Keiner von uns war gänzlich ruhig. Dies konnte man deutlich daran erkennen, dass sich jeder nach allen Seiten umsah, immer auf der Suche nach etwas Verdächtigtem.
Meine Schultern und mein Rücken schmerzten von dem schweren Rucksack, nicht zu vergessen meine angeschlagenen Knochen. Alles tat mir weh und wollte mich in die Knie zwängen.
Doch ich wusste, dass das nicht ging und ein Blick auf die anderen, die sich ebenfalls abmühten, reichte mir, um weiter zu laufen.
Ich erkannte in Sams Gesicht, wie er seine Zähne zusammenbiss, leicht seine Augen zukniff und sich immer wieder die Haare aus der Stirn strich, dass auch ihm so langsam die Kraft zu neige ging. Nichts lieber wollte ich als ihn zu helfen, doch gleichzeitig wusste ich, dass es nicht ging.
Ich kam ja nicht einmal mit meiner eigenen Last zu recht...Wir liefen bereits seit über zwei Stunden und die Gegend hatte sich immer noch nicht geändert.
Immer noch mussten wir über Geröll, Müll und Schutt laufen und immer noch befanden sich zu jeder unserer Seite riesige Skyscraper. Ich musste mich dazu zwingen, nicht darüber zu überlegen, wie nah wir eigentlich dem alltäglichen Leben waren.
Nur wenige Meter entfernt, getrennt von einer meterdicken Wand, standen die Menschen auf, kochten, redeten, arbeiteten und lachten. Manche werden sich mit den gleichen Sorgen herumschlagen, die auch mich noch vor wenigen Tagen gequält hatten, manche hingegen würden genauso wie Liam früher in den Tag hineinleben, vielleicht einen hohen Posten anstreben um in baldiger Zukunft das Zepter der Macht in der Hand halten zu können.
Das Zepter über das Leben, das nur so wenige Meter entfernt war.Doch wir befanden uns auf der andere Seite.
Auf der dunklen, schon seit Jahrzehnten gefürchteter Kehrseite der Münze.„Woran denkst du?", unterbrach plötzlich Liam meine Gedanken. Überrascht blinzelte ich ihn erst ein paar Sekunden an, da er noch vor wenigen Minuten an der Spitze unserer kleinen Gruppe gegangen war. Er schien sich zurückfallen gelassen zu haben.
Mein Blick wanderte dann zu Sam, der neben mir lief, sich dabei aber leise mit Harry unterhielt.
Ich fuhr einmal über den Träger meines Rucksackes, bevor ich die Gegenfrage stellte: „Musst du nicht den Weg zeigen?"Liam lächelte leicht, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein, Megs hat die Karte und momentan müssen wir nur noch gerade aus laufen."
Leicht nickte ich, richtete dann aber meinen Blick wieder nach vorne, um nicht über Geröll zu stolpern.
„Also, Sophia, Sophia Smith: Woran denkst du?", hakte er erneut nach und seufzend strich ich mir über meine wirren Haare.
„Ist das denn so wichtig?", entgegnete ich, da ich mich gerade nicht gerade in der Stimmung war, mich mit Liam zu unterhalten.
Ihm schien es jedoch anders zu gehen, denn ich sah ihn im Augenwinkeln nickten, während er meinte: „Ja, ist es. Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber es scheint, als würde mich der Rest dieser Truppe meiden wollen..."
„Kannst du es ihnen verübeln?", sprach ich sofort, wobei ich meinen Blick immer noch stur nach vorne gerichtet hielt und mich dazu zwang, meine müden Beine immer weiter zu treiben.Für ein paar Minuten blieb es still, Liam lief weiterhin neben mir und starrte auch nach vorne. Gerade als ich dachte, dass unser Gespräch beendet war und meine Gedanken wieder zu den Skyscrapern wanderten, seufzte Liam auf.
„Nein, kann ich nicht. Aber eine unterschiedliche Stellung in dem Leben, das wir hinter uns gelassen haben, sollte doch nicht dazu führen, dass sie mich hassen."
„Genau das ist es, Liam", entgegnete ich gereizt, „sie hassen dich, weil du genau dies zugelassen hast. Du hast zugestimmt, dass man darüber urteilt, dass das Leben in den unteren Sektoren weniger wertvoll ist und jetzt verlangst du, dass wir dir verzeihen und dich mit offenen Armen empfangen?"Unverständnis breitete sich in meinem ganzen Körper aus, gepaart mit einem Hauch von Wut darüber, dass Liam so einfach zu denken glaubte.
Ich beschleunigte meine Schritte, um wieder zu Sam aufzuschließen und um Liam hinter mir zu lassen. Doch dieser tat das gleiche und blieb somit auf meiner Höhe.
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Skyland
Fanfiction"Wir sind zehn Jugendliche, die dem Tod ausgeliefert sind, um all die anderen Lebenden zu retten." "Aber dennoch sind wir nur Jugendliche." Während Sophia immer mehr zwischen die Fronten gerät, scheint die ganze Situation innerhalb der Ausgestoßene...