~Kapitel 20~

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Sie hörte nichts. Eine Feder hätte zu Boden fallen können und all die Beachtung bekommen, die es zu vergeben gab. Lunas Augenlider fühlten sie schwer, sodass sie diese nicht anheben konnte. Ihre Glieder lagen ausgestreckt auf dem kühlen Boden, ihr Gesicht an etwas Weiches. Ihre Erinnerungen wirbelten in ihrem Schädel umher, vermischten sich mit Vergangenem und der Gegenwart. Hier schien es ihr zu sicher. Jemand hatte sie an einen sicheren Ort gebracht. Ihre Sinne sanken wieder hinab in die Tiefen ihrer Seele, dass sie nicht mehr sagen konnte, wo oben und unten war.

Die junge Frau erwachte wieder, merkte wie sich eine leichte Decke an ihren Körper schmiegte. Ein Mensch wanderte im selben Raum herum, in dem sie auf einem Bett lag. Ein Fremdkörper steckte in ihrer Armbeuge. Gedämpft vernahm sie nun eine Stimme.

„Das war nicht ihr Blut, also beruhige dich endlich", dieser strenge Tonfall gehörte zu Julianus. „Setzt dich, du machst hier alle verrückt."

„Aber sie ist immer noch nicht zu Bewusstsein gekommen. Und das Blut ...", das war Natalis, stellte sie schwach fest und drehte sich auf die Seite. „Luna?!"

Verwirrt blinzelte sie in das Kunstlicht, das an der Decke klebte und viel zu hell leuchtete. Ihr war noch immer schwindelig und sie erkannte lediglich verschwommene Konturen, die sich vor ihr bewegten. Vorsichtig richtete sie sich auf und blickte suchend durchs Zimmer. Sie befand sich offenbar in einem der Krankenhausräume, die Notfallaufnahme. Mit einem hellblauen Vorhang wurde sie von den anderen Patienten abgeschottet. Durch den Schlangendämon nahmen wohl noch andere Schaden. Das Fenster stand offen und eine seichte Brise wehte hinein, trug jedoch den beängstigenden Geruch von Rauch und Staub.

Natalis prüfender Blick lag auf Luna, doch er traute sich nicht, die Fragen zu stellen, die sich in ihm anhäuften. Zu erschreckend schien ihm ihre momentane Verfassung. Währenddessen tastete Luna ihren Hals ab. Dort, wo sich die Bisswunde von Noah befinden sollte, spürte sie die raue Oberfläche einer Mullbinde und den Druck dieser auf ihre Kehle.

„Luna, es ist zwar noch recht früh, dich mit Fragen zu quälen, doch wir benötigen rasch Antworten", begann Julianus und rückte einen Klappstuhl an Lunas Krankenbett heran. „Was war mit dem ganzen Blut im Wald?"

„Ich ... es ging alles so schnell", stotterte sie. „Noah war verletzt. Der Schlangendämon er ..."

„Noah?", hakte Julianus mit hochgezogener Augenbraue. „Wer ist das?"

Luna schluckte. Der Rat wusste bestimmt von der verbotenen Bändigung Alecs, allerdings mussten sie nicht zwangsläufig den Namen kennen, den der Fenriswolf besaß. Sie schnappte sich das Ende der Decke und zog diese bis unter ihr Kinn. Dabei schmerzte ihre Schulter.

„Er hat mich vor dem Schlangendämon beschützt, nachdem du von den Haustrümmern begraben wurdest. Wenn er nicht gewesen wäre, dann-."

„Und das Blut?", unterbrach Natalis sie.

„Das war seines, mehr oder weniger. Er wurde bei dem Kampf gegen den Dämon verletzt. Das Gift hätte ihn fast getötet."

„Wie erklärst du mir die Bisswunde an deinem Hals?", Julianus klang wütend. „Das war nicht der ausgebrochene Schlangendämon, sonst hätte dich das Gift bereits umgebracht. Noah ist mir ebenfalls fremd."

Luna blickte keinen der Männer an. Natalis wirkte aufgebracht und konnte nicht still stehen. Sein Vater räusperte sich, doch auch er wusste nicht so recht, wie er mit Luna umzugehen hatte, damit er die Informationen aus ihr bekam, der er haben wollte. Sie fürchtete sich. Davor, dass Alec etwas passierte und vor allem machte sie sich um Noah sorgen. In ihren Augen konnte er keine schreckliche Kreatur sein, denn er hatte sie gerettet und das nicht nur einmal.

DaemoniumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt