-41- ➳ Abstand

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Ich ließ meine Beine hin und her schaukeln. Immer wieder stießen sie gegen das Metallgerüst des Etagenbettes, doch der Schmerz war nichts weiter als ein dumpfes Gefühl, das sich durch meine Waden zog.

Nachdem Emerson fast genauso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war, hatte Raymond ohne mit der Wimper zu zucken weiter unsere Identitäten aufgelistet, auch wenn in aller unsere Mägen nun ein komisches Gefühl gelegen hatte.
Wir wussten, dass Liam keine andere Wahl gehabt hatte, als sich für Harry auszugeben, aber dennoch war es ein riskantes Manöver gewesen.
Was würde geschehen, wenn sich nur einer von uns versprechen würde oder sie gar auf andere Art und Weise herausfinden würden, dass Liam gar nicht ein desertierter Wächter, sondern der Sohn eines Hohen Rat Mitgliedes war?

„Wir brauchen so schnell es geht dieses verdammt beschissene Visum", sprach Niall das aus, was ich dachte.
Ich verharrte in meiner Bewegung und umschlang mit meinen Fingern die Metallstangen des Bettes. Niall tigerte in dem kleinen Raum herum, den uns Stefanie zugeteilt hatte, nachdem Raymond uns sichtlich zufrieden entlassen hatte. Auchhier gab es keine Fenster und trotz des hellen Lichtes, fühlte ich mich, alswäre ich wieder in einem Skyscraper.    
Wir waren nicht weit von den Duschen und dem Verhörzimmer entfernt, gerade einmal den Gang waren wir entlang gegangen, bis Stefanie gemeint hatte, dass dies hier fürs erste unser provisorischer Aufenthaltsraum sein würde, bis wir vor Camden und Emerson vorsprechen dürften.

Wann dies genau sein würde, hatte sie nicht gesagt, sodass Niall keine Sekunde, nachdem sich hinter ihr die Tür geschlossen hatte, einen Wutausbruch erlitten und den einzigen wackeligen Stuhl in unserem Zimmer durch die Gegend geschmissen hatte.

„Was du nicht sagst", spottete Megs unter mir. Sie hatte das Bett unter meinen für sich beansprucht, wobei sie sich jedoch nicht entspannte, sondern in Habichtstellung auf der Matratze hockte. „Ich habe keine Lust eine Sekunde länger als nötig hier zu bleiben."

„Zudem wird es zu riskant, denn wenn...", Niall unterbrach Christopher mit nur einer Handbewegung und verwirrt runzelte dieser die Stirn.

„Wer weiß, ob hier auch die Wände Ohren haben, Christopher", flüsterte Jenia, die langsam durch den Raum ging und dabei mit ihren Fingern über die cremefarbene Wand strich. Ich wusste nicht, was sie damit erreichen wollte, aber anscheinend schien es sie zu beruhigen.

Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie Liam anfing zu nicken und sich dabei nachdenklich über sein Kinn strich. „Wir sollten so schnell wie es geht nochmal mit Briana oder Stefanie sprechen, es wird sicherlich nicht lange dauern, bis einer von den beiden wieder kommen wird, immerhin wird es langsam Abend und-"

Er kam nicht weiter, denn allein das Aussprechen eines bestimmten Namens, brachte Mason dazu von seinem Nachtlager aufzuspringen und zu sagen: „Denken die etwa, ich lasse mich hier einsperren und werde mich keinen Zentimeter bewegen? Scheiße, nein!"

Er bewegte sich auf die Tür zu und sofort breitete sich ein ungutes Gefühl in meinem Magen aus. Zwar stimmte ich Mason zu, dass ich mich hier definitiv nicht einsperren lassen wollte, doch war ich davon überzeugt, dass es nicht die beste Entscheidung sein würde, alleine auf den Fluren herum zu irren.

„Mason...", setzte ich an, nicht sicher, wie ich ihm meine Sichtweise verständlich machen wollte. Schwungvoll drehte er sich zu mir um und fixierte mich: „Was kommt nun, Sophia?", spottete er, „bist du immer noch so naiv zu glauben, dass wir hier Friede Freude Eierkuchen aufgenommen werden? Es ist doch verdammt offensichtlich, dass wir weit von den eigentlichen zivilen Räumen entfernt sind!"

Meine Hände verkrampften sich um die Metallstangen und ich presste meine Lippen zusammen.
Er hatte Recht: Wir wurden auf Abstand gehalten, aber diese Tatsache würde sich auch nicht verbessern, wenn wir nun auf unsere eigene Faust das Lager der Außenweltler erkunden würden.

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