Du warst Frieden, wenn ich Krieg hab.

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PoV Stegi

„Hab ich auch nicht nötig." Gab mein Freund zurück, an seiner Stimme konnte ich jedoch hören, dass er genau das tun wollte. „Lass gut sein." Murmelte ich ihm leise zu, ehe ich ihm noch einen kurzen Kuss gab und mich wieder auf den Boden setzte, um mich den Aufgaben zu widmen. Mein Freund nahm auf dem Sofa hinter mir Platz, ich spürte seinen Blick auf mir. Es machte mich nervös, dass er mich beobachtete, ich hatte Angst, irgendwas zu machen, was er falsch verstehen könnte. Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich plötzlich seine Hand an meinem Rücken spürte. Er zupfte ein wenig an meinem Tshirt rum, um es wieder runterzuziehen. Es schien hochgerutscht zu sein, als ich mich nach einigen Zettel gestreckt hatte. Verärgert drehte ich mich zu ihm um und warf ihm einen warnenden Blick zu. Er hob abwehrend die Hände, zog die Augenbrauen hoch und stand anschließend auf. „Ich leg mich hin." Nuschelte er kurz darauf und verschwand im Schlafzimmer. „Sorry, dass er immer so ätzend zu dir ist." Wandte ich mich an Fabi." – „schon okay, er hat halt Angst, dich zu verlieren." – „trotzdem nervt es." – „Versuch ihn zu verstehen, für ihn ist das bestimmt super schwer." – „mag sein, aber wenn er mich immer so einengt, bringt uns das auch nicht weiter, ganz im Gegenteil, ich bin einfach nur immer genervter von ihm." Fabi sagte nichts mehr dazu, warf mir lediglich einen mitleidigen Blick zu und streichelte mir kurz über den Arm. Ich wusste, dass er mir ohnehin nicht helfen konnte. Es war egal, was Fabi tat, Tim würde ihn trotzdem nicht leiden können und denken, dass er mich am liebsten anspringen würde.

Erschöpft ließ ich mich aufs Sofa fallen. Die meisten Dinge hatten wir heute geschafft, Fabi war gerade gegangen und ich war froh, endlich meine Ruhe zu haben. Tim hatte sich den ganzen Nachmittag nicht mehr blicken lassen, er war vermutlich eingeschlafen, was mir ehrlich gesagt auch ganz recht war, so musste ich zumindest nicht mit ihm über Fabi reden. Das monotone Rauschen der Straße drang an meine Ohren, hatte eine beruhigende Wirkung auf mich und das, obwohl ich es sonst so oft als störend empfand. Seufzend schloss ich die Augen und schmiegte mich noch ein wenig mehr an die Lehne des Sofas. Ich hatte gehofft, dass sich die Atmosphäre zwischen Tim und mir entspannen würde, doch das hatte sie nicht. Es war besser geworden, aber angespannt war es noch immer. Entschlossen erhob ich mich, griff nach meiner Jacke, die an der Garderobe hing und schlüpfte eilig in meine Schule. Ich wollte den Kopf frei bekommen. Ich schnappte mir meine Kopfhörer, die auf einer Kommode im Flur lagen und verließ anschließend die Wohnung. Die Luft roch nach Regen, der Himmel war in ein dunkles graublau getaucht. Ich stellte die Musik noch ein wenig lauter, um jegliche anderen Geräusche übertönen zu können. Vereinzelt eilten Menschen über die Wege, alles hier wirkte unheimlich hektisch. Typisch Großstadt. Auf der mehrspurigen Straße neben mir standen mehrere Autos, die Scheibenwischer versuchten wieder und wieder die einzelnen Regentropfen von den Scheiben zu vertreiben. Die Menschen, die den Autos saßen, sahen aus wie ich mich fühlte: genervt, gestresst, rastlos. Tim war immer mein Ruhepol gewesen, derjenige, der mich beruhigen konnte, wenn ich mich mal wieder grundlos über etwas aufgeregt hatte. Momentan war er jedoch einer der Gründe, warum ich mich überhaupt aufregte. Es störte mich, wie er über Fabi redete, wie er mich behandelte, wenn Fabi dabei war. Ich hatte das Gefühl, Tim dachte, ich könnte keine Entscheidung für mich selbst treffen, wäre darauf angewiesen, dass Tim dafür sorgte, dass ich nichts mit Fabi anfing.

