DREI

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DREI

Als er die Tür langsam aufdrückt, klebt mein Blick nervös auf dem Boden. Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen, einat-... Mein Herzschlag wird schneller. Meine Knie scheinen nicht mehr da zu sein. Meine Hände beginnen zu zittern.

Nach einer gefühlten Ewigkeit schaue ich auf, nur um einen leeren Raum vorzufinden. Zu meiner Rechten stehen zwei Sofas und links von mir befindet sich ein Buffet mit Getränken und Obst. Während ich den Raum betrachte und meine Nervosität kontinuierlich steigt, wird eine Tür gegenüber von der, vor der ich mich befinde, aufgerissen.

"Hello my dear, I'm Olivia. I'm going to accompany you to the boys. Would you like something to drink or eat?"

"Eeerm, hi. No, I'm fine thank you."

"Okay. So prepare yourself, you've got five minutes at most. Presumably less."

Ich nicke und folge ihr durch die Tür, aus der sie gerade gekommen ist. Sie führt mich durch einen kahlen und menschenleeren Flur. An den verschiedenen Türen kleben Zettel, auf denen Dinge stehen wie 'DRESSING ROOM' oder 'EQUIPMENT'. Je mehr ich lese, desto bewusster wird mir wo ich mich befinde und desto nervöser werde ich, falls das überhaupt noch möglich ist. Ich versuche mir die Fragen in Gedanken zu rufen um wenigstens nicht wie zurückgeblieben zu stottern. Wie peinlich das wäre. Da bekommt man einmal die Chance die fünf begehrtesten (noch) Junggesellen zu treffen und dann vergisst man die eigene Sprache. Allerdings bin ich nicht einmal in der Lage meine Fragen auf deutsch zu formulieren, geschweige denn auf englisch. Peinlich. Mehr fällt mir dazu nicht ein.

Endlich stehen wir vor einer geschlossenen Tür auf der 'MEET&GREET' steht. Jetzt gibt's kein zurück mehr. Oh Gott! Ich frage mich wie ich eigentlich aussehe, kann diesem Gedanken aber nicht weiter nachhängen, da diese Olivia mir die Schulter tätschelt und nochmal wiederholt, dass ich fünf Minuten und nicht länger Zeit habe. Dann öffnet sie die Tür und schiebt mich hinein.

Vor mir stehen die fünf schönsten Gestalten auf dem Planeten. Ganz links Louis. Schwarze Vans und Chino, weißes T-Shirt und Jeansjacke. Blaugraue Augen, verwuschelte Haare, a cheeky grin. Daneben Niall. Nikes, schwarze Hose, weißes Shirt und Festivalbändchen an den Handgelenken. Er lacht mich mit seinen stahlblauen Augen an und zwinkert. Daraufhin wirft ihm Zayn einen verächtlichen Blick zu. Zayn. Die Definition von Schönheit. Ich weiß, ich wiederhole dieses Wort oft, aber mein Vokabular bietet nichts besseres. Er trägt schwarze Doc Martens, eine graue, ausgewaschene Jeans und ein weißes Shirt. Er wirkt müde, aber sein Gesicht kann nichts entstellen. Der Dreitagebart bietet den perfekten Kontrast zu seinen akkurat gestylten Haaren. Doch am auffälligsten sind seine Augen, tiefbraun, so dunkel, dass es mir nicht gelingt, seine Pupille von seiner Iris zu unterscheiden. Es ist als würde man direkt in seine Seele schauen. Doch ich sollte aufhören zu starren. Mein Blick wandert zu Liam, der mich freundlich anlächelt und winkt. Schwarze Sneakers, dunkle Jeans und ein Basketball-Shirt machen seinen Style vollkommen.

Ich weiß genau was, besser gesagt wer, jetzt kommt. Er. Es überrascht mich nicht, braune Boots an seinen Füßen zu erkennen, genauso wenig wie eine schwarze Jeans, an den Knien aufgerissen. Seit wann finde ich Knie sexy? Achja, seit sie Harry Styles gehören. Ich fahre damit fort seinen Körper zu betrachten und lande bei seinen Hüften. Sofort schießt der Gedanke in meinen Kopf, dass ich sie schonmal berührt habe, doch ich hätte absolut kein Problem damit diese Erinnerung aufzufrischen. Sein T-Shirt ist dunkelgrau und der Ausschnitt gerade so groß, dass man die Flügel der Schwalben auf seiner Brust sehen kann. Was das Tattoo für ihn bedeutet? Freiheit, schreit es in meinem Kopf. Um seien Hals hängt eine Kette, doch sie verschwindet unter seinem Shirt. Ich frage mich ob es die Kreuzkette ist? Ich würde ihn so gerne kennenlernen wie jemanden auf der Straße und nicht als Promi... Nun bin ich bei seinem Gesicht angelangt. For god's sake, this jawline! Okay, ich sollte weniger Fanfictions lesen. Trotz angedeuteten Augenringen ist sein Blick wach und aufmerksam, als er zu einem der Jungs schaut. Seine Haare sind nicht mehr so lockig und kindlich wie vor zwei oder drei Jahren, sie sind vorne wie tupiert und dann nach hinten gekämmt, als wäre er morgens nur mit den Händen durchgefahren. Das würde ich auch gerne tun.

Mit diesem Gedanken ist meine Analyse beendet, die Gott sei Dank lang nicht so ewig gedauert hat wie gefühlt. Mein Gehirn kann nämlich ungefähr 500 Gedanken gleichzeitig produzieren.

"Hello love. What would you like to do first? Photos or asking some questions?"

Mit dieser Frage reißt mich Liam gekonnt aus meinen Tagträumen. Ich habe keine Ahnung, was ich antworten soll. Hauptsächlich weil ich jetzt nicht mehr nur die Fragen nicht mehr formulieren kann, sondern mich nicht mal mehr an ihren Inhalt erinnern kann. Toll. Und ich habe mich immer über die ganzen Directioner lustig gemacht, die nichts tun konnten, außer heulen, kreischen und ohnmächtig werden. Pathetic, dachte ich damals, aber jetzt kann ich das nachvollziehen. Liam schaut mich fragend an, hebt die Augenbrauen.

"Don't know. What about you?"

"Let's get started with the photos. That will break the ice", mischt sich Louis ein und zwinkert mir zu. Oh Mann, können die mal aufhören zu flirten?! Ich weiß, dass sie das mit jedem Fan tun, was aber nicht bedeutet, dass es seine Wirkung verfehlt. Dennoch stimme ich Louis zu. Als ich mich gerade auf den Weg mache, mich zwischen Niall und Zayn in der Mitte zu platzieren, räuspert sich Liam.

"Sorry, I didn't catch your name. Would you mind telling us?"

"It's Sophie. I mean my name, I'm called Sophie."

"Wasn't that the name of the girl who saved our Harry last night?", wendet sich Louis mit einem schiefen Grinsen an Harry.

"Don't know. Management sent her the tickets. Don't remember her name."

Während der kurzen Konversation blicke ich zwischen Louis und Harry hin und her. Trotz dem unfreundlichen, beziehungsweise unbeteiligten Kommentar von Harry, klingt seine Stimme wie Musik in meinen Ohren, wie 'Nothing else matters' von Metallica. Tief, kratzig, etwas undeutlich, aber wunderschön. Anders gesagt, sexy.

"Perhaps you should thank her?"

"Yeah, of course." Also murmelt er ein "Thanks babe" auf den Boden. Ich beobachte jede seiner Bewegungen. Er macht einen Schritt nach vorne, legt seine rechte Hand in meinen Nacken und küsst mich auf die Wange. Sein Atem kitzelt und verursacht Gänsehaut auf meinem kompletten Körper und dann flüstert er:

"Last night I was far too wasted. I couldn't examine your age or something. Now that I can... What about you, me and a bed? The floor would do it either."

~

So close, no matter how far

Couldn't be much more from the heart

Forever trust in who we are

And nothing else matters.

Misgivings [Harry Styles]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt