EINUNDZWANZIG
"Yeah, of course."
Natürlich hat er recht, natürlich wollte ich die Wahrheit wissen, sonst macht das Spiel ja überhaupt keinen Sinn. Aber was, wenn die Wahrheit weh tut?
Was ist Wahrheit überhaupt? Nur das, was tatsächlich passiert ist, gesagt oder getan wird? Oder ist es viel mehr als das, unsere eigene Interpretation von dem, was wir erleben? Wo ist eigentlich der Übergang von der Wahrheit zur Lüge? So viele Fragen, so wenige Antworten. Doch selbst wenn es uns unmöglich erscheint Wahrheit zu definieren, es gibt nur zwei Varianten, wie wir damit umgehen können. Entweder wir stehen ihr gegenüber oder wir fliehen. Und genauso ist es mit der Lüge, entweder wir decken sie auf oder wir akzeptieren, dass etwas verborgen wird.
Mit diesem Spiel habe ich mich entschlossen die Fassade bröckeln zu lassen und mich der Wahrheit zu stellen. Nicht nur Harrys, sondern auch meiner eigenen.
"It's your turn now, Harry!"
Jetzt schaut er mich mit einem prüfenden Blick an, vielleicht um zu sehen, ob ich wieder aus meiner kurzen Trance zurück bin. Er lehnt sich nach vorne und stützt nachdenklich sein Kinn in beide Hände, die Ellenbogen liegen auf den Knien. Nachdem er etwa drei Minuten völlig reglos dasaß, dreht Harry nun seinen Kopf zu mir und stellt die nächste Frage.
"Do you have a passion? And if you do have one, what is it?"
Ich muss über die Frage schmunzeln und fange an zu überlegen, ich habe mir noch nie darüber Gedanken gemacht, ob ich tatsächlich eine Leidenschaft habe. Natürlich höre ich wahnsinnig gerne Musik, so wie jeder andere Teenager auch. Was wäre mein Leben nur ohne den perfekten Soundtrack? Aber ich habe nie den Ehrgeiz gehabt ein Instrument zu lernen und kann etwa so gut singen wie unser Wasserkocher zu Hause. Klar, es gibt noch das Thema Pferde. Fünf Tage die Woche findet man mich im Stall, entweder um durch den Wald zu reiten oder um zu trainieren. Ich liebe den Voltigiersport und wüsste nicht was ich machen sollte, wenn ich mich je verletzen würde. Ich brauche einfach die Mischung aus Einzelkampf, Teamsport und der Komponente Pferd. Aber ist das auch meine Leideschaft?
"Are you going to answer me today, or?"
"I'm thinking, don't interrupt me!"
"If you have to think about it so long you can't be that passionate about it."
Plötzlich fällt mir etwas ein und ich schreie beinahe: "Oh! I've got one, I have a passion!"
"Alright, tell me!"
"It's drawing."
Seit ich klein bin liebe ich das Zeichnen. Alles begann mit Pferden. Pferde auf der Wiese, Pferde in der Box, Pferde im Wald. Irgendwann kamen auch die Reiter dazu, bis ich irgendwann zur Portraitzeichnung gekommen bin. Und dabei bin ich geblieben, Menschen zeichnen ist meine Leidenschaft.
"You draw?"
"Yeah, I do. Since I am a child, actually."
"And what do you draw? People or landscapes or animals or still lifes?"
"I portray people..."
"Could you do one of me?", fragt Harry mit leuchtenden Augen. Er scheint total begeistert von der Idee zu sein, doch ich brauche die richtige Atmosphäre um zeichnen zu können. Außerdem ist es einfacher Fotos als Vorlage zu nehmen als einfach so jemanden zu portraitieren.
"Uhh, I've already portrayed you a while ago. I've got a picture on my phone..."
Ich greife zu meiner Tasche neben mir und krame mein Handy heraus. Schnell suche ich ein Foto von dem Portrait, das ich von Harry gezeichnet habe heraus. Ich war zwar nicht wirklich zufrieden mit dem Ergebnis, was heißt war, ich bin es immer noch nicht, doch es ist das einzige, das ich je von Harry gemacht habe.
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Misgivings [Harry Styles]
Fanfiction"Breathe in for luck, breathe in so deep, this air is blessed, you share with me. This night is wild, so calm and dull, these hearts they race, from self control." Alles geschieht wie man es sich vor dem Einschlafen vorstellt - Londontrip, Harry Sty...