Als ich die Wohnungstür wieder aufschloss, war ich nass bis auf die Knochen. Es hatte von Minute zu Minute stärker angefangen zu regnen, doch irgendwas hatte mich davon abgehalten, wieder nach Hause zu gehen. „Wo warst du denn? Ich hab mir Sorgen gemacht!" mein Freund stürmte mit einem besorgten Gesichtsausdruck auf mich zu. „War spazieren." Gab ich recht einsilbig zurück und begann mich aus meinen nassen Klamotten zu schälen, wobei Tim mir direkt zur Hand ging und mir die Jacke abnahm. „Danke." Nuschelte ich leise, kickte meine Schuhe beiseite und begab mich ins Schlafzimmer, um neue Kleidung aus dem Schrank zu holen. „Ist alles okay?" ertönte Tims Stimme hinter mir, in seiner Stimme klang sowohl Besorgnis, als auch Angst mit. Das letzte Mal, als er mir diese Frage gestellt hatte, hatte ich ihm gesagt, dass ich ihn betrogen hatte. Ich nickte nur knapp und verschwand anschließend im Badezimmer. Nachdem der Schlüssel im Schloss laut knackte, atmete ich erleichtert aus. Ich fühlte mich schlecht. Tim stand vermutlich gerade auf der anderen Seite der Tür und würde sich frustriert durch die Haare fahren. Ich wollte nicht, dass er sich schlecht fühlte, aber ich konnte ihm gerade nicht gegenüber treten.

Die ersten warmen Wassertropfen, die auf mich herabfielen, ließen mich zusammenzucken. Ich ließ mir ungewöhnlich viel Zeit beim Duschen, wusch mir mehrfach die Haare, um Zeit zu schinden, bis ich irgendwann einsah, dass ich mich nicht ewig in der Dusche verkriechen konnte und das es egal war, wie viel Wasser den Abfluss hinabfließen würde, meine Gedanken und Zweifel würde es nicht mitnehmen. So leise wie möglich verließ ich das Badezimmer, doch Tim schien mich trotzdem zu hören. „Sag mir bitte, was los ist, Stegi." Flüsterte er vorsichtig, als er zu mir ins Schlafzimmer gekommen war. „Was hab ich falsch gemacht?" fügte er hinzu und nahm neben mir auf dem Bett Platz. „Man, ich.. Du engst mich total ein, ich fühl mich voll beobachtet, du zupfst meine Klamotten zurecht, damit Fabi meinen Rücken oder meinen Bauch nicht sieht, man, du bist doch nicht meine Mutter und ich bin nicht fünf Jahre alt! Selbst wenn ich hier nackt rumlaufen will, wenn Fabi da ist, das ist doch meine Sache!" Mein Gegenüber nickte. „Ich hab kein Bock auf sowas, ich kann doch machen, was ich will, ich bin alt genug!" -  „Das ist deine Sache und du bist alt genug, richtig." Bestätigte er, griff nach einer der Decken auf dem Bett und verschwand kurz darauf aus dem Schlafzimmer. Genervt stöhnte ich auf und ließ mich aufs Bett fallen.

Die halbe Nacht lag ich wach und zerbrach mir den Kopf. Schon wieder stritten wir uns und schon wieder war es aus demselben Grund. Noch nie hatten Tim und ich getrennt voneinander geschlafen, wenn wir beieinander waren. Mir fehlte seine Anwesenheit, obwohl ich ihm vor einigen Stunden noch vorgeworfen hatte, er würde mich einengen. Vermutlich würde er sich nun gänzlich von mir distanzieren, ich kannte ihn, er würde sich sowas nicht noch mal von mir sagen lassen. Ab jetzt würde er warten, bis ich auf ihn zukam. Ich würde seinerseits keinen Kuss mehr bekommen, keine flüchtige Berührung, wenn er an mir vorbei lief, er würde mir nicht mehr durch die Haare wuscheln und damit meine Frisur zerstören.

Als ich am nächsten Morgen wach wurde, war Tim schon weg. Im Gegensatz zu mir hatte er heute Vorlesungen in der Uni und anders als sonst, fand ich keinen Zettel auf dem Tisch, auf dem er mir geschrieben hatte, dass er sich auf mich freute, mir einen schönen Tag wünschte, dass er mich liebte. Von Minute zu Minute bereute ich die Worte, die ich ihm gestern an den Kopf geworfen hatte, mehr. Ich konnte ahnen, wie sehr ich ihn damit verlegt hatte. Ich griff nach meinem Handy und warf einen Blick auf das Display. Meine Hoffnung, dass er mir vielleicht wenigstens geschrieben hatte, wurde jedoch enttäuscht.






Heyhey,
Alles gut bei euch? Das interessiert mich sogar wirklich!
Ich war letzte Woche aufm Genetikk Konzert in Kiel, solltet ihr das mal in Erwägung ziehen, lässt es haha
Hab die zwar zum Teil schon aufm Splash gesehen, dementsprechend nicht wirklich viel erwartet, aber sogar mit niedriger Erwartungshaltung wurde ich noch enttäuscht.

Verzeiht mir bitte, dass ich momentan auf so wenig Sachen antworte, mir fehlt irgendwie die Zeit, die Motivation und der Raum in meinem Kopf, mich damit zu beschäftigen. Grad bei längeren Nachrichten möchte ich mir Zeit nehmen und auch den Kopf dafür frei haben, eine vernünftige Antwort zu schreiben und irgendwie krieg ich das grad nicht auf die Kette.

Was machst du nur mit mir PART 2 | Stexpert FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt