ACHTUNDSECHZIG

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ACHTUNDSECHZIG

Nervöser denn je, folge ich Chace durch die Zimmertür zu den vergoldeten Aufzügen, um nach unten zu den Fahrzeugen zu gelangen. Javier begleitet uns die ganze Zeit, allerdings schweigend, als hüte er ein Geheimnis. Um ehrlich zu sein hätte ich es begrüßt, wenn er mich ein wenig ablenken würde, denn meine Gedanken kreisen um Harryharryharry, und das macht mich noch wahnsinnig.

Ich wünsche mir einfach so sehr, dass er sich dafür entscheidet, es mit mir zu probieren und nicht schon vorher aufgibt. Ich sage das nicht, weil ich ein verrückter Fan bin, sondern weil ich aus tiefstem Herzen daran glaube, dass wir beide tatsächlich eine Zukunft haben könnten. Okay, ein verrückter Fan bin ich wohl trotzdem, aber wir sind uns einfach in so vielem ähnlich und ergänzen uns in anderen Dingen, dass eine harmonische Beziehung gar nicht so utopisch scheint. Dennoch sehe ich meine finanzielle Abhängigkeit, was unsere potentielle Fernbeziehung betrifft, und seine Launenhaftigkeit als Problem. Allerdings gibt es kein Problem, das man nicht auch lösen kann.

Wie auch immer, ich schwelge mal wieder bloß in Gedanken. Ich sollte mich nicht zu sehr auf unsere Märchenhochzeit konzentrieren, sondern viel mehr darauf, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass mich Harry heute abblitzen lässt und das ganze nur geplant hat, um bei mir die Wogen zu glätten. Vielleicht will er mich auch nur testen.. aber wofür denn? Gott, reiß dich zusammen, Sophie!

Ich schüttle nervös den Kopf, um meine diffusen Gedanken loszuwerden, die gar nicht aufhören wollen in meinem Kopf umher zu kreisen. Angespannt starre ich aus dem Fenster des Autos, mit dem uns Javier zur Arena bringt.

"Sophie, stop thinking that much, I can already see the smoke rising above your head", witzelt Chace, der mich offensichtlich versucht abzulenken.

"You can talk. You're not the one who is waiting for a decision that could change your entire life", zicke ich Chace augenrollend an.

"But I'm here with you, I'm here for you. I understand that you are nervous and stressed out, but is that an excuse to act that bitchy towards me?"

Schuldbewusst schüttle ich den Kopf.

"I thought so", tadelt mich der hübsche Blondschopf. "And now lets talk about the setlist. Do you think they're going to finally, after like 200 decades, play half a heart? Perhaps you could ask your boy if they can add that song last minute?"

Damit bringt Chace mich endlich zum Lachen und lenkt mich etwas von der bevorstehenden Situation ab. "Sure. Do you want them to play anything else? I'd like them to re-enact teenage dirtbag, that'd be awesome!"

Lachend drehen wir jeder unseren Kopf zur Seite und blicken wieder aus dem Fenster. Ich kann sehen, dass wir bereits durch die vermeindlich undurchdringlichen Tore der Arena gekommen sein müssen, da wir an duzenden Tourbussen, Vans und Gittern vorbeifahren. Als wir gerade um eine Kurve biegen, sehe ich den Platz von einem anderen Winkel und kann hunderte von Fans erkennen, die sich langsam in einer Schlange vorwärts bewegen, wie bei der "Reise der Pinguine".

Eigentlich sollte ich mich doch freuen, dass ich in einer so besonderen Position bin, sollte wertschätzen, wie viel Glück ich hatte, und es immer noch habe, hier zu sein und die Jungs kennen zu dürfen. Aber ich kann nicht anders, als die vielen Mädchen zu beneiden. Sie sind noch so unverdorben, haben ihre Vorstellung von ihrem Liebling, wünschen sich zutiefst, dass ihnen Liam einmal zuwinkt oder Niall ihnen zuzwinkert. Sie haben noch nicht, so wie ich, am eigenen Leib erfahren müssen, dass One Direction auch nur aus Menschen besteht, die fehlbar sind, so wie jeder andere auch. Es sind keine besonders besonderen Personen, zumindest sind sie nicht besonderer als jeder einzelne Fan in dieser Arena. Wir machen uns alle etwas vor, wenn wir glauben, dass die Jungs Heilige sind, dass sie anders sind als andere Menschen. Aber um ehrlich zu sein glaube ich, dass uns das allen irgendwie bewusst ist, auch wenn wir es uns nicht eingestehen mögen, da diese Band nun mal eine wichtige Rolle in unserem Leben spielt, bei mir vielleicht sogar mehr als bei anderen.

Misgivings [Harry Styles]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt