Mehrere Tage vergingen. Etwas Ruhe war eingekehrt, Lil war wieder auf den Beinen und so frech wie eh und je. Mehrmals schon hatte sie sich bei mir beschwert, dass Nighma ihr kaum noch von der Seite wich. Der Junior-Gott war praktisch schon bei uns eingezogen, obwohl er schon ein paar Mal Nachrichten von seinem Vater erhalten hat, dass er sich doch bitte um seinen Job kümmern möge, ich zitiere: 'Das Mädchen ist danach auch noch da'. Jelena verkroch sich meistens in den Garten, was merkwürdig war, denn meine Schwester hasste die Gartenarbeit. Sie liebte wilde Gärten, aber nun wirklich nicht so sehr, als das sie Tag für Tag darin verbringen würde. Himmel, ich muss aufhören mir solche Gedanken zu machen! Ich klinge, als wäre ich ihr Vater! Scarok und ich nutzten die Zeit und Ruhe jedenfalls um an meinen Kräften zu arbeiten. Sie wuchsen unaufhaltsam, ich konnte sie kaum unter Kontrolle behalten. Nebenbei erklärte er mir viele Dinge, von denen ich noch nie etwas gehört habe.
Die zwei Welten, von denen Despair gesprochen hatte, konnte man auch als die helle und die dunkle Seite bezeichnen. Sie waren wie zwei Seiten einer Medaille, die eine konnte ohne die andere nicht existieren. Jedes Individuum hatte die Wahl, welcher Seite sie sich anschließen wollten, allerdings bedeutete ein Wechsel häufig, die Familie und Freunde zurückzulassen und auch, sie künftig als Feind zu haben. Die Oberwelt ist die Welt der Menschen. Die sogenannten 'Wesen des Lichts' leben unter ihnen, helfen ihnen manchmal, halten sich aber ansonsten mit ihren Kräften raus. Die 'Wesen der Dunkelheit' leben in der Unterwelt. Das ist jedoch keine Höhle unter den Kontinentalplatten wo das Fegefeuer wütet, sondern ganz einfach eine Parallelwelt, die durch diverse Portale erreicht werden kann. Die Dunklen kommen manchmal auf die Oberwelt, ganz einfach um Angst und Schrecken zu verbreiten, oder um ihre Ziele durchzusetzen. Es ist sozusagen ihre Spielwiese, und um zu verhindern, dass die Spielerei ausartet haben die 'Wesen des Lichts' den 'Ring des Lichts' gegründet. Eine Organisation, die die dunklen Aktivitäten auf der Erde überwacht und zur Not eingreift. Lils Familie gehört seit Generationen dem Ring an, sowie die meisten Hexen und Zauberer Lichtwesen sind. Vampire und auch Teufel stellen sich meist auf die dunkle Seite und meiden die Oberwelt häufig. Wie Despair bereits bemerkte, bin ich eine große Ausnahme.
Eine weitere Ausnahme sind die Göttlichen, wie zum Beispiel Nighma und sein Vater Deam. Diese leben in einer Art Zwischenwelt und wachen gleichzeitig über die Ober- und die Unterwelt. Ihre Aufgaben sind allem anderen übergeordnet und müssen unbedingt erfüllt werden, sonst wird das Gleichgewicht zwischen den Welten gestört. Gleichzeitig sind Göttliche weder gut noch böse. Sie gehören keiner Seite an und dürfen somit auch in Kriegsfällen nicht eingreifen.
Göttliche haben die seltene Gabe ihre Gefährten zu finden. Eine Art Seelenverwandtschaft, die nie endet. Begegnet der Gott seinem Gefährten oder seiner Gefährtin verliebt er sich auf der Stelle unsterblich in ihn oder sie und kann seinen Liebsten mit in die Zwischenwelt nehmen, was diesen ebenfalls unsterblich macht. Wie ihr euch sicher schon denken könnt, ist eben das mit Nighma passiert. Er hat seine Gefährtin in meiner besten Freundin gefunden. Scarok hat mir nebenbei auch noch mitgeteilt, dass auch einige Teufel diese Gabe besitzen und Nighma hat mir freundlicher Weise bestätigt, dass das auf mich zutrifft. Jippie! Ich kann jetzt Ewigkeiten darauf warten, das ich mich verliebe, denn schließlich werden auch Teufel gut und gern ein paar tausend Jahre alt, und muss in dem Fall auch noch befürchten, dass die mir Vorbestimmte nichts von mir wissen will. Hallo?! Ich habe einen Teufelsschwanz und Hörner!
Ist die Welt nicht wunderbar?
„Konzentrierst du dich?" reißt eine schnurrende Stimmemich aus meinen Gedanken. „Jaha" ich bin von dem andauernden Training tierischgenervt. Passend dazu ist mein Trainer ein Tier. Welche Ironie. Seit Stundenübe ich meine Kraft runter und wieder rauf zu regeln. Dabei nutze ich diealtbewährte Methode der Vorstellungskraft. Scarok meint, dass meine Kraftselbst bald ausgewachsen sein wird, danach wird aber meine innere Kraft, sprichVorstellung und Wille, weiter wachsen. Da ich auf diesem Gebiet schon immerganz gut war, vermutet er, dass ich schon bald ein gefährlicher Gegner seinwerde. Vermutlich ist das einer der Gründe, weshalb mein Vater und dieser Eliosmich aus dem Weg haben wollen. Schon bald bin ich zu stark. Ich konzentrieremich und anstelle von Scarok steht auf einmal ein Pelikan vor mir. Vorwurfsvollsieht er mich an, was aus den kleinen Vogelaugen einfach nur urkomischaussieht. Ich fange an zu lachen, während der Pelikan mich mit dem Schnabelattackiert. Schnell verwandle ich ihn zurück, woraufhin mein Schutzgeistbeleidigt abzieht. In dieser Hinsicht gleicht er jeder anderen Katze, er istschrecklich schnell eingeschnappt! Ruhig beende ich die Konzentrationsübungenund mache mich dann auf den Weg in die Küche um mir einen Joghurt zu hohlen.Bis auf die Magie im Haus ist mein Leben schon fast gewöhnlich. Ich lasse meinenTeufelsschwanz durch die Gegend schwingen, während ich mich Joghurt essend inden Türrahmen des Wohnzimmers stelle und zusehe wie meine beste Freundin(endlich) ihren Gefährten küsst.
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Teufel über Nacht
FantasiEin Teufel, ein Vampir, eine Hexe und ein Mädchen gehen in eine Bar - klingt wie der Anfang von einem Witz, nicht wahr? Ist aber ganz und gar nicht lustig! An meinem zwölften Gefurtstag erfuhr ich, dass ich ein Teufel bin. Nun werde ich bald 18 und...