Lunas Beine zitterten unkontrolliert, ob nun wegen der Kälte oder der Aufregung wusste auch sie nicht genau. Das Adrenalin durchflutete sie, raste durch ihre Venen und schärfte so ihre Sinne. Neben sich vernahm sie das schmatzende Geräusch ihrer Beute, die sich durch den Morast des Waldes schlug. Ein lautes Knacken, gefolgt von einem Knall ließen sie zusammenzucken. Ein Baum war von dem Dämon, den Luna und Alec gemeinsam jagten, beiläufig umgerissen worden. Dieses Monster hatte einen massigen Körper, wobei die Beine recht kurz wirkten. Seine Haut sah aus, als sei sie mit Schlamm und Blättern überschüttet worden und aus diesem erdigen Gebilde ragten vorne am Kopf zwei Augen heraus, die in einem bedrohlichen Rot die Gegend absuchten.
Der verhängnisvolle Tag brach schon mit einem bewölkten Himmel an, die Sonne schien davon geradezu verschluckt zu werden. Alec wollte sich nichts sagen lassen, hatte sich stattdessen bis zum Morgengrauen in seinem Zimmer eingesperrt. Auch auf Lunas Bitten hin kam keine Antwort. Sie sammelte schließlich einige ihrer Unterlagen zusammen und hatte den Versuch unternommen, sich wenigstens theoretisch vorzubereiten, obgleich sie noch nicht wussten, was für einer Art Dämon sie gegenüber stehe würden. Aber ihre innerliche Ruhe ließ sich nur so etwas befriedigen.
Das Wesen, das eine schleimige Spur hinter sich zurückließ, kroch weiter in Richtung Dorf, welches Luna und Alec beschützen sollten. Luna drückte sich gegen den Baumstamm, hinter dem sie hockte und suchte die Gegend nach Alec ab. Sie war verunsichert, mehr noch als sie erwartet hatte, doch der Grund dafür lag klar auf der Hand. Dieses Wesen war neu. Neu in dem Sinne, dass es keinerlei Aufzeichnungen davon gab. Sie konnte es in keine der bekannten Kategorien einordnen und somit würde ein strategischer Kampf kompliziert werden. Den Atem anhaltend, schlich sie weiter durch das Dickicht, konnte Alec immer noch nicht ausmachen. Wo hatte er sich nur versteckt?
Das Rauschen ihres Pulses machte er schwierig, sich auf die Geräusche des Dämons zu konzentrieren, der weiter auf seinem Weg geradeaus nach Nies blieb. Würde es ihnen nicht gelingen, dieses Monster zu stoppen, müssten einige menschliche Seelen ihr Leben lassen. Was dachten sich Julianus und der Rat bei dieser Aktion nur? Die Zeit drängte und diese Frage erschien plötzlich so unwichtig.
Ohne jede Vorwarnung sprintete Alec auf den Dämon zu, welcher sich umständlich umdrehte. Der riesige Körper behinderte seine eigenen Bewegungen, eine Schwachstelle. Ein scharfes Zischen durchschnitt die Luft und Luna erkannte schemenhaft, wie der Gehstock Alecs in die matschige Haut eindrang. An der Spitze des Stockes befand sich ein Messer, doch selbst mit diesem scharfen Gegenstand erzeugte er keinen Schaden, sondern hatte selbst damit zu kämpfen, seine Waffe aus dem Vieh zu ziehen.
„Mädchen!", schrie er Luna zu. „Greif an."
Eine Pranke des Dämons schnellte auf Alec zu, der gerade rechtzeitig seinen Gehstock befreien und sich selbst in Sicherheit bringen konnte. Luna hielt sich im Rücken ihrer Beute auf, die sich unmöglich schnell genug hätte umdrehen können. In Gedanken sagte sie die Worte auf, die nicht genannt werden durften und zeichnete eine Raute, das Zeichen für Terra, in die Luft. Kurz hing die Zeichnung in der Luft, dann blinkte sie auf und sofort öffnete sich der Boden unter ihr, riss eine Schneise bis hin zum Dämon. Dieser kreischte auf, kam ins Straucheln und rutschte mit der rechten Seite in den Erdenschlund. Sein Oberkörper bäumte sich auf, woraufhin ein Teil seines schlammigen Torsos in den Abgrund lief und diesen somit auffüllte. Luna trat einige Schritte zurück und musste abwarten.
„Verdammte Kiste, was ist das für ein Mistvieh!?", brüllte Alec durch den Wald und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich. „Ja, ja komm ruhig, wenn du dich traust."
Luna nutze die Gelegenheit, um Luft zu schnappen, da ihre Attacke viel Kraft verbraucht hatte. Sie kniete sich in den feuchten Blätterteppich und sah weiter dabei zu, wie das Monster den Riss im Erdreich mit seinem eignen Körper auffüllte und weiter zu Alec kroch.
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Daemonium
Paranormal„Dunkelheit, Blut an meinen Händen. Das waren die ersten Dinge, die ich wahrnahm. Ein stechender Schmerz breitete sich in meinem Nacken aus. Meine Augen wollten sich nicht an die Finsternis gewöhnen. Blind tastete ich mich voran, nichts ahnend, was...