Luna musste den Carna töten, obwohl dieser nur versucht hatte, seine Brut zu beschützen. Trotzdem konnte sie ihn nicht noch länger frei wüten und Menschenleben auslöschen lassen. Ein- und ausatmen, befahl sie ihrem Körper, der gehorchte und ihre Lungen füllten sich mit Sauerstoff. Sie ballte die Hände zu Fäusten und nutzte die Gelegenheit, während der der Carna noch mit den Überresten seiner Eier beschäftigt war.
Eine Säule aus purem Licht schoss in den Körper des Dämons und spaltete diesen in zwei Hälften. Kein Laut drang aus seiner Kehle. Er richtete seinen Blick einzig auf die Schalensplitter unter sich, bis sich sein Körper dazulegte und langsam das Leben aus ihm wich.
Die junge Frau keuchte und wimmerte, sankt zurück auf den Boden. Sie litt augenblicklich unter diesem Mord, der hätte verhindert werden können, wenn sich dieser Goldschmied nicht in die Höhlen verirrt hätte. Wieder drängte sich ihr die Frage auf, wo dieser Mann abgeblieben war. Er konnte nicht einfach verschwunden sein und sein Leichnam war ebenfalls nicht auffindbar.
Wieder im Freien strahlte der bleiche Mond am Nachthimmel und wurde von abertausend Sternen unterstützt. Luna benötigte nicht einmal die Fackel, sie hätte auch ohne das zusätzliche Licht ausreichend gesehen. Das Feuer hatte jedoch noch eine Schutzfunktion, die sie in der unbekannten Umgebung lieber nicht missen wollte.
„Dem Himmel sei Dank, sie lebt!", hörte sie Liras Stimme aus dem Wald rufen. Nur wenige Sekunden später kam diese zum Vorschein. „Du warst so schnell. Geht es dir gut? Hast du den Vampir getötet?"
„Den Carna", verbesserte Luna sie schroff. „Und ja, er ist tot, aber der Angriff war lediglich zur Verteidigung. Jemand brachte nämlich ihre Brut um."
„Ihre Brut?", wiederholte der Mann mit der Machete. „Ist das nicht etwas Gutes?"
Luna nickte bestätigend, obwohl sie anderer Meinung war. Mit verängstigten Menschen, die einzig um ihr eigenes Leben rangen, zu diskutieren, war ebenso sinnlos, wie von einer Klippe zu springen und zu denken, man würde fliegen. Somit wischte Luna ihre schweißnassen Hände an ihrer Hose ab und blickte dem Mann direkt in die Augen.
„Der Goldschmied, wo ist er?"
„Wie bitte?", der Mann schien verwirrt. „Ist er denn nicht tot?"
Sie wussten also wirklich nichts, stellte Luna nüchtern fest und nahm eine weniger dominante Haltung ein. Die Menschen fürchten das, was sie nicht kennen und sie bringen den um, der sie bedrohen könnte, sagte sie in Gedanken auf. Sie verstehen nicht, wie man Dämonen als Lebewesen ansehen kann und um ehrlich zu sein, wusste Luna es auch nicht genau. Noah hatte sie schon wieder verlassen und sie besaß keinen Anhaltspunkt für seinen Aufenthaltsort. Er war einfach nur weg.
„Dann ist es jetzt wieder sich hier?", fragte Lira leise.
„Carna sind keine Dämonen, die in Klans leben, also wird es keine weiteren von ihnen geben. Ihre Territorien sind ziemlich groß, deshalb wird dieser der Einzige gewesen sein. Die Höhlen würde ich dennoch meiden."
Glück und Freude schwappten Luna entgegen und sie konnte nicht damit umgehen. Die Frau umarmte sie stürmisch, während der Mann in einen Sprint verfiel und in das Dunkel der Nacht eintauchte. Er brachte seine Leute, die zurückgeblieben waren, in das kleine Dorf und sie alle redeten auf einmal auf die junge Frau ein.
„Was machst du überhaupt außerhalb Carcerems?", meinte einer. „Sind Dämonenjäger nicht für gewöhnlich in Gruppen oder mindestens zu zweit unterwegs?"
„Das stimmt, aber ich bin so zu sagen auf der Flucht", am Ende ihres Satzes hörte sich Lunas Stimme höher an, wodurch es sich eher wie eine Frage wirkte. „Ich musste eine Entscheidung treffen und nun ..."
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Daemonium
Paranormal„Dunkelheit, Blut an meinen Händen. Das waren die ersten Dinge, die ich wahrnahm. Ein stechender Schmerz breitete sich in meinem Nacken aus. Meine Augen wollten sich nicht an die Finsternis gewöhnen. Blind tastete ich mich voran, nichts ahnend, was...