Kapitel 10

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    Ich räumte die Teller in den Schrank und ging dann mit ihnen ins Wohnzimmer. Dort erwartete mich allerdings eine Überraschung. Statt dem kleinen schwarzen Kater lag dort ein großer schwarzer Panter. Scarok hatte sich in seiner wahren Gestalt auf dem Teppich vor dem Kamin ausgestreckt und sah mich mit seinen großen grünen Augen an. In mir machte sich ein seltsames Gefühl breit und ich ging wie von allein auf ihn zu. Es war extrem verrückt, ich fühlte mich wie magisch angezogen und dachte gar nicht darüber nach, dass da eine gefährliche Raubkatze vor mir lag. Ich kniete mich runter und fuhr ihm mit der Hand durchs Fell, wobei sich ein seltsames kribbeln in mir ausbreitete. Scarok brummte genüsslich, fast wie eine schnurrende Katze, doch in dieser Form klang es fast wie ein knurren. Jelena zuckte etwas zusammen, doch ich bekam davon nichts mit. Ich hatte das Gefühl mich für einen Moment aus seinen Augen zu sehen. Und die ganze restliche Welt mit mir. Es war ein verrückter Anblick, alles war nochmal von einer Schicht aus Licht umgeben. Einer Art Aura und sie verpasste den Menschen die Maske eines Tieres. Jelena war von einer Schicht aus grün umgeben die ihr die Maske einer Fledermaus gab. Das war schon ein seltsamer Anblick doch irgendwie passte es zu ihr. Sie war scheu doch wie die Fledermaus konnte sie auf eine Art das Dunkle erfassen wie kein anderer Mensch. Sie wusste von all dem Magischen um sie herum, was den anderen verborgen blieb. Lil hingegen war eine Wölfin in Rot, einem kräftigen Rot, ohne jede Verdunkelung. Das passt sehr gut. Rot ist kräftig und impulsiv und ein Wolf ist sehr ausdauernd, außerdem wittert er Gefahr und er ist ein Rudeltier das zu seiner Herde hält und sie hatte mich wirklich noch nie im Stich gelassen. Meine eigene sah genauso aus wie die von Scarok. Violletgelb mit silbernen sprenkeln überzogen. "Krass!" fand ich doch hörte meine Stimme nur in meinen Kopf. Sie kam nicht aus meinen Mund. "Keine Panik." sagte Scarok schnell "Gleich ist wieder alles normal und du siehst auch keine Aura mehr." "Wieso sieht meine so komisch gepunktet aus?" wollte ich wissen. "Violett ist die Farbe der Erkenntnis und deshalb oft bei sehr religiösen Menschen vorhanden, aber auch bei sehr künstlerischen, doch gelb steht für Intuition, Wille und Persönlichkeit. Das rückt die Erkenntnis eher in das Licht der Intelligenz und die Silbersprenkel zeigen nur, dass sie sehr stark ist. Nur sehr energiereiche Leute haben die. Das kommt von deiner starken Magie. Du hattest Glück, ich habe ja den Schutzgeist deines Vaters gesehen. Er war richtig dunkel rot. Kräftiges hellrot ist gut, so wie du es bei Lil siehst. Aber ein dunkles Rot beinhaltet viel schwarz und steht für Hass, Rachsucht, Zorn, Eifersucht und Böswilligkeit. Er ist ein Teufel dem man nicht begegnen will und seine Eifersucht treibt ihn an dich zu suchen. Übrigens ist auch dein Ersatzvater rot. Rotbraun. Also geizig, er will immer mehr Geld und vergisst euch deshalb. Du siehst es kann viel verraten und ich hab so lang jemanden gesucht der ist wie ich!" antworte Scarok und ich lachte "Wundert mich nicht, ist ja auch eine ganz schön eigenwillige Kombination." "Aber eine mit großen Potenzial." konterte er und meine Sicht verschwamm eh sie normal wurde. "Diavar!" Erst jetzt bemerkte ich, dass mich Jelena an der Schulter rüttelte und sah sie an. "Geht es dir gut?" wollte sie wissen. "Du sahst aus wie ein Zombie, voll weggetreten." sagte sie besorgt und ich entschuldigte mich schnell "Tut mir leid ich-" Scarok unterbrach mich "Es war meine schuld, ich wollte endlich unsere Verbindung festigen. Vorher hat er mich ja nie in dieser Gestalt gesehen." "Du solltest auch lieber wieder klein werden." sagte Jelena und ich schmunzelte. Sie hatte wohl ein bisschen Schiss vor ihm. Er hörte aber nicht sofort, sondern sah erst einmal mich an. Das war ein etwas seltsamer Moment, doch ich nickte zustimmend und er wurde klein. Ich hatte noch nie jemanden die Erlaubnis für irgendwas erteilt, irgendwie war das komisch, befremdlich, aber ich würde mich wohl daran gewöhnen. Der restliche Tag verlief relativ unspektakulär und nachmittags saßen wir dann alle auf dem Sofa während Scarok etwas im Flur herum streifte, als plötzlich ein lauter Schrei durchs Haus hallte. "Oh mio Dio! Aiuto! Rapinagatto!"

    Ich verstand zwar nicht viel italienisch, doch Aiutohieß Hilfe und auch allein die Panik in der Stimme reichte um mich auf dieBeine zu befördern. In einem Sekundenbruchteil stand ich im Flur und diePutzfrau sah mich an. Mist, ich hatte vergessen das hier ab und ab eine vorbeisah sonst wäre der Staub schon Meter hoch. "Rapinagatto! Uomini giovani!Rapinagatto!" rief sie und zeigte auf eins offene Zimmertür. Ich liefdarauf zu und sie schrie "No! No! Rapinagatto!" Ich ging trotzdemhinein und plötzlich wusste ich was Rapinagatto hieß, Raubkatze, vor mir saßScarok. "Sie hat mich plötzlich überrascht..." flüstere er und ichseufzte. "Werd klein." sagte ich knapp und nahm ihn hoch. Dann gingich grinsend hinaus und fragte "Rapinagatto?" Dann lachte ich unddeutete auf den Kater "Gatto" Die arme Frau sah mich an als zweiflesie an ihrer Sehkraft und rieb sich über die Augen. Dann rief ich Jelena. Siekonnte italienisch und schickte die Putzfrau weg. "Die hat einen Schockfürs Leben." kicherte Lil. "Sie tut mir echt leid, das ist nichtlustig." antwortete Jelena "Ach komm, Schwesterlein gib zu, dass dues komisch findest." sagte ich und sie seufzte "Vielleicht einbisschen." gestand sie und ich schmunzelte "Ich hoffe, es kommennicht noch mehr unerwartete Gäste." "Ach Scarok vertreibt die dochRuck-Zuck!" grinste Lil und diesmal lachten wir alle ehe wir langsamAbendessen machten. Oder eher gesagt ich. Sie sahen wieder nur zu und nach demAbendessen schauten wir noch einen Film und gingen ins Bett. Eigentlich war esnicht meine Art so früh schlafen zu gehen, doch ich war mit ihnen sehr früh losgefahren und war nun wirklich müde. Scarok rollte sich auf meinen Bauchzusammen, seinem Lieblingsschlafplatz, und wir landeten im Reich der Träume.

Teufel über NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt