Gegenübersitzend standen wir vor einem Neuanfang.

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PoV Stegi

Ein helles Blitzen ließ mich hochschrecken. Es hatte angefangen, zu Gewittern, während ich geschlafen hatte.. Tim saß aufrecht neben mir, streichelte mir mit der einen Hand beruhigend über den Arm, in der anderen Hand hielt er Catas Tagebuch. Seufzend setzte ich mich auf. „Liest du schon wieder dadrin?" murmelte ich leise, woraufhin Tim leicht zusammenzuckte. „Du bist ja wach." Stellte er fest. „Ich hab nur kurz gelesen, nicht viel." Fügte er entschuldigend hinzu und legte das Buch zur Seite. „Du kannst ruhig lesen, ich geh eh gleich ins Bett." – „ich weiß aber, dass du's nicht magst, wenn ich es lese." – „und ich weiß, dass du's lesen willst, also mach schon." Ich stand langsam auf, streckte mich kurz und beugte mich kurz zu Tim runter, um ihm einen Kuss zu geben. „Ich komm aber mit ins Bett." Entschied er und stand wenig später ebenfalls auf. Er legte die Wolldecke zur Seite und folgte mir ins Schlafzimmer.

„Geht das mit dem Licht?" flüsterte mein Freund, nachdem ich mich mehrmals von einer Seite auf die andere gedreht hatte. „Ja, passt schon, mach ruhig weiter." Wisperte ich und wandte mich von ihm ab. Ich hasste dieses Buch. Ich hasste es abgrundtief. Ich hasste, was es aus meinem Freund machte und ich hasste, dass es ihn so vereinnahmte. Je mehr Zeit verging, desto unruhiger wurde Tim und nach einigen Augenblicken war ich mir sicher, dass er gerade weinte. Erst dachte ich darüber nach, mich einfach schlafend zu stellen, entschied mich aber schlussendlich dagegen. „Erzähl schon." Forderte ich ihn auf, als ich mich wieder zu ihm gedreht hatte. „Ist schon gut, schlaf einfach." Antwortete er beschwichtigend, doch ich schüttelte sogleich den Kopf. „Du weinst neben mir und ich schlaf dann einfach, für wie scheiße hältst du mich eigentlich?" fragte ich entgeistert und setzte mich aufrecht hin. Nachdem er sich nach einigen Minuten offenbar immer noch nicht dazu entschlossen hatte, mit mir zu reden, forderte ich: „rede jetzt mit mir, Tim, mir reicht es. Entweder du redest jetzt mit mir oder ich steh auf und schlaf aufm Sofa. Ich weiß, dass es scheiße ist, dich damit unter Druck zu setzen, aber so langsam hast du meine Grenzen genug ausgereizt." Ich versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben, was mir unheimlich schwer fiel. „Wenn du weißt, dass es scheiße ist, dann lass es doch einfach." – „ja, ich lass es einfach, ich guck mir das weiter an, sag mal, merkst du noch was? Dein ganzes, nein, unser ganzes Leben dreht sich um dieses bescheuerte Buch!" – „bescheuertes Buch, ja? Dann tu doch nicht die ganze Zeit so verständnisvoll, wenn das für dich nur irgendein bescheuertes Buch ist!" giftete der Braunhaarige neben mir und war gerade dabei, die Beine aus dem Bett zu schwingen, als ich ihn am Handgelenk festhielt: „Du hörst mir jetzt zu, wenn du jetzt wieder einfach abhaust, bin ich morgen weg, das verspreche ich dir!" – „dann sprich." Ich atmete tief ein und schloss einen Moment die Augen. „Ich hab Verständnis dafür, aber nicht grenzenlos und die Grenze ist mehr als überschritten, wenn du mir vorspielst, dass es dir gut geht, obwohl ich genau weiß, dass du jeden Abend weinst! Red doch bitte endlich vernünftig mit mir, ich weiß überhaupt nicht mehr was ich machen soll, ich kann überhaupt nichts tun!" – „was soll ich denn machen? Du kannst mich doch gar nicht verstehen, selbst wenn ich dir alles erzähl, du weißt nicht, wie sich das anfühlt!" – „du kannst es doch wenigstens versuchen, Tim, bitte, ich pack das so nicht mehr lange, ich kann mir nicht angucken, wie du dich weiter damit kaputt machst, weil du alles mit dir alleine ausmachen willst."

Mein Freund saß mir mittlerweile gegenüber, es sah aus, als würde er tatsächlich darüber nachdenken, mit mir zu reden, doch er zögerte. Ich knetete nervös meine Finger, mied Tims Blick, bis er durch sein lautes Ausatmen meine Aufmerksamkeit auf sich zog. „Gut, dann.. Keine Ahnung, wie stellst du dir das vor? Ich les dir alles vor oder was?" – „ach, so ein Quatsch.. Weiß nicht, wie ich mir das vorstelle.." gestand ich. Ich wusste es tatsächlich nicht. „Ich will einfach nur, dass du ehrlich zu mir bist." Gab ich zu. „Ich weiß doch gar nicht, was momentan so in dir vorgeht." – „ich weiß es doch selbst nicht. Ich will dich damit auch nicht verletzen, wenn ich dir sag, was ich so denke oder fühle." – „wirst du schon nicht, ich komm schon damit klar." Besänftigte ich meinen Freund und war mir währenddessen nicht sicher, ob ich mir und ihm nicht gerade etwas vorlog. „Manchmal denk ich, dass ich mich nicht so froh auf jemanden, also auf dich, hätte einlassen sollen." Ich hatte gelogen, das tat definitiv weh. „Vielleicht hätte ich einfach warten sollen, erst das alles lesen sollen, damit.. Keine Ahnung, damit ich weiß, was ich meinem Umfeld überhaupt zumute, dann hätte ich dich warnen können oder so.." Seine Stimme wirkte brüchig, so, als würde er zeitnah wieder anfangen zu weinen. „Du hättest mich doch nicht warnen müssen und du mutest deinem Umfeld auch nichts zu, wirklich nicht." Auch meine eigene Stimme wirkte deutlich zittriger als sonst. „Man, Stegi, ich hab nicht mal gemerkt, wie schlecht es ihr ging und bei dir merk ichs wohl auch nicht oder ich realisier es nicht richtig, sonst würde ich es doch nicht immer so weit kommen lassen." Ich schüttelte den Kopf. Mit einem „als wär das allein deine Schuld." Versuchte ich ihm zumindest ein wenig das schlechte Gefühl zu nehmen. „Cata wurde wegen mir vergewaltigt und ich hab danach einfach nichts gemerkt, gar nichts, ich.." – „Cata wurde nicht wegen dir vergewaltigt, Tim, hör auf dir das einzureden, du hast keine Schuld daran!" unterbrach ich ihn ruppig. Ich wollte nicht hören, dass er sich die Schuld daran gab, ich ertrug es kaum, dass er sich selbst deshalb so fertig machte. „Ich hätte doch was merken müssen, das verändert einen Menschen dich!" – „ich glaub, wenn sie nicht wollte, dass du es merkst, dann konnte sie die auch glauben lassen, dass alles in Ordnung war."

Wir saßen einige Zeit schweigend auf dem Bett, niemand wusste mehr, was er sagen sollte. Gab es überhaupt Worte, die in dieser Situation richtig oder gar hilfreich waren? Wenn es welche gäbe, mir waren keine eingefallen. „Vielleicht.. Also.. Vielleicht können wir das ja doch zusammen lesen." Nuschelte Tim kaum verständlich, ich erstarrte sogleich. Ich wusste nicht mal, ob ich es lesen konnte, obwohl ich Cata nicht einmal kannte.




Wisst ihr, für mich ist Musik an sich sowieso die größte Inspiration, aber seit das neue Raf Camora Album draußen ist, weiß ich gar nicht mehr wohin mit mir.
Das ist ehrlich das erste Album, auf dem mir ausnahmslos alles gefällt, wo ich nichts skippe, weils nervt.
Außerdem gibt mir das so, so, so viel Input, dass ich das alles gar nicht mehr verarbeiten kann.

Was machst du nur mit mir PART 2 | Stexpert FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt