Teufel über Nacht

Kapitel 41

    Ich kletterte die Wand des Hauses hoch, in der die kleine Wohnung lag. Scarok folgte mir still, indem er von Balkon zu Balkon sprang. Oben angekommen setzte ich mich aufs Dach, während er sich neben mich legte. Sein schwarzes Fell vereinte sich mit der Dunkelheit der Nacht, das einzige was man sah waren die leuchtenden Augen in vollendetem Schwarz. Langsam strich ich durch sein Fell, bevor ich den Brief meines Vaters aus der Innentasche meines schwarzen Mantels zog. Ein Geschenk meines Vaters zum Abschied, er wusste, er würde nicht wiederkommen, als er auf seine letzte Reise aufbrach, entweder er würde sterben, oder sein Feind. Doch er Versprach, er würde mir Hinweise hinterlassen, sodass sie mich zu dem Mann führten, den wir suchten – Elyos Lagun. Dieser Brief, sollte der erste sein.

Mein geliebter Sohn,

Im letzten Jahr haben wir uns besser kennengelernt und ich habe dir viel zu selten gesagt, wie stolz ich doch auf dich bin! Ich war dir ein schlechteres Vater und ein strenger Lehrmeister, aber du bist begabt und talentiert und ich bedaure, dass wir uns nicht früher begegnet sind.

Wir haben uns viel über die Feinde unserer Familie unterhalten und nie hätte ich gedacht dass ihr Einfluss so tief in den Rat reicht. Es ist zu einem großen Teil meine Schuld, dass du weder dein rechtmäßiges Erbe antreten, noch in Sicherheit leben kannst.

Ich spüre, dass ich sterbe und ich spüre Verrat. Schon bald bin ich nicht mehr stark genug, dem Tod und unseren Widersachern zu trotzen. Vertraue niemanden! Nicht einmal den Vertrauten der Familie. Ich fürchte, dass auch sie nicht die sind, für die wir sie halten. Kehre in den Kreis deiner Freunde zurück, aus dem ich dich damals riss, neben deinem Schutzgeist, sind sie die einzigen, die wirklich zu dir stehen!

Ich habe bei einem Menschen mehrere Papiere für euch anfertigen lassen, Scarok trägt sie bei sich.

Von einer Sache habe ich dir nicht erzählt. Es existiert eine uralte Prophezeiung, sie ist der Grund, weshalb wir gegen die "Erwecker" kämpfen. Sie handelt von dem einen, der die Völker der Unterwelt einigen und uns in Frieden in die Heimat führen wird. Nur er kann der von allen anerkannte König werden. Lagun ist der festen Überzeugung, er sei der Auserwählte, doch er wird Krieg gegen die Menschen führen, denn er will alle Welten beherrschen. Darum müsst ihr ihn vernichten und den wahren Erben der Krone finden. Nur so können die "Erwecker" zerschlagen werden, denn auch der Rat wird dem König folgen. Ich vertraue auf dich mein Sohn, denn ich weiß, du wirst das richtige tun.

Es war mir eine Ehre, dich meinen Sohn zu nennen.

Ich kann nicht weinen, denn ich trauere nicht, ich will Rache. Lagun und seine 'Erwecker' hatten erst meine Mutter ins Koma und nun meinen Vater in den Tod getrieben. Ich kenne die Prophezeiung nicht, doch ich kenne jemanden, der mehrere hundert Jahre alt ist und, wie ich nun weiß, schon mehreren bekannten Dämonen gedient hat. Stumm reiche ich Scarok den Brief, welcher in ruhig liest und dann blos seufzt und in die Nacht sieht. Dann ertönt seine Stimme.