-4- ➳ Tagebücher der Zukunft

4.1K 445 90
                                    


Es verging noch eine lange Zeit, in der ich nur unruhig meinen Rucksack sortieren konnte.
Ich fand noch so einige weitere nützliche Sachen, unter anderen Jodtabletten, Verbandszeug, sowie eine kleine Notfallapotheke. Von ganz unten holte ich eine Dose Kartoffelsuppe hervor und nun wusste ich auch, was mir genau immer so schmerzhaft in den Rücken gehauen hatte. Als ich in den Seitenfächern schließlich noch eine kleine Wasserflasche fand, jubelte ich innerlich auf.
Denn diesmal konnte ich mich nicht zusammenreißen und trank die kleine Flasche gegen aller Vernunft bis auf den letzten Schluck leer. Das Brennen und Ziehen in meinem Mund, Hals und Bauch war einfach zu stark, um es noch länger ignorieren zu können.
Deutlich zufriedener schraubte ich den Thermosdeckel wieder auf die Flasche und verstaute sie sorgsam in meinem Rucksack. Mit meiner Zunge leckte ich mir mehrmals über meine spröden Lippen, um auf keinen Fall einen Tropfen des heiligen Wassers zu vergeuden und beinahe sehnsuchtsvoll schweifte mein Blick zu meinen letzten Wasserreserven in der Zwei-Liter-Flasche.
Doch ich riss mich zusammen, schüttelte meinen Kopf und machte mir klar, dass mein Durst nun gestillt wäre und ich dieses Wasser noch für den nächsten Tag, oder wer wusste es schon, vielleicht für die nächsten Tage brauchte. Und wenn Liam Recht hatte, dass das Wasser hier radioaktiv belastet war, würden auch die Jodtabletten nicht viel helfen...

Leise seufzte ich auf, als mein Blick über den gesamten Inhalt meines Rucksackes schweifte, den ich auf dem leeren Platz neben mir ausgebreitet hatte.
Erschöpft rieb ich mir mit meinen Händen über mein Gesicht und wollte gerade damit anfangen, die Sachen wieder zu verstauen, als genau in dem Moment der Sitz vor mir, auf dem sich erst Liam niedergelassen hatte, unter einem neuen Gewicht anfing zu knarzen.
Mein Blick fuhr hoch und traf auf blaue Augen.

„Niall, was willst du?", murmelte ich und wendete mich wieder meinen Sachen zu, da ich nicht die nötige Ruhe für ihn hatte.
„Wonach sieht's denn aus, meine Hübsche?", erwiderte er nur und griff nach einem Energieriegel, bevor ich ihn daran hindern konnte. Interessiert drehte er diesen zwischen seinen Fingern hin und her und lehnte sich mit seinen Oberkörper noch etwas weiter gegen die Sitzlehne, sodass sie unter Protest etwas knarzte.
„Es sieht danach aus, als würdest du mir meine Vorräte streitig machen wollen. Gib es mir schon wieder, Niall", meinte ich genervt und seufzte auf, als er seine Hand etwas wegzog, als ich ihm den Riegel wegnehmen wollte.

Ein schelmisches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und leicht zwinkerte er mir zu, bevor er sich wieder dem Riegel widmete.
„Da liegst du falsch. Mein halber Rucksack ist vollgestopft mit diesen ungenießbaren Dingern. Wusstest du, dass sie nicht nur wie Scheiße aussehen, sondern auch so schmecken?"

Ohne auf seine Aussage einzugehen, griff ich ein weiteres Mal blitzschnell nach seiner Hand und diesmal gelang es mir, ihm den Riegel zu entwenden. Doch bevor ich meine eigene Hand zurückziehen konnte, umklammerte er mein Handgelenk. Erschrocken keuchte ich auf, als er mich etwas zu sein Gesicht heran zog und ich das altbekannte Funkeln in seinen Augen erkannte.
„Sophia, meine Hübsche, ich hoffe du weißt, dass wir einander nichts mehr schuldig sind. Jeder muss sich hier draußen beweisen können und momentan bist du das schwächste Mitglied...",

Meine Augen huschten über sein Gesicht hin und her und mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Einerseits wusste ich ganz genau, was er damit meinte, andererseits wollte ich dies nicht wahrhaben. Nicht nach alldem, was Niall getan hatte.

„Du meintest doch, dass hier draußen jeder gleich ist, Niall", meine Stimme klang rau und schnell räusperte ich mich. Sofort schrie mein Hals wieder nach Flüssigkeit, die ich ihr nicht geben konnte.

„Das habe ich gesagt, da hast du Recht", räumte Niall ein, ließ mich los und lehnte sich langsam wieder zurück. Sein altbekanntes Grinsen machte sich wieder auf seinen Lippen breit, als er weitersprach, „Aber ich kann das Leben von Wichtigeren nicht aufs Spiel setzen, nur weil du nicht stark genug bist."

SkylandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt