ZWEIUNDSECHZIG
Es dauert einige Sekunden, oder vielleicht auch Minuten, bis ich wieder normal atmen kann. Mit meiner linken Hand wische ich die Tränen aus meinem Gesicht, packe mein Handy weg und stehe mit zittrigen Beinen auf. Ich hebe mein Kinn, drücke meinen Rücken durch und versuche so überzeugend wie möglich wieder in Alessas Wohnzimmer zu stolzieren. Keiner soll sehen, dass ich eigentlich nur noch ein Häufchen Elend bin, ich könnte den Grund sowieso niemandem sagen. Es wäre besser für mich, wenn ich nicht ständig solch ein Drama um meine Gefühle machen würde.
Während ich auf meinen Becher starre, um nicht dessen alkoholischen Inhalt zu verschütten, stoße ich plötzlich mit jemandem zusammen. Mit einem Ruck spritzt der komplette Inhalt über meine Brust, sowie die meines Gegenübers. "Pass doch auf!", zische ich und versuche mit meinem Ärmel etwas von der Flüssigkeit aufzusaugen.
"Selber", zickt der Typ und hält mich an den Schultern. "Ich wollte nur sehen, was los ist. Du bist vorhin einfach raus gestürmt und als du nicht wieder gekommen bist, hab ich mir Sorgen gemacht."
Schuldig blicke ich zu Tom auf und murmle ein "sorry", bevor ich mich an ihm vorbei ins Haus zwängen will, doch er greift mein Handgelenk und hält mich fest.
"Was ist denn passiert?", fragt er einfühlsam und führt mich in Richtung Küche. Dort nimmt er mir meinen Becher aus der Hand, wirft ihn weg und dreht sich dann mit einem Küchentuch in der Hand wieder zu mir um. "Hier."
Ungeschickt wische ich an mir herum, bis ich mit einem Seufzer meine Hände an meinen Seiten herunter fallen lasse und die Augen schließe. Ich versuche meine Umgebung leiser zu stellen, will die Farben nicht so grell vor mir sehen, den Geruch nicht so penetrant in meiner Nase spüren und der Geschmack soll nicht so bitter und schwer auf meiner Zunge liegen. Die Reize sind zu viel, zu laut, zu aufdringlich.
Als nächstes höre ich Toms leise Schritte, wie er vorsichtig näher kommt und mich dann in den Arm nimmt.
Einige Sekunden lass ich mich einfach von ihm halten und genieße seine Nähe. Er ist nicht Chace, und auch nicht Harry, aber sein Körperkontakt beruhigt mich.
"Willst du mir jetzt endlich erzählen, was los ist?", flüstert er leise, aber laut genug, dass ich ihn über die Musik, die aus dem Wohnzimmer dröhnt, hören kann.
"Nein", stöhne ich. "Oder eigentlich ja. Ach, ich weiß es doch auch nicht.
Ich weiß nur, dass ich übertreibe, dass ich überhaupt keinen Grund habe, mich so aufzuführen, wie ich es gerade tue. Ich weiß, dass du keinen blassen Schimmer hast wovon ich überhaupt rede, aber ich komme mir vor wie Bella, als Edward sie im zweiten Teil verlassen hat. Man konnte es kaum ertragen, dieses Buch zu lesen, weil es so kitschig und überspitzt war, aber genauso fühle ich mich jetzt. Das ist so erbärmlich."
"Wieso erbärmlich? Offenbar willst du mir nicht erzählen was los ist und das ist okay, wirklich, aber ich denke, du hast das Recht dich so zu fühlen wie du willst", sagt Tom so ernst, wie ich ihn noch nie gehört habe und fügt dann sarkastisch hinzu, "aber dieser Film war die reinste Folter, den will ich nie wieder sehen und du sollst dich gefälligst nicht so fühlen!"
Ich muss leise lachen und schaue zu ihm auf. "Wieso hast du den denn überhaupt gesehen?"
"Naja, meine Ex-Freundin hat darauf bestanden an Halloween die Filme auszusuchen.. und das ist dann dabei herausgekommen. Ich musste mir alle fünf Teile ansehen!"
"Kein Wunder, dass du seither keine Beziehung mehr hattest, du bist traumatisiert", lache ich lauthals und boxe ihm gegen die Schulter.
"Schön, dass dich das amüsiert", schmunzelt Tom und rollt seine Augen.
DU LIEST GERADE
Misgivings [Harry Styles]
Fanfiction"Breathe in for luck, breathe in so deep, this air is blessed, you share with me. This night is wild, so calm and dull, these hearts they race, from self control." Alles geschieht wie man es sich vor dem Einschlafen vorstellt - Londontrip, Harry Sty...