Misgivings [Harry Styles]

DREISSIG

DREISSIG

Als ich meine Lippen von Harrys löse, fühle ich mich, wie eine Seele ohne Körper oder andersherum, ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, ist dass ich nur Harry sehe, Harry rieche, Harry schmecke. Harryharryharry. Meine Gedanken gehen von seinen grünen Augen, zu seinen Beinen, seinen Tattoos, seinem Kiefer, den Handgelenken, den vollen Lippen, der Stimme...

Bevor ich realisiere, was ich tue, schlinge ich meine Arme um Harrys Taille und drücke ihn fest an mich. Dann fahre ich mit meinen Fingern langsam seine Rückenmuskeln nach. Er scheint kurz zu zögern, legt dann aber sein Kinn auf meinen Kopf und ich spüre, wie er tief ein- und ausatmet.

Wieso können wir nicht im antiken Griechenland leben und wie Philemon und Baucis von Zeus in Bäume verwandelt werden, damit wir uns niemals trennen müssen? Ihre Liebe war so stark, dass Zeus ihnen gewährte, gemeinsam zu sterben und danach als Linde und Eiche weiterzuleben, nie wieder müssen sie ohne einander sein. Aber wieso rede ich überhaupt von Liebe? Harry ist hübsch und ein Mysterium für mich, aber von Liebe kann nach knapp einer Woche nicht im geringsten die Rede sein.

Kaum merklich schüttle ich meinen Kopf. Diese Gedanken kommen bestimmt daher, dass Harry so wahnsinnig gut riecht, nämlich nach einer Mischung aus Parfüm, Waschmittel und Harry. Dazu noch der Geruch des Lagerfeuers in der kühlen Nachtluft und Bye Bye Verstand.

Während ich versuche meinen Atemrhythmus gleichmäßig zu halten, wandern meine Hände immer weiter Harrys Rücken hinunter. Als meine Finger oberhalb seines Gürtels angelangt sind, ziehe ich Harry, in einem Anflug von Selbstbewusstsein, näher zu mir heran. Dabei liegen meine Daumen direkt auf seinen harten Hüftknochen, die seine V-Line einleiten.

Fuck, wie kann ein Mensch, ohne es überhaupt zu versuchen, so unverschämt sexy sein?!

"Do you want a drink?", flüstert Harry mit seiner rauen Stimme in mein Ohr und ich beginne zu zittern. Nicht aus Kälte, sondern einfach als Antwort meines Körpers auf seine anziehende Art zu reden.

Als er bemerkt, dass ich zittere, umarmt er mich noch fester, bevor er wieder zu sprechen beginnt. "Let's go inside and get you some clothes. We can grab a drink afterwards, alright love?"

Ich nicke und will mich nach links drehen um zu der Glastür zu gehen, aus der ich vorhin gekommen bin. Doch plötzlich greift Harry nach meiner Hand und während er mich genauso vorsichtig wie vorhin auf den Mund küsst, verschränkt er unsere Finger.

Ich dachte die Gerüchte, er sei ein Romantiker, wären nichts als Lügen, doch wenn das hier nicht romantisch ist, bin ich der Kaiser von China.

Vorsichtig zieht Harry seinen Kopf etwas zurück und lächelt mich so schüchtern an, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. Ich schaue ihn noch einmal an, bevor ich in die Wohnung zurück gehe, denn mittlerweile ist mir wirklich kalt. Harry folgt mir, bis er mich im Flur überholt und mir deutet hinter ihm hinterherzukommen.

Wenige Sekunden später stehen wir in einem Schlafzimmer, in dem ein riesiges Kingsize-Bett steht, alles in cremefarbenen Tönen gehalten.

"I'm sure you can wear something of Louis", murmelt Harry, während er in dem verspiegelten Kleiderschrank herum wühlt. "What about this?" Jetzt hält er ein dunkelgraues Sweatshirt hoch.

Ich nehme es ihm aus der Hand, ziehe meine Lederjacke aus und stattdessen den Hoodie an. Er ist mir nur leicht zu groß, aber warm, was will man mehr. Als ich versuche, meine Lederjacke wieder anzuziehen, muss ich allerdings feststellen, dass ich sie nicht über den Pulli bekomme. Genervt ziehe ich sie wieder aus, werfe sie über meine Schulter und stapfe in Richtung Küche.

Dort angekommen, nehme ich mir ein neues Glas und fülle es mit Wodka und Red Bull und stecke einen Strohhalm dazu. Ich drehe mich wieder um und sehe, wie Harry gegen den Kühlschrank gelehnt an vermutlich Whiskey nippt. Während seine Lippen perfekt am Rand des Glases liegen, blicken mich seine hellgrünen Augen neugierig an. Er zeigt zum Lagerfeuer und neigt seinen Kopf um zu fragen, ob wir uns dorthin setzen sollen.