Kapitel 27

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„Bitte, Lilia. Ich...Sie hatte Angst. Sie wurde...", sagt er und macht einen Schritt auf mich zu.

„Nicht", flüstere ich und weiche einen Schritt zurück. Ich will von ihr nichts mehr hören, blende Noahs Stimme aus, spüre eine Hand auf meiner Schulter und werde sanft zur Seite gedrückt. Jemand schiebt sich an mir vorbei.

„Oh, Entschuldigung", höre ich eine dunkle Stimme neben mir, die mir eine Gänsehaut über den Körper legt. Benebelt von dem Kaminholzduft blicke ich auf und sehe Shanes blaue Augen. Er lächelt mich an und geht an mir vorbei. Ich halte den Atem an und blinzle schnell. Ich blicke erst zu Noah, dann zu Shane.

- - -

Shane bleibt stehen und sieht mich an. „Hallo", krächze ich. „Hallo", sagt er und macht einen Schritt auf uns zu. Seine Augen leuchten, er grinst und dreht sich zu Noah. Noah strafft seine Schultern. „Steffi..., richtig?", knurrt Noah und sieht Shane abfällig an. „Nein. Shane", sagt er ernst und sieht Noah an.

Mein Herz schlägt viel zu schnell. Ich zupfe an dem Reißverschluss meiner Jacke und bevor ich darüber nachdenken kann sage ich: „Leroy. Shane Leroy" Noahs Augen weiten sich für einen Moment, dann streckt er Shane die Hand entgegen. „Oh. Herr Leroy, ich bin Noah Bloom von cONcept Markteting.", sagt er und schüttelt Shanes Hand.

„Ich weiß. Ihre Partnerin hat mir von Ihnen erzählt. Ich bin mich sicher, dass das eine...interessante Zusammenarbeit mit Ihnen wird", sagt Shane langsam. Ich atme aus, es hat funktioniert. Sie siezen sich, sie sind im Geschäftsmodus.

„Das ist wirklich ein vielversprechendes Projekt mit großer Zukunft", sagt Noah.

„Vielen Dank", sagt Shane und blickt zu mir, „ja, ich bin zuversichtlich, dass uns eine große Zukunft bevorsteht", er sieht mich einen Moment zu lange an. Ich glaube nicht, dass er von dem Auftrag spricht und merke, dass mir die Hitze in die Wangen steigt. „Aber ich möchte Sie beide nicht länger stören", sagt er und streckt Noah wieder die Hand entgegen. „Einen schönen Abend", sagt Shane. „Gleichfalls", sagt Noah und schüttelt seine Hand. Shane reicht mir seine Hand, seine Berührung lässt mich schnell blinzeln. „Bis bald, Lilia", sagt er sanft. „Bis bald", wiederhole ich und sehe ihm nach.

Ich möchte ihm folgen, möchte bei ihm sein, möchte nicht hier bei Noah sein. Shane dreht sich noch einmal zu mir um. Ich möchte in diesem Blick versinken, bei ihm fühle ich mich wohl. Bei ihm habe ich keine Zweifel. Er verschwindet in der Menge und ich drehe mich zu Noah, sehe seinen verzweifelten Blick. Doch dann tauchen die Bilder auf. Ich sehe ihn bei Nathalie, sehe seine Kommentare, ihre Email, sehe die Polizisten, sehe Shane in meinem Hotelzimmer.

„Bitte Lilia. Bitte rede mit mir", fleht Noah. Doch ich kann das nicht. Nicht heute und nicht hier.

„Es tut mir leid... ich brauche Zeit", sage ich plötzlich und lasse ihn stehen, will weg von ihm, weg von hier, drücke mich durch die Menge, vorbei an kalten Jacken, vorbei an fremden Gesichtern.

„Lilia", höre ich ihn hinter mir, doch ich drehe mich nicht um. Wie von einer unsichtbaren Macht gezogen gehe ich durch die Menge, drücke mich an den Menschen vorbei und spüre plötzlich eine Hand um meine Taille. Ich fahre herum, möchte Noah sagen, dass ich alleine sein möchte doch sehe Shanes blaue Augen. Schweigend schiebt er mich durch die Menge. Ich sehe ein leichtes Lächeln in seinem markanten Gesicht. Er hat seinen Blick starr geradeaus gerichtet, er spricht nicht.

Ich lasse mich von ihm durch die Menge schieben, lasse mich hinter eine der beleuchteten Buden ziehen und an die Holzwand drücken. Ich blinzle, als er seine Hände neben meinen Kopf legt und mich der Kaminholzduft einhüllt.

„Was machst du hier?", keuche ich.

„Du hast gesagt, dass du mich wiedersehen willst", flüstert er, „und ich wollte dich auch wiedersehen"

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