Aber irgendwie ist heute alles anders als es gestern war

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PoV Tim



Ungeduldig wartete ich darauf, dass sich die Haustür öffnete, die mich ins Treppenhaus führen würde. Immer wieder warf ich einen abwartenden Blick auf die Uhr. „Ach, der nette Freund des jungen Herren von unten." Riss mich eine mir unbekannte Stimme aus meinen Gedanken. Ich drehte mich in die Richtung, aus der die Stimme kam und erblickte eine etwas ältere Dame: Stegis Nachbarin. „Ah, Hallo Frau.." ich stockte. Mir war der Name entfallen. „Schulz, Frau Schulz bin ich." Half sie mir, sie schien mir anzusehen, dass ich ihren Namen vergessen hatte. „Warten sie auf ihren Freund?" Ich nickte. „Dann lass ich sie mal in den Flur, hier draußen erkälten sie sich noch." Ich lächelte dankbar und folgte ihr kurz darauf ins Gebäude.

Ich saß bereits einige Zeit vor Stegis Haustür, neben mir lagen einige Rosen, die ich in der Nähe des Bahnhofs in einem Blumengeschäft gekauft hatte. Meine Frustration wuchs unweigerlich. Bislang hatte ich versucht es hinauszuzögern, Stegi anzurufen, weil ich wollte, dass mein Besuch eine Überraschung blieb, doch es wurde immer später und ich wusste, dass seine letzte Vorlesung seit einiger Zeit zu Ende war. Seufzend holte ich mein Handy aus der Hosentasche und durchsuchte meine Kontaktliste nach Stegis Namen, ehe ich ihn anrief. Es dauerte einige Zeit, bis er das Gespräch annahm. „Ja?" ertönte die Stimme meines Freundes, er klang erschöpft. „Hey, ich bins, sag mal, wo bist du? Bist du noch in der Uni?" – „ich bin noch bei Fabi und wollte gleich nach Hause gehen, wieso?" – „ich sitz schon eine halbe Stunde vor deiner Tür, ich wollte dich überraschen, hat wohl nicht geklappt." Antwortete ich, in meiner Stimme schwang sowohl Enttäuschung, als auch ein wenig Eifersucht mit, weil Stegi schon wieder bei Fabi war. „Wie, du bist hier? Warum sagst du denn nicht, dass du kommst, ich.. Ich mach mich auf den Weg, ich bin sofort da!" seine Stimme überschlug sich beinahe, er wirkte wahnsinnig aufgeregt. Mit einem leisen „bis gleich." Verabschiedete ich mich von ihm und schob mein Handy seufzend zurück in die Hosentasche.

„Tut mir leid, dass du warten musstest." Nuschelte Stegi an meiner Schulter, er war mir, sobald er mich erblickt hatte, direkt in die Arme gesprungen. „Schon okay, konntest ja nicht wissen, dass ich hier bin." – „lass uns jetzt reingehen, du hast bestimmt Hunger, oder?" – „bisschen, ja." Ich folgte Stegi in die Wohnung, warf meine Tasche beiseite und hängte meine Jacke an die Garderobe. „Soll ich dir was zu essen machen?" rief Stegi aus der Küche zu mir. „Lass gut sein, mach dir keine Arbeit." Gab ich zurück und griff nach seiner Hand um ihn mit ins Wohnzimmer zu ziehen. „Ich will dich einfach nur bei mir haben, dich im Arm halten. Essen können wir später auch noch." Murmelte ich leise und zog ihn in meine Arme, er schmiegte sich bereitwillig an mich. „Wollen wir heute noch was machen? Wir könnten doch was trinken gehen." Schlug Stegi vor, ich seufzte leise. „Eigentlich wollte ich mit dir hier liegen bleiben, aber wenn du willst, können wir noch weg." – „soll ich dann Fabi und die anderen fragen, ob sie mitkommen?" Leicht genervt verdrehte ich die Augen, stimmte jedoch zu und so machten wir uns nach einigen Stunden auf den Weg in eine Bar. Stegis Freunde warteten bereits dort und begrüßten ihn überschwänglich, nachdem auch ich begrüßt wurde, nahmen wir Platz und bestellten die ersten Getränke.

Von Argwohn und Skepsis erfüllt beobachtete ich diesen Fabi und wie er mit Stegi umging. Ich konnte nicht abstreiten, dass mir ihr vertrauter Umgang miteinander missfiel. „Ich komm gleich wieder." Wandte ich mich nun an Stegi, stand kurz darauf auf und machte mich auf den Weg zum Ausgang der Bar. Ein Schwall kalter Luft kam mir entgegen, als ich die Tür aufstoßen hatte. Als ich draußen stand, kramte ich in meiner Jacke nach einer Zigarette und dem Feuerzeug, das sich dort eigentlich befinden sollte. Eigentlich hatte ich aufgehört zu rauchen, doch in Situationen, in denen ich mich überfordert fühlte, griff ich hin und wieder zur Zigarette. Ich wusste, dass Stegi es nicht mochte, wenn ich rauchte, also hatte ich ihm nichts davon erzählt, dass ich ab und an noch rauchte, ich wollte nicht noch mehr Konfliktpotenzial in unsere Beziehung einbringen.

PoV Stegi

Tim war schon einige Minuten weg, ich begann mir Gedanken zu machen und entschloss, ihm nachzugehen. Kurz nachdem auch ich die Bar verlassen hatte, entdeckte ich ihn. Er saß auf dem Bordstein, in der Hand hielt er eine Zigarette. „Ich dachte, du hast aufgehört?" erhob ich die Stimme, Tim zuckte sichtlich zusammen. „Ja, hab ich auch." Entgegnete er und drückte die Zigarette sogleich auf dem Boden aus. „Und warum rauchst du dann?" – „keine Ahnung, ist doch egal." Tim stand auf und wollte gerade zurückgehen, ich hielt ihn jedoch davon ab, indem ich ihn am Handgelenk festhielt. „Was ist los?" fragte ich besorgt, Tim schaute auf den Boden. „Sag schon, ich mach mir Gedanken." Drängelte ich. „Kannst du dir das nicht denken?" gab mein Freund zurück, ich schüttelte den Kopf. „Dann würd ich ja nicht fragen." – „ja, ich komm extra zu dir, damit wir Zeit miteinander verbringen können und dann sitzen wir hier und du redest permanent nur mit Fabi, du hättest doch nicht mal gemerkt, dass ich weg bin, wenn ich nichts gesagt hätte." – „also bist du eifersüchtig." Stellte ich fest. „Ich bin nicht eifersüchtig, aber ich bin nicht hier, damit du mich ignorierst!" – „ich ignorier dich doch gar nicht, ich hab dich doch gefragt, ob es okay ist, wenn wir her gehen." – „das ist ja auch okay für mich, aber vielleicht könntest du dich auch mal mit mir beschäftigen und nicht nur mit Leuten, die du jeden Tag siehst!" Ich verdrehte genervt die Augen, was, zu meinem Missfallen, von Tim gesehen wurde. „Ach, komm.. Ich geh, mir ist das zu blöd." Kommentierte er meine Mimik und machte sich wenig später auf den Heimweg. „Tim, jetzt warte!" rief ich ihm nach, doch er reagierte nicht. Seufzend setzte ich mich in Bewegung und lief ihm nach. „Tim, bitte, jetzt sei nicht so zickig!" rief ich erneut, er blieb tatsächlich stehen. „Zickig, ja?" giftete er zurück. „Ja, zickig, soll ich jetzt nicht mehr raus gehen und meine Freunde sehen, weil du eifersüchtig bist?" – „sag mal, raffst du's nicht? Es geht mir nicht darum, ob ich eifersüchtig bin, sondern darum, dass ich mir Geld leihe, damit wir uns sehen können und du mich komplett ignorierst! Wann hatten wir das letzte mal wirklich Zeit für uns? Ich erinnere mich nicht mehr dran, du etwa?" – „ darum geht's doch jetzt gar nicht.." antwortete ich ausweichend und wurde sogleich von Tim unterbrochen. „Doch, mir geht's darum. Ich erkenn dich gar nicht mehr wieder, seit du hier bist, Stegi." Ich wandte den Blick ab. Es tat weh, sowas zu hören, ich wollte mir nicht anmerken lassen, dass er mich damit verletzt hatte. „Gib mir bitte den Schlüssel, ich will meine Ruhe, ich muss nachdenken." Forderte mein Freund, ich kam seiner Forderung sogleich nach und hielt ihm den Schlüssel entgegen. Tim nahm den Schlüssel, lief, ohne sich von mir zu verabschieden, die Straße entlang und verschwand schon bald hinter einer Hausecke.

Niedergeschlagen betrat ich die Bar und ließ mich kurz darauf wieder auf den Stuhl fallen, auf dem ich vorher gesessen hatte. „alles okay?" fragte Fabi sogleich besorgt, ich schüttelte knapp den Kopf. „Wo ist Tim?" – „ist nach Hause gegangen." – „was machst du denn noch hier? Geh hinter her!" – „ich glaub nicht, dass er mich gerade sehen will." – „Versuchs doch wenigstens." – „später vielleicht." Gab ich abwehrend zurück und widmete mich wieder meinem Getränk. Den restlichen Abend verbrachte ich recht schweigsam, ich dachte über die Dinge nach, die Tim gesagt hatte. Hatte er recht? Hatte ich mich tatsächlich verändert? 



Kapitel ist nicht Beta gelesen.
Das K.I.Z. Konzert gestern war der Wahnsinn, lohnt sich jedes Mal wieder.
Audio88 und Yassin waren auch wieder sehr geil!
Mittwoch Marsimoto <3

Was machst du nur mit mir PART 2 | Stexpert FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt