~Kapitel 25~

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    „In den Dämonengefängnissen?", wiederholte Luna unschlüssig. „Nein, das kann nicht sein. Ich habe etwas anderes gesehen."

    „Gesehen?", Alec zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Aureus, den Fuchsdämon, den ich auf diese seltsame Wiese bändigen konnte, ließ mich einen Ort sehen, als sei ich in einem Traum. Es ist schwer zu erklären und es war unglaublich dunkel. Die Wände ähnelten einem Keller, der schon älter sein musste, aber aus einem stabilen Material bestand."

    „Du bist wahrhaftig bemerkenswert, Kleine. Wenn dich deine Mutter nur sehen könnte", er räusperte sich rasch. „Um keine Überraschung verlegen. Der Fuchsdämon ist vermutlich mit dem Fenriswolf auf eine Art telepathische Fähigkeit verbunden. Ich habe schon von solchen Kommunikationen gelesen, die Dämonenrudel einsetzen", er sammelte seine Gedanken. „Dann wird er sicherlich irgendwo im Untergrund festgehalten. Das ist zu unserer Zeit eher untypisch, aber für gewisse Geschehnisse machen die Leute auf ihren pompösen Ratsstühlen sicherlich eine Ausnahme. Ich weiß nur von einem einzigen Eingang, der dich in den Untergrund der Dämonengefängnisse führen könnte ... Er befindet sich im Nord-Osten des inneren Rings. Sehr unscheinbar und leicht zu verfehlen. In dem Rahmen über der Tür ist in eine Gravur in den Stein gemeißelt. Sie lautet: Legibus solutus, also von den Gesetzen entbunden. Sehr passend, wenn du mich fragst."

    „Ich danke dir", antwortete Luna und kratzte sich ungeduldig am Arm.

    „Wofür? Wir hatten einen Deal und den haben wir beide eigehalten. Du bist mir nichts schuldig", er zog die Stirn kraus. „Außerdem mag ich dich und das, wo ich Menschen allgemein nicht leiden kann."

    „Ja, das habe ich schon bemerkt. Trotzdem danke. Du warst der Einzige, der mir die Wahrheit gesagt hat."

    „Warum glaubst du, habe ich dir die Wahrheit gesagt? Vielleicht belüge ich dich auch die ganze Zeit über und nutze dich aus."

    „Allein weil du das aussprichst, hast du mich niemals belogen. Du magst zwar ein sarkastischer Einzelgänger sein, doch das macht dich nicht gleich zu einem schlechten Menschen", entgegnete sie und strahlte ihn aus ihren blauen Augen an, während sie den Rückweg antrat.

    „Deine Glaubwürdigkeit und dumme Empathie werden noch dein Grabe sein! Sie dir darüber im Klaren!", rief er ihr hinterher. „Ein schönes Leben noch, Kleine!"

Luna war klar, dass Alec sich das Leben nehmen könnte, doch selbst die fühlte sich nicht in der Lage, ihn davon abzuhalten. Schon zu lange Kämpfte er mit dem Leben, mit seinem Leben und schien den Kampf zu verlieren. Ein Kloß sank von ihrem Hals hinab in ihren Magen, ein kaltes Gefühl, was sie in ihre eigene Einsamkeit zurückversetzte.

Noch am selben Tag legte sie sich einen Plan zurecht, wie sie in die sekündlich bewachten Dämonengefängnisse einbrechen konnte, ohne gleich eine Armada an Wachleuten auf sich zu hetzen. Leider neigte sich dies dem Unmöglichen zu. Wie könnte sie hinein und hinaus kommen, sich sehen lassen und dennoch keine Aufmerksamkeit erregen? Es musste einen Weg geben.

Am Abend kam Julianus nicht nach Hause, was Luna eine Welle aus Erleichterung brachte, obgleich sich Laurentia Sorgen um ihrem Vater machte. Doch nach einem raschen Telefonat, berichtete sie, dass Alec verschwunden sei. In diesem Augenblick erstarrte Luna und ballte ihre Hände zu Fäusten, verkrampfte sich so stark, dass sich ihre Fingernägel in ihre Handfläche bohrten. Dann rückte Laurentia mit der Information aus, die Lunas Ende hätte bedeuten können. Zu ihrem Glück schien niemand Verdacht zu schöpfen, dass sie auch nur in der Nähe des Krankenhauses war.

Die letzte Schulstunde des nächsten Tages saß sie auf der Kante ihres Stuhles ab. Sie war noch keinen Schritt weiter, ihr Kopf rauchte und ihre Ungeduld trieb sie zusätzlich in den Wahnsinn. In ihrem Bauch befand sich eine komische Leere, die trotzdem alles ausfüllte. Ihr war vor lauter Aufregung ganz übel, es konnte sich allerdings auch um die Nachwirkungen des Blutverlustes und der Kämpfe handeln.

DaemoniumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt