Kapitel 30

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„Überfordert?", keuche ich. „Naja, er war ganz schön überrumpelt, als die hier bei euch so plötzlich aufgetaucht sind. Und außerdem hat es ihn überfordert, dich so verletzt zu sehen. Er wollte dich doch nicht verletzen, Pumpkin", sagt Kim sanft.

„Hat er das gesagt?", frage ich vorsichtig. „Ja. Mehrmals", sagt sie. „Und warum hat er es mir dann nicht erklärt?", frage ich leise. „Das wollte er gestern doch. Aber du hast ihn stehen lassen und bist zu diesem Sven", sagt Kim. „Shane", flüstere ich, doch ich weiß, dass sie Recht hat.

- - -

Das ist alles zu viel für mich. Ich merke einen Druck in meinem Magen und ein Kribbeln in meiner Speiseröhre. Ich springe auf, halte mir die Hand vor den Mund, trample die Treppen nach oben ins Badezimmer und übergebe mich.

„Oh, Pumpkin", seufzt Kim nach einer Weile hinter mir. Tränen laufen mir über die Wangen. Ich drücke auf die Spülung, lehne mich an die Badewanne und lege meine Arme um meine Knie. Ich atme tief durch und sehe Kim an. Sie reicht mir eine kleine Flasche und setzt sich gegenüber auf den Boden. Sie hat sogar an Wasser gedacht. Ich lächle sie an und nehme die Flasche.

„Was denkst du?", fragt sie schließlich und ich merke, dass mir wieder schlecht wird. Ich trinke einen Schluck und schraube die Flasche wieder zu. Kim sieht mich besorgt an.

„Ich habe Angst", sage ich leise, „mir hätte das gleiche passieren können wie Nathalie...ich wurde verfolgt, verdammt...ich weiß nicht mehr, was ich denken soll"  Kim rutscht zu mir, legt ihren Arm um mich und zieht mich an sich. Ich denke an Shane und bin so dankbar, dass er so schnell im Park war. Er hat vielleicht etwas Schlimmes verhindert.

„Du musst zur Polizei gehen", sagt sie und sieht mich an. „Bitte. Ich komme mit dir mit. Aber du musst das melden", sagt sie und ich weiß, dass sie Recht hat. „Ich bin froh, dass Shane so schnell da war", sage ich leise.

„Ach, und wo kam dein Superlover eigentlich so plötzlich her?", fragt sie. „Er heißt Shane", sage ich zum gefühlt hundertsten Mal und betone seinen Namen. Sie verdreht die Augen. „Ich habe ihn angerufen, schon vergessen?", frage ich. „Aha. Und dann kam er nach ein paar Minuten angerannt, weil er ganz zufällig in der Nähe war. Shane ist ja ein richtiger Held", sagt Kim und zieht eine Augenbraue nach oben.

„Er wohnt in der Nähe", sage ich und erinnere mich daran, wie ich zu ihm gefahren bin. In Gedanken ziehe ich eine Luftlinie von seiner Adresse zum Park und merke, dass er eigentlich gar nicht so nahe am Park wohnt.

„Er wohnt in der Nähe? Du warst also schon bei ihm Zuhause?", fragt Kim. Ich antworte nicht. „Ich verstehe dich nicht", sagt Kim und seufzt. „Du bist schon so lange mit Noah zusammen. Ihr habt so viel erlebt, ihr versteht euch blind und ihr wollt heiraten. Und das lässt du dir gerade alles kaputt machen", sagt sie. Tränen brennen in meinen Augen und ich bleibe stumm.

„Was denkst du dir dabei?", fragt sie, doch ich kann nicht antworten, denn sie plappert einfach weiter. „Der Typ taucht plötzlich auf, verdreht dir deinen hübschen Kopf und du fängst an, an Noah zu zweifeln? An deinem Noah! Du kennst ihn so lange, du kennst seine Familie. Du hast ihm vertraut. Was weißt du eigentlich über deinen Superlo..." sagt sie doch ich ziehe eine Augenbraue nach oben. Sie seufzt. „Was weißt du über Shane?", fragt sie.

Und da sitzen wir. Auf den kalten Fließen und ich erzähle von Shane. Ich erzähle, wie er mich im Park angesprochen hat. Ich erzähle, dass ich seine Nummer unter meinem Scheibenwischer gefunden habe. Ich erzähle von dem Abend in der Bar, von seinem blöden blauen Cocktail und lache. Doch Kim lacht nicht. „Du weißt also gar nichts über ihn", sagt sie ernst und ich sehe sie an. „Ich weiß, dass mein Herz wie verrückt schlägt, wenn ich ihn sehe", flüstere ich.

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