NEUN

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NEUN

Ich stürme aus dem Haupteingang des Gebäudes, als ich spüre wie meine Augen beginnen zu brennen und mein Atem zittert. Ich versuche regelmäßig ein und aus zu atmen aber es gelingt mir nicht, meine Brust hebt und senkt sich unregelmäßig und ich fühle Schmerz. Es ist eine Mischung aus Wut, Scham, Ratlosigkeit, Verzweiflung und Enttäuschung. Enttäuschung von mir selbst, aber hauptsächlich bin ich enttäuscht, dass Harry mir nicht gefolgt ist. Ich wusste zwar, dass er nur das Eine im Sinn hatte, aber man darf doch wohl noch träumen, oder?!

Außerdem versetzte mir sein letzter Satz einen Stich mitten ins Herz. "You could have thought about it a bit earlier". Wie nett. Ich sage nur: mach dir niemals Hoffnungen etwas mit einem Popstar anzufangen.

Ich laufe orientierungslos durch die dunklen Straßen Londons, blende alles und jeden aus. Wen ich nicht sehe, der sieht mich auch nicht.

Mittlerweile schluchze ich unkontrolliert und meine Schultern beben synchron dazu. Ich steuere auf eine Bank in der Mitte einer Fußgängerzone zu und lasse mich darauf plumpsen. Sofort ziehe ich meine Knie hoch, umfasse meine Schienbeine mit meinen Armen und heule als hätte ich gerade Pearl Harbor gesehen. Mein kompletter Körper zittert und ich kralle meine Fingernägel in meine nackte Haut.

Warum bin ich so blöd?

Wieso interpretiere ich immer so viel in andere Menschen hinein?

Was haben andere Mädchen, das ich nicht habe?

Warum habe ich niemanden, der mich liebt?

Oh Gott, Sophie, hör auf so erbärmlich zu sein! Ich steigere mich immer in alles hinein, mache aus einer Fliege einen Elefanten. Und dann sitze ich da und stelle die Existenz der Menschheit infrage.

Nach weiteren Minuten schaffe ich es, meinen Atemrhythmus unter Kontrolle zu bekommen. Ich krame mein Handy aus meine Tasche und schaue auf die Uhr auf dem Display.

01:09

Was mache ich jetzt? Ich will nicht in mein Hotel. Gerade jetzt könnte ich eine Freundin gebrauchen, oder einen Freund...

Chace! Warum ist er mir nicht früher eingefallen?!

Schnell scrolle ich durch meine Kontakte und tippe auf seine Nummer um ihn anzurufen. Hoffentlich hört er sein Handy durch die laute Musik im Club. Noch schlimmer wäre es, wenn er schon schlafen wür-

"Hey Sophie!"

"Chace.." sage ich mit immer noch leicht zittriger Stimme.

"Is everything okay? You sound upset..."

"Actually it's not", schniefe ich "where are you?"

"I'm on my way home, where are you? I'm gonna come and you tell me what's the matter."

Ich schaue bei Google Maps, wo ich mich befinde und gebe Chace die Adresse durch.

"Oh that isn't that far away! I'll be there in about 10 minutes. Don't move!"

Damit legen wir auf und ich hole tief Luft. Immerhin interessiert sich ein mehr oder weniger fremder Typ für meine Gefühlswelt. Nach wie vor etwas zittrig und unregelmäßig, versuche ich meinen Atem zu kontrollieren.

So langsam wird es kalt und ungemütlich auf meiner Bank und ich stehe auf um die Straße zu erkunden. Zu meiner Linken sehe ich eine Boutique, daneben einen Friseursalon und weiter hinten einen Mc Donald's, bis auf das Fastfood Restaurant natürlich alles geschlossen. Es sind immer noch ein paar Leute unterwegs, allerdings nicht so viele, da in dieser Straße wohl keine Bar oder ähnliches offen hat.

Misgivings [Harry Styles]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt