Wir nähern uns, bis wir uns nicht mehr verstehen.

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PoV Stegi

Das Zufallen der Tür riss mich aus dem Schlaf. Langsam öffnete ich die Augen, Tim stürmte durch das Wohnzimmer in Richtung Küche. Ich setzte mich auf, blickte ihm verwirrt nach. „Alles okay?" rief ich vorsichtig, erhielt jedoch keine Antwort. In der Küche packte Tim eilig Einkäufe aus, würdigte mich währenddessen keines Blickes. „Tim?" – „was?" Seine Stimme ließ mich zusammenzucken, erklang unheimlich wütend. „Was ist los?" – „nichts! Lass mich bitte einfach in Ruhe." Er beendete den Satz wesentlich sanfter, als er ihn begonnen hatte. Seufzend drehte ich ihm den Rücken zu, wollte mich gerade wieder auf den Weg ins Wohnzimmer machen, als er mich aufhielt: „Hey, es.. Es tut mir leid." – „schon okay. Sagst du mir denn, was los ist?" – „ich hab Fabi eben getroffen und.. Man, er macht mich wahnsinnig!"

Nachdem Tim mir erzählt hatte, was passiert war, warf ich mich aufs Sofa. „Aber warum musstest du ihn denn schlagen, du weißt doch, dass.." – „jetzt hab ich was falsch gemacht, oder was? Warum nimmst du ihn immer in Schutz, Stegi?" – „mach ich doch gar nicht!" – „du tust du, die ganze Zeit! Fabi ist nicht so heilig, wie du denkst, er würd doch direkt mit dir ins Bett gehen, wenn ich nicht hier wär!" – „aber ich nicht mit ihm! Du könntest mir doch einfach mal vertrauen, egal, was Fabi sagt!" – „wie denn, Stegi, wie denn? Wie soll ich dir im Moment vertrauen? Du weißt genau, dass ich das momentan nicht kann!" Geräuschvoll atmete ich aus. „Ja, ich weiß. Aber du kannst mir glauben, dass ich nichts von Fabi will." – „aber er von dir! Vor dir tut er immer so verständnisvoll, er macht dir die ganze Zeit was vor!" – „das glaub ich nicht.." – „ja, danke, danke, dass du ihm mehr glaubst, als mir, deinem Freund, falls ich dich dran erinnern darf." Tim ließ mir keine Zeit mehr, um ihm zu antworten, er war schon aus der Tür verschwunden. Die Tür zum Schlafzimmer schlug er zu, , der Schlüssel knackte kurz darauf im Schloss. Frustriert fuhr ich mir durch die Haare. Fabi würde nie versuchen, etwas mit mir anzufangen, da war ich mir sicher. Er war es schließlich, der mich davon überzeugte, dass Tim der einzig Richtige für mich war.

PoV Tim

Genervt nahm ich auf dem Bett Platz, versuchte meine Gedanken zu ordnen und meine Wut unter Kontrolle zu bringen. Stegi glaubte Fabi alles, er dachte gar nicht daran, dass Fabi all das nur erzählte, um mich schlecht dastehen zu lassen. Fabi war mir zwar von Anfang an unsympathisch gewesen, doch ich hatte nicht gedacht, dass er so war, wie es sich momentan herauszustellen schien. Mir wurde schon schlecht, bei dem Gedanken, dass die beiden den morgigen Tag wieder zusammen in der Uni verbringen würden, nachmittags wahrscheinlich wieder an ihrem Projekt arbeiten würden, während ich wieder im Schlafzimmer sitzen und mir Gedanken machen würde, wie ich ihn am besten loswerden könnte. Schlussendlich würde ich mich dann doch wieder gegen jegliche Ideen entscheiden, weil ich für jede von ihnen mehrere Jahre ins Gefängnis kommen würde. Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. Ich wollte nicht sauer auf Stegi sein, hatte jedoch kein Verständnis dafür, dass er Fabi mehr Glauben schenkte, als mir.

Ich saß noch einige Zeit regungslos auf dem Bett, bis ich mich schließlich erhob und die Schlafzimmertür wieder aufschloss. Ich begab mich zurück ins Wohnzimmer, Stegi saß noch immer auf dem Sofa und knetete unsicher seine Finger. Erschrocken zuckte er zusammen, als ich mich neben ihn setzte. „Ich will nicht streiten." Murmelte ich vorsichtig und erhielt ein Nicken als Antwort. „Ich auch nicht, aber ich versteh nicht, warum du Fabi so misstraust und ihn auch noch schlägst.." fügte er wenig später hinzu. „Weil Fabi hinterhältig ist und dir die ganze Zeit was vorlügt, der will was von dir und würde sofort was mit dir anfangen, wenn er die Gelegenheit dazu hätte." – „würde er nicht, er weiß, dass ich dich liebe und ich glücklich mit dir bin, wenn.." – „man, Stegi, raffst du's nicht? Er lügt dich die ganze Zeit an! Warum glaubst du mir denn nicht, er hat mir doch ins Gesicht gesagt, was er denkt!" – „ich kenn ihn doch, ich weiß, dass er sowas nicht machen würde." – „du könntest mir doch auch einfach zur Abwechslung mal glauben, warum sollte ich dich anlügen?" – „ich glaub nicht, dass du mich anlügst! Aber ich kenn ihn halt und.." – „ich glaub das echt nicht." – „ich will mich nicht schon wieder wegen Fabi streiten." – „dann glaub mir, verdammt noch mal!" unterbrach ich ihn. „Lass uns bitte nicht mehr darüber reden, ich hab echt keine Lust auf Streit." Seufzend schüttelte ich den Kopf, gab jedoch schließlich nach. „Gut, wir reden nicht mehr drüber. Aber wenn er dich nur ein einziges Mal anfasst oder.." – „jaaaa, ich weiß." Stegi gab mir einen kurzen Kuss und schenkte mir ein schiefes Lächeln, das ich kurz darauf erwiderte.

Den nächsten Vormittag in der Uni verbrachte ich wie auf heißen Kohlen. Immer wieder schlichen sich Bilder von Fabi und Stegi in meinen Kopf, ließen keinen Platz für den Unistoff. Ich wusste, dass die beiden schon bei uns zuhause waren und an ihrem Projekt arbeiteten, Stegi hatte mir vorhin geschrieben. Als die letzte Vorlesung endlich zusende war, verließ ich fluchtartig das Gebäude und machte mich, ohne mich von irgendwem zu verabschieden, auf den Weg nach Hause. So leise wie möglich schloss ich die Haustür auf und lauschte einen Moment lang, ob ich Stimmen hören konnte. Ich hörte nichts, also betrat ich auf leisen Sohlen die Wohnung. Im Wohnzimmer entdeckte ich Stegi, der auf dem Boden über einigen Unterlagen gebeugt saß und Fabi, der ihn mit seinem Blick abzuscannen schien. „Hey." Nuschelte ich leise, warf meine Tasche zur Seite und erhielt kurz darauf ein erleichtertes Lächeln von Stegi, der anschließend aufstand und mir einen kurzen Kuss gab. Ich legte meine Hand in seinen Nacken, zog ihn zu einem weiteren, deutlich intensiveren Kuss heran, den Fabi jedoch durch ein langgezogenes Seufzen unterbrach. „Es ist nicht nötig dein Revier zu markieren, Tim." Ergänzte er mit hochgezogenen Augenbrauen.

Was machst du nur mit mir PART 2 | Stexpert FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt