~Kapitel 24~

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Im Krankenhaus musste Luna still und möglichst unbemerkt vorgehen. Sie konnte niemanden fragen, da sie sie sonst aufgehalten hätten. So lief sie einige Zeit umher, immer auf der Hut nicht aufzufallen. Nach einer Weile bildete sie sich ein, dass die Krankenschwestern sie wiedererkannten und kaufte sich ein Brötchen in der kleinen Cafeteria im Erdgeschoss.

Im oberen Trakt des verglasten Hauses sah sie schließlich zwei Männer in Anzügen vor einer der zahlreichen Zimmertüren stehen, oder wache halten. An ihren Gürteln blitzten ihre Dolche auf, was darauf schließen ließ, dass jemand Wichtiges hinter den Wänden lag. Es musste einfach Alec sein, sprach Luna sich selbst gut zu und suchte hinter einer Ecke Deckung. Sie befand sich in einem angrenzenden Gang.

Eine Krankenschwester schob mühsam eine Tür mit ihrem Hinterteil auf und zog einen Tisch mit Rollen darunter hinter sich her. Darauf waren Spritzen, Nadeln und Tupfer verteilt. Daneben eine Flasche mit der Aufschrift „Etomidat". Luna wusste dass es sich dabei um eine Art Narkosemittel handelte, also zögerte sie nicht lange. Sobald die Frau im weißen Kittel verschwunden war, schnappte sie sich schnellsten zwei der Spritzen und das Fläschchen.

Auf der Toilette versteckte sie sich dann und drückte die Nadel auf die noch leere Spritze. Die Konstruktion war recht klein und Lunas Hände bebten so sehr, dass sie eine Zeit brauchte, um alles zusammenzustecken. Sie zog die Spritze auf und steckte diese in den Ärmel ihrer Jacke, sodass die Nadelspitzen in ihrer Handfläche ruhten.

Mit laut schlagendem Herzen ging sie zielstrebig zu den Wachmännern vor Alecs Zimmer. Als sie in der Mitte der beiden stand, beäugten diese sie misstrauisch und wollten soeben das Wort erheben, doch sie war schneller. Sie drückte den Männern je eine Hand in den Nacken, merkte wie die Nadeln problemlos in die Haut drangen. Die Wirkung des Mittels würde erst in circa 15 Minuten eintreten, also hastete sie den Flur entlang, stieß fast mit einem Arzt zusammen und kauerte sich dann unter eine Treppe. Sie hörte, wie die Wachen die Treppenstufen herunterkamen, doch als die Betäubung einsetzte, fielen sie klatschend zu Boden und schliefen. Die Spritzen entsorgte Luna in einem Mülleimer nahe der Schwesternstation.

Im Zimmer brannte nur eine kleine Tischlampe, die Vorhänge waren allesamt zugezogen. Luna atmete erleichtert aus, als sie den alten Mann im Bett vorfand, aber die Realität holte sie schnell ein. Sein Gesicht sah eingefallen aus und seine rechte Seite war komplett von einem Verband umschlossen. Die Maschinen, an denen er angeschlossen war, blinkten in allen Farben und Luna wusste nicht, ob das gut oder schlecht war. Vorsichtig berührte sie seine linke Hand und augenblicklich flogen seine Augenlider hoch.

    „Hab mich schon gefragt, wann du mich besuchen würdest", sagte er gespielt freudig. „Und sieh mich gefälligst nicht so mitleidig an. Du bist sowieso nicht meinetwegen hier, sondern wegen diesem verdammten Fenriswolf, nicht wahr?"

Perplex nickte die junge Frau und erkannte in seinem Blick eine Mischung aus Sorge und Missachtung. Die Irden Alecs nahmen eine milchige Färbung an und wirkten gar, als sei er erblindet. Allerdings schaute er sie so direkt und durchdringend an, dass das unmöglich gewesen wäre.

    „Was hat dir das werte Oberhaupt denn erzählt, Kleine?"

    „Er behauptet, dass er Noah getötet hätte", erwiderte sie schwach und fühlte, dass Alec den Namen nicht gern hörte.

    „Und warum glaubst du ihm nicht? Willst mir etwas weiß machen, dass ich eine vertrauenswürdigere Person bin, als der Mann, der ein so guter Freund deines Vater war?"

    „Nein, aber du bist der Einzige, der dabei war", entgegnete sie eilig. „Bei dem Kampf."

    „Das stimmt natürlich. Was wären dir meine Informationen denn Wert?"

DaemoniumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt