Die Nacht war viel zu schnell vorbei und zwar brachte der anbrechende Tag Tageslicht mit sich, aber gleichzeitig auch die Sorgen.
Wir hatten kaum genug Wasser, um den Reis einweichen zu lassen und zeigte damit nur auf, wie ernst unsere Situation momentan war.
Nach dem Frühstück schlüpfte ich sofort in meine neuen Schuhe, die Sam gefunden hatte und schnürte sie so fest es ging. Sie waren mir etwas zu groß und fühlten sich steif an, doch sobald ich ein zweites Paar Socken finden würde, die ich dazu noch anziehen könnte, würde es besser werden. Zudem war es besser als nichts.
Ich griff meine ungewohnt kurzen Haare im Nacken zu einem Zopf zusammen und schlüpfte dann in das Flanellhemd. Es fühlte sich beinahe so an, als würde ich mich Zuhause im Sektor 2b fertig machen und gleich Clovy fürs Essen wecken.
Doch so war es nicht und alle Gedanken an meine kleine Schwester schluckte ich herunter.Sam rollte die Isomatte ein und summte dabei eine Melodie vor sich hin, die ich nicht kannte. Mein Blick wanderte zu der Ecke, in der Liam vor seinem Rucksack hockte und ihn sortierte. Die Baseballcap zierte immer noch seinen Kopf und das löchrige Shirt war bis zu den Ellbogen hochgeschoben. Er hatte nichts mehr mit dem Sohn eines Regierungsmitglieds aus, der nur im Anzug sein Zimmer verließ. Zumindest vom Aussehen her.
„Hey Rich boy!", rief Megs von dem anderen Ende des Raumes. Liam und ich sahen gleichzeitig hoch. „Du wirst mit uns rauskommen", sprach sie weiter. „Jenia und Sophia werden hier die Stellung halten..."
Sofort schoss mein Blick hoch. „Was?"
Ich wollte nicht hier Wurzeln schlagen, während mein kleiner Bruder zwischen den Ruinen herumturnte.
„Ich werde mitkommen!", schob ich energisch hinterher und richtete mich zu meiner vollen Größe auf. Ich hörte ein Stöhnen aus Nialls Richtung, doch ich ignorierte dies.
Megs sah mich lange an und ich hielt den Blickkontakt. Schlussendlich zuckte sie die Schultern und nickte.
„Okay, aber dann halte dich verdammt nochmal auch an Befehle, okay? Wir dürfen uns keine Fehler erlauben."
Ich nickte erleichtert und versuchte den Fakt zu übergehen, dass Megs ohne weitere Absprache das Kommando der Außenmission an sich genommen hatte. Vielleicht war es so auch besser, denn wenn sie es nicht hätte, dann Niall oder Mason.
Und mit keinen von beiden konnte ich gut Kirschen essen.Innerhalb weniger Minuten waren wir alle startklar. Mehrmals überprüfte ich, dass ich meinen Rucksack gut gepackt hatte und verstaute ihn dann in der leeren Ecke neben den von Sam. Auf der Erkundigungstour würden sie uns nur stören.
Als wir aus dem Haus traten, musste ich erst einmal blinzeln und sah mich um. Die anderen taten es mir gleich. Bei Tageslicht sah der Vorort – oder das, was einmal ein Vorort gewesen war - ganz anders aus, als gestern Abend.
Eine umgestürzte Straßenlaterne hatte das gegenüberliegende Haus zum Einstürzen gebracht, wurde jedoch selbst von der Natur erobert.Eine lauwarme Prise streifte mein Gesicht und automatisch fing ich an zu lächeln. Die kleinen, schönen Dinge der Außenwelt waren unbezahlbar.
„Sophia, kommst du? Wir teilen uns auf."
Megs warf mir einen Blick über der Schulter zu und ich beeilte mich, zu ihr aufzuschließen. Ich war froh, als ich bemerkte, dass Niall im Schlepptau mit Christopher und Harry in die entgegengesetzte Richtung verschwand. Mason war auf seiner eigene Faust unterwegs und ich könnte nicht glücklicher darüber sein.„Wo wollen wir hin?", fragte ich nach, als ich mich beeilte mit Megs Schritt zu halten. Meine Füße taten mir immer noch weh, genauso wie mein Rücken, aber es war ertragbar.
„Die Straße runter. Auf den Hinweg habe ich ein paar halb stehende Ruinen gesehen, vielleicht findet man dort etwas Nützliches. Und nun pass auf, wer weiß, was sich hier noch alles so herumtreibt."
Dann warf sie einen Blick auf die anderen zurück und fügte etwas lauter hinzu: „Sam, Sophia, sichert zu den Seiten ab, Liam, du nach hinten, okay?" Als nur ein Nicken als Antwort kam, verdrehte sie die Augen, beschwerte sich jedoch nicht weiter.
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Skyland
Fanfiction"Wir sind zehn Jugendliche, die dem Tod ausgeliefert sind, um all die anderen Lebenden zu retten." "Aber dennoch sind wir nur Jugendliche." Während Sophia immer mehr zwischen die Fronten gerät, scheint die ganze Situation innerhalb der Ausgestoßene...