Kapitel 22

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Ich warte, bis ich Olivers Türe ins Schloss fallen höre, atme einmal tief und klopfe leise an meine Zimmertüre. Das Schloss klickt, die Türe öffnet sich ein Stück, ich spüre Shanes Hand an meinem Handgelenk und werde sanft in den dunklen Raum gezogen. Ich möchte ihn fragen, warum er hier ist, wieso er das macht. Ich habe so viele Fragen und weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ich blinzle, kann ihn in der Dunkelheit nicht sehen, doch sein Duft hüllt mich ein, legt sich um mich, lässt mein Herz höher schlagen. Sanft zieht er mich zu sich, ich spüre seinen Körper an meinem und lege meine Hände auf seine festen Oberarme, spüre seine Hand an meiner Taille, seinen Atem auf meinen Lippen. „Schön, dass du wieder hier bist", flüstert er.

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Sanft fühle ich seine Bartstoppeln an meiner Wange und flüstere: „Schön, dass du noch da bist" Das Gefühl seiner warmen Lippen an meinem Hals verwandelt mein Flüstern in ein schwaches Seufzen. Er lacht leise, seine Lippen vibrieren an meinem Hals, sein Atem bereitet mir eine Gänsehaut.

Ich schließe meine Augen und lasse mich von dem Gefühl seiner Nähe, seinem Duft, seiner Stärke und seine rauen Stimme an einen anderen Ort befördern. An einen Ort, an dem es keine Sorgen gibt, an dem ich mir keine Gedanken machen muss. Mit seinen Lippen zieht er eine kribbelnde Spur über meinen Hals, zu meinen Kieferknochen, über meine Wange und legt seine Stirn an meine Stirn. Seine Lippen sind so nah an meinen, dass es mich um den Verstand bringt.

Ich versuche es zu stoppen, versuche, mir klar zu machen, dass das falsch ist, doch ich bin zu schwach. Zu intensiv ist das Gefühl seiner Hände auf meiner Taille. Zu stark ist das Gefühl meiner Hände auf seinen Oberarmen. Zu dünn ist der Stoff, der zwischen seiner Haut und meinen Händen ist. Zu stark ist die kribbelnde Erinnerung an diesen Kuss, zu stark ist die elektrisierende Nähe seiner Lippen.

Langsam wandere ich mit meinen Händen über seine Brust, spüre wie sie sich hebt und senkt, fühle seinen Herzschlag unter meinen Händen. Ich spüre die Hitze, die seine Lippen ausstrahlen, möchte, dass er mich küsst, möchte seine Lippen auf meinen spüren, hake meine Finger in sein Shirt, stelle mich auf meine Zehenspitzen, ziehe ihn näher zu mir, und lege meine Lippen auf seine. Das Gefühl seiner Lippen, seiner Hände, sein Duft und seine Nähe explodieren in einer Leidenschaft, die mir fremd ist, lassen mich all meine Sorgen vergessen, hüllen meinen Körper ein.

Er wandert mit seinen Händen meinen Rücken abwärts und drückt mich an sich. Jede Faser meines Körpers kribbelt, ist außer Kontrolle, möchte mehr. Sanft schiebt er mich durch das Zimmer. Seine langsamen Bewegungen bringen mich um den Verstand, lösen Gefühle in mir aus, die mich mitreißen und meine Welt viel zu schnell drehen.

Schritt für Schritt folge ich ihm, gehe langsam einem großen Fehler entgegen. Jede Sekunde fühlt sich an wie endlose Minuten, doch ich möchte, dass es Stunden werden. Seine Nähe rauscht kribbelnd durch meinen Körper, schärft meine Sinne.

Ich lockere meinen Griff um sein Shirt, streiche über seine Brust, über seine Taille und gleite mit meinen Händen unter sein Shirt. Seine weiche Haut spannt sich über seinen festen Bauch. Ich streiche darüber, genieße dieses Gefühl, höre, wie er scharf die Luft einzieht. Berauscht von diesem Laut und seiner Nähe atme ich schneller und lasse es zu, dass ich seine Hände überall auf mir spüre.

Ich vergesse alles um mich herum und erschrecke, als ich das Bett an meinen Waden spüre. Ich werde für einen Moment in die Realität zurück geholt, bleibe stehen, drücke ihn sanft ein Stück von mir weg und sehe ihn an. Der Mond scheint schwach durch das Fenster, ich sehe seine blauen Augen, sehe die Umrisse seines Körpers, sehe, wie sich seine Brust hebt und senkt, höre seinen Atem. Ich weiß, dass es ab hier kein zurück mehr gibt. Und ich will nicht zurück. Er ist mir plötzlich so vertraut, ich fühle mich seltsam geborgen in seiner Nähe. Sein Blick ist so intensiv, dass ich es nicht aufhalten kann und meine Hände in seinen Nacken lege. Ich spüre seine Hände an meinem Gesicht, er zieht mich zu sich, legt seine Lippen auf meine und ich begehe einen großen Fehler.

Die Sonne scheint mir ins Gesicht, ich blinzle und öffne meine Augen. Ich sehe die schneebedeckten Berge, erinnere mich, dass ich in einem Hotelzimmer in der Schweiz bin. Ich drehe mich auf die Seite und entdecke Shane neben mir. Oh, verdammt. Ich kneife meine Augen zusammen, hoffe, dass er verschwunden ist, wenn ich sie wieder öffne. Langsam öffne ich ein Auge. Verdammt. Mein Herz klopft schnell.

Er liegt auf dem Bauch, ich betrachte seinen Körper und erinnere mich an das Gefühl meiner Hände auf seiner nackten Haut. Ich muss den Drang unterdrücken, mit meiner Hand die Konturen seiner Rückenmuskeln nachzuzeichnen. Ich habe es zugelassen, dass er mich küsst, dass er mich berührt, dass er mir mit jedem Kleidungsstück ein Stück meines Verstandes geraubt hat. Ich habe es zugelassen, dass er bei mir geblieben und mir den Kopf verdreht hat. Ich will es unterdrücken, doch ich kann es nicht verhindern und merke, dass ich grinse.

Vorsichtig schiebe ich die Decke zurück, steige aus dem Bett und schleiche ins Bad. Ich vermeide es so lange es geht, mich im Spiegel anzusehen, denn ich fühle mich, als wäre mir der Betrug ins Gesicht geschrieben. Es fühlt sich alles so fremd an und ich will nicht darüber nachdenken, ob das richtig oder falsch war, ob es eine Zukunft mit ihm gibt oder nicht. Ich kann es nicht rückgängig machen und habe das Gefühl, mit meinem Make up einen Fehler zu überdecken, eine Maske aufzutragen.

Mein Herz schlägt schneller, als ich Shanes Schritte im Flur höre. Ich beobachte ihn über den Spiegel, als er das Badezimmer betritt. „Guten Morgen", sagt er leise. „Guten Morgen", flüstere ich und merke, dass mir die Hitze in die Wangen steigt. Seine Haare sind zerzaust, ich erinnere mich an meine Finger in seinem Haar, erinnere mich, wie ich ihn zu mir gezogen habe. Immer wieder. Ich sehe sein Grinsen, erinnere mich an seine Lippen auf meiner Haut, an die Gänsehaut, die sie hinterlassen haben. Ich betrachte seinen nackten Oberkörper, erinnere mich an seinen Anblick im halbdunklen, erinnere mich an das Gefühl seiner Haut auf meiner Haut.

Ich schlucke und lächle ihn verlegen über den Spiegel an. Das blau seiner Augen ist intensiv, er stellt sich hinter mich, legt seine Hände auf meine Taille, zieht mich an sich. Ich spüre seine nackte Brust an meinem Rücken. Sanft streicht er meine Haare zur Seite. Ich erinnere mich an seine Bewegungen, seine Berührungen, seine Laute, seinen Duft. Er beugt sich zu mir und verteilt sanfte Küsse auf meinem Hals. Ich sehe uns über den Spiegel an, sehe seine breiten Schultern hinter mir, sehe seine dunklen Haare, sehe seine Lippen auf meiner Haut. Mein Körper kribbelt bei diesem Anblick. Wie schön er ist. Wie gut er mir tut. Wie anders er ist. Wie aufregend und sexy er ist.

Ich muss verhindern, dass er weiter macht. „Ich muss mich anziehen. Oliver holt mich jeden Moment zum Frühstück", sage ich leise. Shane brummt an meinem Hals und bereitet mir mit seinen vibrierenden Lippen eine Gänsehaut. Ich drehe mich um, drücke ihn sanft ein Stück zurück und schlüpfe in meine Bluse. Shane stellt sich vor mich und beobachtet mich grinsend. Ich schließe die oberen Knöpfe meiner Bluse, doch vergeblich, denn kaum bin ich beim letzten angekommen, hat er sie bereits wieder geöffnet. Ich beginne von vorne. Er ebenso und ich verdrehe die Augen.

„Oliver kommt gleich", sage ich leise und schiebe seine Hand weg. Endlich schließe ich erfolgreich alle Knöpfe, streiche meine Bluse glatt und atme einmal tief durch. Shane legt seine Finger unter mein Kinn und hebt es an. „Du wirst das super machen", flüstert er und küsst mich zärtlich. Meine Knie werden weich und ich weiß, dass es nicht wegen der Präsentation ist.

„Lilia?", höre ich Olivers Stimme durch die Türe, bevor er leise klopft.

„Ich muss los", flüstere ich.

„Ich fahre nach Hause", sagt er an meinen Lippen und ich nicke.




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