Kapitel 36 - san'juu'roku

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Meine Menschlichkeit verlieren? Wäre das denn schlimm? Fragend schaute ich das Mädchen vor mir an und hoffte ich könnte die Antworten in ihrem Gesicht ablesen können. Doch ihr fröhliches Gesicht, aber dennoch kaltherzige Mimik, verriet nichts. Tanzend hüpfte sie fröhlich in der engen Zelle herum, doch diese fröhlichkeit die sie ausstrahlt hatte eine gefährliche Aura an sich.

Skeptisch schaute ich ihr hinterher und grübelte wie eine Dumme über ihre Worte nach. Sollte ich vielleicht das Angebot annehmen? In dieser Zelle könnte ich nie glücklich werden. Vorallem nicht Zero. Das Bild, wie er schwächelnd vor mir stand, schoss mir wieder in den Kopf. Ja, es muss sich definitiv etwas ändern. Wir können uns nicht ewig von Akamon unterdrücken lassen. Doch ist es der richtige Weg, wenn ich mich auf diese Vereinbarung mit mein inneres Ich eingehe? Meine Gedanken kreisten sich wie in einem Karusell.

"Ach ja, ich habe mich noch garnicht vorgestellt", riss mich mein anderes Ich aus den Gedanken. "Ich heiße Kuroshima. (Jap. Kuro- = schwarz, -shima = abkürzung für Yoshima) Ich bin dein inneres Ich. Dein dunkles Ich. Die Seite an dir die du verzweifelt versuchst zu unterdrücken."

Ein Schreck durchzuckte mich. Obwohl ich mir schon denken konnte wer sie ist, war ich trotzdem sprachlos für einen Moment. Nein, ich kann auf keinen Fall ein Deal mit ihr eingehen. Ich kann ihr nicht vertrauen.

"Überleg es dir, Atsuki Yoshima. Ich werde warten. Doch denk daran, ohne mich kommst du nicht aus diesem Teufelskreis", und mit diesen Worten löste sie sich in Luft auf.

Ohne das ich realisieren konnte, was da gerade eben passiert ist, wurde die große Kerkertür aufgeschlossen. Mit einem lauten Knacken öffnete sie sich. Wie Kuroshima im richtigen Moment verschwunden ist, dachte ich, vielleicht kann sie Vorraussehen?

Zwei maskierte Männer kamen stampfend rein und blieben vor meiner Zelle stehen. Quitschend öffneten sie die Gittertür und betreteten meine Zelle. Mit unsanften Bewegungen stießen sie mich gegen die Wand und befestigten Eisenfesseln an meine Handgelenke hinter dem Rücken.

"Akamon-sama will dich sprechen", gaben sie knapp von sich und schubsten mich raus in den Gang. Im Augenwinkel sah ich noch wie Zero besorgt, aber auch wütend zugleich, an den Gitterstäben stand und mir hinterherschaute. Der Blick tat mir im Herzen weh und ich wusste ich müsste irgendwas machen, um uns hier rauszuholen. Doch noch weigerte ich mich Kuroshima's Vorschlag anzunehmen. Es war ein zu hoher Preis.

Jigoku Tenshin - Der HöllenengelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt