-12- ➳ Harry

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Ich konnte fünf Stunden unruhig schlafen, bevor wir von Megs mit den Worten, dass sich die Sicht wieder gebessert hätte, geweckt wurden.
Es war qualvoller als ich gedacht hatte wieder in meine Schuhe zu schlüpfen und sie fest zuschnüren. Mir war leicht schwindelig und als ich mit meiner Zunge über meine trockene Lippe fuhr, um sie zu befeuchten, bemerkte ich, dass sie über Nacht aufgesprungen war.
Ich musste definitiv mehr trinken.

„Beeile dich, Sophia, wir haben keine Ahnung, wie lang unser Zeitfenster sein wird. Vielleicht haben wir nur ein paar Stunden, bevor wieder so ein Smog aufzieht."

Christopher war neben mir aufgetaucht und betrachtete mich von oben. So schnell es ging, band ich auch meinen zweiten Schuh zu und stand dann auf, um nicht vor ihm zu knien. Doch selbst als ich ihm gegenüberstand, überragte er mich weiterhin.

„Ja, ich weiß, Christopher", meinte ich und wollte mich abwenden, wurde davon jedoch abgebracht, indem er meinen Arm festhielt.
„Warte, du hast Staub in den Haaren. Fast so wie in der Schulzeit, weißt du noch?"
Er grinste leicht als er mit seiner Hand einmal über meine Haare fuhr.
Ich erinnerte mich noch gut an unsere gemeinsamen Schultage, wo wir alle gemeinsam herumgealbert hatten und Eleanor und ich immer kreischend versucht hatten, Schutz vor Christopher und seinen verstorbenen Bruder zu finden, wenn sie uns mal wieder Kreide in die Haare schmieren wollten.

„Aber diesmal kann man nicht so einfach weglaufen, oder Christopher?", sprach ich leise. Er verharrte für einen kurzen Moment, sah mir dann wieder in die Augen und nickte langsam. Er wusste, was ich meinte.
„Ja, Sophia. Ich glaube, dass man sich selbst nicht mehr verstecken kann."

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ließ er mich los und ging wieder zu seinem Platz zurück.
Ich atmete einmal tief ein und sah ihm hinterher. So wie er wusste, worauf ich hinaus wollte, wusste auch ich, was er mit seinen Worten ausdrückte.

Die einzige Lösung aus diesem Desaster herauszukommen war die Konfrontation mit dem Problem. Es war das Gegenteil von dem, was Jenia wollte. Sie wollte sich verstecken und leben.
Leben.

Ich schluckte und schüttelte meinen Kopf, um von diesen Gedanken wegzukommen. Als ich mich ruckartig umdrehte, um meinen Rucksack zu überprüfen, traf mein Blick auf Liam, der mich musterte.
Er war bereits abmarschbereit und hatte seine Hände unter die Riemen seines Rucksackes geschoben. Ich wusste nicht, wie lange wir uns anstarrten, bis er mir schließlich zu nickte und sich dann abwendete. Verwirrt runzelte ich die Stirn und schüttelte erneut meinen Kopf, um wieder zu Verstand zu kommen.
Denn ich musste mich beeilen.

Da Sam mehr Platz in seinem Rucksack hatte, trug er die Decke, dafür hatte ich zwei kleine Teller und die Löffel eingesteckt, sowie meinen Anteil des Reises, den Megs zusammen mit Jenia heute in der Früh aufgeteilt hatten. Die Pfannkuchen waren im Seitenfach und dort würden sie auch erst einmal bleiben.

„Seid ihr jetzt auch endlich mal soweit?", fragte Niall, als er die Tür öffnete und voranging. Er wartete gar nicht erst darauf, dass wir ihm folgten, denn er wusste, dass wir es tun würden.

Ich ließ zuerst Mason vorbei und versuchte ihn nicht anzustarren, doch ich bemerkte seinen Blick auf mir.
Als schließlich auch Liam und Sam losgingen, fuhr ich mir ein letztes Mal durch die Haare und wollte mich gerade anschließen, als ich bemerkte, dass Harry noch im Raum stand. Ich stockte und wollte ihm den Vortritt lassen, doch er nickte zu der Tür und meinte: „Ladies first."
Ich nickte und ging voran.
Ich mochte es eigentlich die Nachhut zu bilden. Dort hatte ich meine Ruhe und fühlte mich nicht seltsam beobachtet. Zudem wusste ich dann, dass, mir niemand im Nacken saß. Denn von ganz hinten, konnte man alles, was sich vor einem abspielte beobachten. Doch nun musste ich mich damit anfreunden, dass ich nicht die Letzte war.

SkylandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt