SECHSUNDDREISSIG

1.2K 57 14
                                    

SECHSUNDDREISSIG

Hektisch scheucht uns mein Vater durch den riesigen Flughafen um zu besagtem 'Security Police desk' zu kommen. Der Kaffee ist sofort vergessen und mit unseren Koffern im Schlepptau hetzen wir durch die vielen Touristen, Businessleute und Angestellten.

Ich male mir schon die unterschiedlichsten Szenarien aus, weshalb wir leider nicht zurück nach Deutschland fliegen können und weiter in London bleiben müssen, oder wohl eher dürfen. Vielleicht wurden ja unsere Plätze doppelt vergeben und wir können noch eine Nacht in England bleiben.

"Los, los! Der Flieger wird nicht auf uns warten, wenn wir zu spät sind!", blafft mein Vater mich and, da ich kurz etwas langsamer geworden bin.

Ich rolle nur genervt mit den Augen und renne meinen Eltern hinterher, obwohl ich lieber extra langsam machen würde, damit wir tatsächlich unseren Flug verpassen. Aber ich bin ja ein braves Mädchen, weshalb ich hinter ihnen her trotte wie ein Hündchen.

Als ich von den Fersen meiner Mutter aufschaue, sehe ich schon den Security Bereich, der jetzt nur noch einige Meter von uns liegt. Der schwarze Schriftzug 'Security Police' steht über dem Eingang, der genau wie der Rest des Bereichs aus Milchglas besteht. Davor stehen zwei Frauen in ihrer Uniform, die beide ein Funkgerät in der Hand halten, sowie Schlagstock und Pistole am Gürtel hängen haben.

Etwas eingeschüchtert lasse ich mich wieder zurückfallen und warte darauf, dass mein Vater mit ihnen spricht.

Nach einem kurzen Wortwechsel, den ich nicht wirklich verstehe, öffnet eine der Frauen die Tür und begleitet uns in die Security Abteilung.

Dort erwartet uns ein Mann mittleren Alters, der hinter seinem Schreibtisch Formulare bearbeitet, und erst aufblickt, als wir schon fast vor ihm stehen.

"Mr Kayser?", erkundigt er sich und nickt meinem Vater zu, der sich nun näher zu ihm vorbeugt.

"Excuse me, but I don't get what's going on. I'm sure this is just a misunderstanding, Sir", versucht mein Vater zu erklären, doch der Mitarbeiter winkt ab.

"Don't worry. Just take a seat over there and wait a few minutes, Sir. I'll be right back."

"How are we supposed to stay calm? What if we miss our flight?", wirft mein Vater ein und fuchtelt wild mit seinen Armen umher.

"Then you'll book another one."

Und damit verlässt der Mann sein Büro und lässt uns absolut perplex im Raum stehen.

Was ist hier eigentlich los? Ich verstehe absolut nicht, wieso wir davon abgehalten werden zu boarden.

Denn obwohl ich liebend gern hier bleiben würde, mache auch ich mir mittlerweile Sorgen, dass etwas mit unseren Ausweisen nicht stimmen könnte, oder Sprengstoff in unseren Koffern vermutet wird. Wie kommen diese Leute überhaupt auf die Idee, dass gerade wir etwas verbrochen haben könnten? Vielleicht liegt es ja auch an etwas ganz anderem. Vielleicht müssen wir noch etwas mit unserem Mietwagen klär-

Meine Gedanken werden unterbrochen, als die Tür, durch die der Security Guard gerade erst verschwunden ist, wieder aufgerissen wird. Den Raum betreten der Typ von vorhin und hinter ihm ein weiterer Mann, allerdings ohne Uniform.

Gerade als ich beginne mich zu fragen, wieso nicht beide Männer dasselbe tragen, bleibt mir mein Atem in der Lunge stecken. Ich erstarre in meiner Bewegung und vergesse alles um mich herum. Die Staubpartikel scheinen zu erfrieren. Das Räuspern meiner Mutter nehme ich kaum wahr. Dass eine weitere Tür aufgerissen wird, spüre ich nur an dem Luftzug, der mich erschaudern lässt.

Ungläubig blinzle ich und schüttle meinen Kopf um die Illusion loszuwerden. Es muss eine Illusion sein. Doch sie verschwindet nicht. Stattdessen kommt sie mit langsamen Schritten auf mich zu.

Misgivings [Harry Styles]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt