Kapitel 43

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    Als das letzte Wort der Prophezeiung in der Dunkelheit verklang saßen wir still nebeneinander auf dem Dach und blickten in die Sterne. Wir sind uns so ähnlich und kennen uns nun so lange, wir wissen ohne Worte, was der andere denkt. Wir wissen, was die Prophezeiung für uns, für mich bedeutet, denn wir kennen das Puzzleteil, das meinem Vater gefehlt hat. Hätte er gewusst, dass ich das Feuer in mir trage, hätte er dann anders gehandelt? Wäre er dann noch am Leben?

    Erst als langsam die Sonne am Horizont aufgeht, den Himmel in Flammen und die Silhouette der kleinen Stadt in ein rotes leuchten taucht, steigen wir vom Dach und schleichen uns in die Wohnung, wo die anderen noch schlafen. Ich gönne ihnen die Ruhe, denn bald schon müssen wir fort von hier und uns meinen Feinden stellen. Ich habe gestern versucht sie zu überreden, dass sie mich alleine gehen lassen, sobald wir wissen wohin, und sich in Sicherheit bringen, doch sie waren sich augenblicklich einig, dass sie mir folgen werden, wenn es ernst wird. Auch, wenn ich nichts anderes von ihnen erwartet habe, bin ich ihnen doch unendlich dankbar. Wenn ich darüber nachdenke was sie für mich bereit sind zu opfern... Meine Schwester ist 'nur' ein Mensch, sie ist so viel zerbrechlicher als wir anderen, sie könnte in diesem Krieg ihr Leben verlieren. Ihren blauhaarigen Vampir kenne ich noch immer nicht genauer, aber ich rechne es ihm hoch an, dass er trotz der ganzen Scheiße, die ihm schon wegen uns wiederfahren ist, noch bei ihr ist. Außerdem hat er sich vermutlich gegen seine Familie gestellt, als er sich auf meine Seite geschlagen hat. Lil, meine beste Freundin, auf sie kann ich mich sowieso immer verlassen. Aber obwohl sie als Hexe einiges an Magie auf dem Kasten hat, weiß ich nicht, wie sie sich als weißes Wesen gegen die Dunkelheit behaupten kann. Nighma wird am meisten Angst um ihr Leben haben, er darf sich nicht einmischen, nicht einmal, wenn es um seine Gefährtin geht. Doch wenn Lil stirbt, wird er sie im letzten Moment in die Zwischenwelt bringen, dessen bin ich mir sicher!

    Während ich auf der Küchenzeile sitze, kommt langsamLeben in die Wohnung. Die Mädels verschwinden in dem kleinen Bad, während dieJungs langsam in die Küche trotten, Nighma hat dabei ein gewaltiges Grinsen aufdem Gesicht. Ich fange an den vieren ein paar Eier in die Pfanne zu hauen undfrage Nighma dabei was sein Vater ihm denn für einen Traum geschickt hat, dasser so grinsen muss. Er lacht blos und erklärt, dass nicht sein Vater ihm dieTräume schickt sondern er in die Alpträume eindringt. Ich nicke und fange anden Kaffee zu kochen während die Jungs den Tisch decken. Einige Minuten späterkommen die Mädels endlich rein und wir fangen an zu frühstücken. Währenddessenerzähle ich ihnen, was Scarok und ich inzwischen rausgefunden haben. „Alsonochmal. Dein Vater wurde von Elyos Lagun umgebracht, einem Mitglied einerGeheimorganisation, die die Welt beherrschen will. Er glaubt, er sei derauserwählte König der Unterwelt, was aber eigentlich du bist. Hab ich wasvergessen?" fasst Lil zusammen. „Klingt ein wenig eingebildet" lacht Hunter „aberich will mich nicht beschweren, als ob wir Vampire besser wären..." „Habt ihrüberhaupt nichts über ihn und die 'Erwecker' rausfinden können?" harkt Nighmanach. „Nicht wirklich," wirft Scarok ein, „ wir wissen das einige Mitglieder imRat und im Bekanntenkreis des Fürsten sind, aber nicht wer genau es ist. Siehalten sich sehr bedeckt und sind verdammt gut im infiltrieren! Wir haben nurden Namen Elyos Lagun, wahrscheinlich weil er will, dass man weiß, wer dahintersteckt und das bescheuerte Motto der gesamten Organisation: 'Reines Blut,starker Wille, edles Recht'." Und Hunters Gabel fiel klappernd zu Boden.    

Teufel über NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt