Drei Tage waren seit Lunas wahnwitziger Idee, einen Dämon bei sich aufzunehmen, nun vergangen. Alec scherte sich recht wenig darum, dass der Fuchsdämon mit ihnen unter einem Dach beziehungsweise draußen vor dem Haus lebte. Die Jäger und der Rat behielten das Mädchen weiterhin im Auge, aber das würden sie ohnehin tun.
„Guten Morgen!", begrüßte sie Natalis an der Pforte der Schule. „Du hast nicht etwa vergessen, dass wir uns noch treffen wollten?"
Hinter Luna tauchte Laurentia auf und legte einen Arm um sie. Ein breites, hämisches Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht wider und Natalis Miene deutete an, dass er keine Lust auf die Spielereien seiner Schwester hatte.
„Nein, hat sie nicht und jetzt störe uns nicht. Ich habe noch einige Themen, über die wir Mädels reden müssen."
„Wir sehen uns nach dem Unterricht, okay?", erkundigte sich Luna und schob Laurentia ein wenig voran. „So hatten wir es ausgemacht, oder nicht?"
„Ja, ich wollte nur sicher gehen."
„Warum? Hast du die Befürchtung, ich könnte mit meinem Dämonen davon laufen?"
Luna sagte es im Scherz, doch scheinbar nahm Natalis dies ernster als gewollt. Seine Gesichtszüge verfinsterten sich für eine Sekunde, dann beruhigte er sich wieder. Es war wohl noch nicht angemessen, über solche Dinge mit ihm zu witzeln. Er hatte sich wirklich verändert, musste Luna etwas traurig feststellen. Wahrscheinlich lag es daran, dass sein Vater nun das Oberhaupt war und wesentlich mehr Verantwortung besaß. Früher oder später würde Natalis diesen Posten übernehmen und bei Julianus erzieherischer Strenge mussten das Training und die Lehre zwangsläufig hart ausfallen. Er hatte es auch nicht leichter als sie.
„Sag das lieber nicht zu laut", wehrte Natalis ab. „Diejenigen, die von deiner Aktion erfahren haben, befürworten sie nicht gerade. Um ehrlich zu sein, gehöre ich zu ihnen. Aber das wusstest du ja schon."
„Keine Sorge, ich weiß, wie dumm und unverantwortlich das alles war. Doch was geschehen ist, ist nun mal geschehen und ich habe keinen Drang, das zurückzunehmen, was ich gesagt oder getan habe."
Seufzend winkte er ab und verließ die beiden Mädchen mit hängenden Schultern. Die letzten Tage mussten sowohl er als auch Luna Informationen zu einer Chimäre sammeln, die sich offenbar nahe Carcerem aufhalten sollte. Bis jetzt waren ihr nur Reisende oder Handelskarawanen zum Opfer gefallen und dabei wurden lediglich zwei Personen verletzt, dennoch musste etwas gegen diesen Dämon unternommen werden. Die Vorbereitungen für die nächste Jagd würden Natalis und Luna heute Abend treffen, wenn er seine letzte Abschlussprüfung hinter sich gebracht hatte.
Im Klassenzimmer erstarben das Geraune und die einzelnen, leise geführten Gespräche auf einen Schlag, als Luna hereinkam. Wortlos nahm sie auf ihrem Stuhl Platz, spürte die missbilligenden Blicke in ihrem Nacken. Ein kalter Schauer lief ihren Rücken hinab, aber sie konnte nichts an der Situation ändern.
Die Stunde verging nicht gerade wie im Fluge, denn die Lehrerin hielt wieder einmal ihre langen Ansprachen bevor sie zum eigentlichen Thema überleitete. Das Anwenden von Runen und anderen Sprüchen zur Bändigung schnitt sie nur kurz an, da die Jäger diese nur selten benötigen würden. Luna fluchte in Gedanken, dass sie immer noch in der falschen Klasse untergebracht war, diese aber beenden musste. Julianus war der Meinung, dass so wenig wie möglich von ihrer Veränderung, wie er es nannte, mitbekommen sollten. Allerdings verbreiteten sich Gerüchte viel schneller, als dass er sie hätte aufhalten können. Nur noch ein paar Wochen bis zu ihren Abschlussprüfungen, redete sie sich gut zu und vergaß darauf beinahe, dass sie noch in der Schule war. Auf dem Gang, wo sich ihr Porcia in den Weg stellte, wurde Luna wieder wacher und kam zurück ins Hier und Jetzt.
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Daemonium
Paranormal„Dunkelheit, Blut an meinen Händen. Das waren die ersten Dinge, die ich wahrnahm. Ein stechender Schmerz breitete sich in meinem Nacken aus. Meine Augen wollten sich nicht an die Finsternis gewöhnen. Blind tastete ich mich voran, nichts ahnend, was...