Kapitel 48

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    Entsetzt sieht mein Gegenüber zu, wie die Engel sich auf seine Leute stürzen und unsere Feinde auf einmal schneller, als wir es verstehen können, dezimiert werden. Die Engel sind atemberaubend, ob nun mit schwarzen, weißen, silbernen oder gar goldenen, riesigen Flügeln, sie alle tragen glänzende Rüstungen, die Haare der Frauen sind geflochten, die der Männer meist offen, sie schwingen riesige leuchtende Schwerter und schlachten unermüdlich alles ab, was ihnen in den Weg kommt. Der Himmel beginnt sich mit einem goldenen Schimmer zu überziehen, bis er vollkommen in Flammen steht. Die Erzengel haben das Himmelsfeuer gerufen! Wütend fängt mein Feind wieder an mich anzugreifen, erbittert versuchen wir uns gegenseitig zu töten! Immer und immer wieder versuchen sich andere in unseren Kampf einzumischen, werden aber beinahe augenblicklich von Scarok oder einem Engel ausgelöscht. Längst habe ich den Überblick verloren, längst weiß ich nicht mehr, wo meine Kampfgefährten sind, weiß weder, wie lange wir schon kämpfen, noch ob wir siegen werden. Meine Magie strömt immer weiter aus mir heraus, greift unermüdlich immer wieder an, ich beginne alles anderes auszublenden und mich nur noch auf Loyal Unseg zu fokussieren.

    Das nächste was ich spüre ist eine Art Ohnmacht, ein Taubheitsgefühl, als würde sich eine Schwärze vom Herzen aus in meinen Körper ausbreiten. Zunächst kann ich das Gefühl nicht zuordnen, ich habe meinen Gegner auf dem Boden fest gefroren, ihn so weit gefesselt, dass ich ihn nur noch töten müsste. Ich falle auf die Knie und mein Gesichtsfeld beginnt sich wieder zu erweitern. Das erste was ich nach dem breiten Grinsen meines Gegenübers wahrnehme ist wie sich die Engel gegen eine Masse von Vampiren und Untoten verteidigen, die auf uns zu strömen, Scarok, der von gleich drei Vampiren zu Boden gedrückt und gezwungen wird, meinem Ende zuzusehen. Und ich spüre die Präsenz des Vampirs hinter mir, der seine Hand in meinen Rücken getrieben hat.

    Langsam kippe ich nach hinten und atme ruckartig. Alles um mich herum beginnt zu verschwimmen, ich habe das Gefühl, es ist so weit weg, der Krieg, Scarok, meine Freund, Familie, es ist als ob es alles von mir wegrückt. Das einzige was ich sehe ist der flammende Himmel. Und noch immer kann ich das Feuer in meinem Inneren nicht ergreifen, noch immer keinen Besitz von ihm nehmen.

    Dann sehe ich eine Gestalt aus diesem Feuer auf mich zufliegen. Eine silbern schimmernde Rüstung, wunderschöne, weiße Flügel und ein leuchtendes Schwert. Die langen weißen Haare sind kunstvoll hochgesteckt und als sie näher kommt und über mir landet kann ich in ihre strahlenden silbernen Augen sehen und in ihr Gesicht, das so weich und trotzdem so voller Konturen ist. Ich kann nicht aufhören sie anzusehen, sie ist einfach perfekt. Ihre weiche Hand streicht über meine Wange und ich fühle nichts mehr, keinen Schmerz, keine Sorgen. Nichts, bis auf ihre Berührung. Und in meinem Kopf, in meinem gesamten Körper, existiert nur noch der Wunsch sie vor allem zu beschützen, sie aus diesem Krieg zu holen und aus dem Tod, sie zu ergreifen und fortzulaufen vor allem, was ihr gefährlich werden könnte. Dieser Wunsch ist allgegenwärtig und auf einmal begreife ich meinen Fehler. Nicht ich muss von dem Feuer Besitz ergreifen, sondern das Feuer von mir.

    Und das tut es. Während das Himmelsfeuer über den Himmel flackert, flammt das Höllenfeuer schwarz-rot auf meinem Körper auf und strömt, genährt von meiner Magie aus mir heraus. Es verschlingt alles und breitet sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit über die gesamte Unterwelt aus. Ich habe keine Kontrolle darüber, was es tut und doch kriege ich alles mit. Ich sehe Unsegs geschocktes Gesicht, kurz bevor das Feuer ihn ergreift, ich sehe wie es einen Bogen um meine Freunde und die Engel macht. Ich spüre, wie es nach meinem Ermessen entscheidet wer leben darf und wer nicht und doch begreife ich es nicht. Ich blicke blos in das einzige Gesicht, das von Bedeutung ist und hebe meine Hand um sie an ihre weiche Wange zu legen.

    Meine Sicht verschwimmt, meine Muskeln erschlaffen,ihre Augen sind das letzte was ich sehe, bevor der Schmerz übermächtig wird unddann mit allem anderen ins Nichts verschwindet.

Teufel über NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt