uns einen Moment und schiebt dann die kleine Scheibe zur Seite.

„Hallo", sage ich freundlich, doch er nickt nur. „Äh, ich möchte eine Anzeige machen" „Zimmer 17", sagt er, nickt zur Seite und drückt auf einen Kopf. Ich höre ein metallisches Surren neben uns. Kim macht einen großen Schritt auf die Glastür zu, zieht sie auf und das Surren verstummt. Ich beuge mich nochmal zu dem Beamten hinter der Scheibe. „Vielen Dank", sage ich, doch er sieht mich nicht an. Ich komme mir blöd vor und folge Kim in die Polizeistation.

In dem langen Flur reiht sich Tür an Tür. Es riecht abgestanden und wirkt trotz der weißen Wände düster. Ich höre dunkle Stimmen, höre Schritte hinter einer Türe. Mein Herz schlägt viel zu schnell. Ich blicke auf die grauen Schilder neben den Türen. 13,...15,... „Hier", flüstere ich und deute auf das Schild mit der Nummer 17. Kim nickt. Die Türe steht einen Spalt breit offen, ich beuge mich in den Raum und sehe einen Mann hinter einem Schreibtisch sitzen. „Entschuldigen Sie bitte", sage ich und warte, bis mich der Beamte ansieht. „Ich möchte eine Anzeige erstatten", sage ich und merke, dass sich das blöd angehört hat.

Ich schätze den Mann auf Mitte Fünfzig. Er hat blondes Haar, das an den Schläfen bereits grau wird. Er sieht uns an und mustert uns. Seine Haut wirkt grau, seine hellen Augen sind ausdruckslos. „Setzen Sie sich", sagt er schließlich und deutet auf die Stühle vor seinem Tisch.

„Vielen Dank", sage ich und setze mich neben Kim. Er verschränkt seine Finger, lehnt sich auf seinen Schreibtisch und blickt zwischen Kim und mir hin und her. „Um was geht es?", fragt er.

„Ich wurde verfolgt", sage ich. Er seufzt, lehnt sich ein Stück zurück und zieht eine Augenbraue nach oben. Ich rutsche auf meinem Stuhl hin und her und sehe kurz zu Kim. Sie sieht entschlossen aus und nickt mir zu.

„Name?", fragt der Polizist gelangweilt und dreht sich zu seinen Bildschirm. „Ich...Also, ich weiß nicht, wer mich verfolgt hat", sage ich. Er seufzt genervt. „Wie IHR Name ist", sagt er und sieht mich an. Ich spüre die Hitze in meinen Wangen, senke meinen Blick und fummle an meiner Handtasche. „Lilia Wess", sage ich und höre ihn Tippen. „Wess mit zwei s", sage ich schnell und sehe ihn an. Er grinst schief und tippt mit seinem Finger zwei Mal auf seine Tastatur.

LOVE MEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt