~Kapitel 33~

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Dem Griff Rus konnte Luna sich nicht entziehen, aber sie würde auch nicht in seinen Armen darauf warten, dass Noah in den Weiten der grauen Steinhänge verschwindet. Während sie sich weiterhin wehrte und nach ihm rief, lief dieser unbeirrt weiter und weiter.

„Noah!", schrie sie heiser und unnachgiebig. „Bitte, hör mir zu."

Rus Hand lag sachte auf ihrem Rücken und er benötigte nur wenig Kraft, um die junge Frau festzuhalten. Sie schien zierlich und dünn, wahrscheinlich aß sie in letzter Zeit nicht allzu gut. Er konnte sie sich nicht als Jägerin vorstellen und schon gar nicht als jemanden, der Noah gebändigt hatte.

Plötzlich umschlossen ihre Finger seinen Arm und sie rammte ihre Schulter gegen seine Brust, sodass sie ihn über ihre Schulter werfen konnte. Dabei musste er sie freigeben und diese Chance nutze Luna zu ihrem Vorteil. Blitzschnell ging sie in dem Geröll unter, rannte weiter in die Richtung, in die Noah verschwunden war.

Luna konnte nicht ahnen, ob Rus sie nun verfolgen oder doch auf dem Boden liegen bleiben würde. Ihr tat es leid, dass sie ihn hinterrücks überrumpelt und vermutlich sogar verletzt hatte. Jedoch legte sie sich die Aufgabe auf, Noah und Dante von einem unnützen Kampf abzuhalten.

Sie drängte sich an die Felswand zu ihrer Rechten und suchte nach einem Anhaltspunkt, der ihr den Weg zeigte. Allerdings fand sie nichts, als wäre er in Sekundenbruchteilen in ein tiefes Loch gestiegen, das sie niemals zu sehen bekäme.

„Noah!", ihr schien es gleich, ob er nun hier oder fort war. „Ich weiß, dass du noch nicht so weit weg bist! Bitte, antworte mir doch."

Schritte näherten sich ihr und das Rauschen in ihren Ohren nahm zu. Sie schaute sich hastig um, denn die Wahrscheinlichkeit, dass Rus sie eingeholt hatte, schätzte sie relativ hoch ein. Doch es war jemand anderes, der ihren entsetzten Schrei mit seiner Hand auf ihrem Mund unterdrückte.

„Was verstehst du nicht daran, wenn ich befehle, dass du bei Rus bleiben sollst?", beschwerte sich Noah wütend und nahm ihr Gesicht in seine Hände, damit er sie zwingen konnte, ihn ebenfalls anzusehen. „Es ist hier nicht sicher ... Verdammt."

Ihre strahlend blauen Augen blickten ihn verständnislos an. Sie öffnete ihren Mund zum Protest, schloss diesen aber sogleich wieder. Noah dachte nicht daran, sie je wieder in die Nähe seines Bruders zu lassen und jetzt hing sie so sehr an ihm, dass es ihn schmerzte, sie wegzuschicken.

„Er wird dich umbringen."

„Ich brauche deinen Schutz nicht", entgegnete sie. „Seit ich denken kann, wurde ich dazu erzogen, die Wesen um mich zu beschützen und mich nicht zu verstecken. Dante ist stark, keine Frage, doch ich kann mich gegen Dämonen behaupten. Das ist es, wozu ich geboren wurde."

Noah erdrückte sie fast mit seiner hastigen Umarmung. Sie sog seinen Geruch auf und spürte sein wild schlagendes Herz an ihrem Gesicht, das er fest gegen sich presste. Eine seiner Hände schlich sich in ihren Nacken und verharrte dort. Sie schluckte nach einer Weile, hatte vergessen zu atmen. Allerdings lag Noahs Fokus anderswo.

Steine und Staub rieselten von dem Berghang über ihnen. Eine dunkle Aura bahnte sich ihren Weg zu Luna und als diese sie erfasste, brach eine unsagbare Kälte über das Mädchen herein. Noah drückte sie noch näher an sich und das Vibrieren seines Brustkorbes verriet ihr, dass er knurrte.

Auf einmal stieg ein pechschwarzer Wolf die Felsen hinab und im selben Moment schoss etwas Weißes an Luna vorbei. Die beiden Wölfe verbissen sich ineinander und rollten den kleinen Hang herunter, bis sie gegen einen spitz aus der Erde ragenden Felsen stießen. Sie rappelten sich wieder auf und stürmten aufeinander zu. Blut spitzte hervor, tränke gerade das weiße Fell schnell in eine andere Farbe. Bei Sköll war sie Luna nicht sicher, ob Noah ihm überhaupt Schaden zufügen konnte.

DaemoniumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt