~Kapitel 18~

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Der Schlangendämon zerrte ihren verletzten Körper in Lunas Richtung. Die junge Frau konnte sich kaum noch bewegen, an eine Flucht war nicht zu denken. Ihre Beine fühlte sich taub und fremd an, ihre Arme so schwer wie Blei. Dazu setzten ihre Schmerzen immer wieder ein und vernebelten ihren Verstand. Nun war sie so hilflos wie ein Baby.

Ohne jede Vorwarnung prallten bläuliche Feuerbälle gegen den Dämon und rissen diesen vom Boden. Die Flammen brannten sich tief ins Fleisch, loderten hungrig auf und das Monster heulte schrecklich auf. Die dunklen Krallen rammten sich in die Erde und Meter für Meter kam sie Luna wieder näher. Das Blut rann dem Schlangendämon über die Haut, tropfte auf das Gras und den Kiesweg des Hinterhofs. Luna wich zurück, aber das beschmutzte Gesicht des Dämons verharrte starr auf der auserkorenen Beute. Sie wollte das Mädchen töten, kam unaufhaltsam näher. Lunas Blick verfing sich auf den blauen Flammen, die noch immer brannten. Tenebrae, dachte sie und erschrak. Diese Fähigkeit gehörte keinem Jäger oder Bändiger, sondern einem anderen Dämon. Dennoch ähnelten sie nicht ganz der der Kraft Tenebrae. Luna schüttelte den Kopf, für solche Gedanken hatte sie jetzt keine Zeit. Eine eigenartige Präsenz flackerte in ihrem Blickfeld auf. Eine Aura, die Erinnerungen in ihr aufrief.

In Gedanken vertieft und noch immer von dem blauen Feuer gebannt, bemerkte sie überhaupt nicht, dass der Schlangendämon nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt war. Dieser streckte die langen, scharfen Klauen schon nach Lunas Hals aus, da realisierte diese erste die Gefahr. Bevor Luna einen Versuch starten konnte, sich zur Wehr zu setzen, riss eine gewaltige, blau leuchtende Feuersäule den Arm des Monsters in Stücke. Es spritzte kein Blut, das Fleisch und jede Flüssigkeit verpuffte in der Sekunde, in der es aus ihrem Körper heraussprühte. Jedoch sprang kein einziger Funke des Feuers auf das Mädchen über.

Der Schlangendämon hielt sich mit der übrigen Hand den Stupf und kreischte fürchterlich, dass Luna sich die Ohren zuhalten musste. Ein letzter Angriff schien in Sicht. Der Dämon bäumte sich auf und ließ den Oberkörper mit geöffnetem Kiefer und hervorblitzenden Giftzähnen auf Luna fallen. Vor Schreck konnte diese sich nicht bewegen, ihre Muskeln reagierten nicht und auch ihre Instinkte schienen von einer Mauer abgeschottet zu sein. Ihr Körper verweigerte ihr den Dienst, rührte sich nicht mehr. Angsterfüllt schloss sie ihre Augen und kauerte sich auf dem Boden zusammen. Sie spürte weder die spitzen Fänge, die durch ihre Haut bohrten, noch den gewaltigen Schlangenkörper, der sie erdrückte.

Sie riss die Augen auf und wurde gleichzeitig weggeschubst. Verschwommen und vom Staub verhüllt, sah sie jemanden, der sich schützend vor sie gestellt hatte und den Schlangendämon, der sich in diesen verbissen hatte. Der lange, peitschenartige Schwanz schlitzte die Erde unter ihnen auf. Luna erkannte den Mann, der mit dem Rücken zu ihr stand, nicht. Er wirkte nicht einmal wie ein Mensch auf sie. Seine Erscheinung wurde von einer schemenhaften Gestalt überdeckt, die der eines Tieres glich. Eines Wolfes, stellte Luna erschrocken fest. Ein dämonisches Wesen? Das würde Tenebrae oder was das auch immer für eine Kraft gewesen war, erklären.

Als sich der Staub legte, wiegte der Wind seine silbernen Haare seichte hin und her. Lunas Mund stand offen, so groß war ihr Entsetzen. Ein Knurren ertönte, doch sie wusste nicht von wem es stammte, sondern verdeckte ihr Gesicht mit ihren Armen. Für einen Augenblick warf der Mann einen Blick über seine Schulter und Luna sah in seine leuchtend roten Augen, die ihr einen Schauer über den Rücken jagten. Es waren seine und trotzdem schienen sie fremd.

Weiter weg, so weit, dass sie von dem hier noch nichts hätten sehen können, nahm die junge Frau unterdessen weitere Stimmen wahr. Die der Jäger, welche lauthals Befehle brüllten und sich organisierten. Sie klangen sehr aufgebracht und ebenso entschlossen. Luna wollte aufstehen, fliehen und am liebsten schreien, aber ihr Körper ließ es nicht zu.

Ein erneuter Feuerschwall umgab plötzlich den Mann vor ihr sowie den Schlangendämon. Die Hitze schien unerträglich, selbst für Luna. Ein dunkles Knurren übertönte die klagenden Schreie des Monsters und dann war es ganz ruhig. Sie richtete sich auf, um sich zu vergewissern, dass der Dämon tot war. Doch auch, um dem zu helfen, der ihr Leben gerettet hatte und das vermutlich nicht zum ersten Mal. Diese Flammen hatte sie bereits gesehen, als sie gegen die Chimäre kämpfte und sie konnte nicht glauben, dass er es sein sollte.

DaemoniumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt