-First Special- ➳ Hinter der Fassade

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~ MEGS P.O.V. ~

Das erste, was mich zu überrollen drohte, war Panik.

Das zweite, die Erinnerung, dass ich stark war.

Ich war Megs.
Denn ich war Mina.
Ich war Ellen.
Ich war Glenn.
Ich war Serena.
Ich war nicht alleine.

Denn ich habe Ellen versprochen, das zu schaffen, was sie nicht konnten.
Überleben.

Und wenn man überleben wollte, durfte man keine Panik haben.
Man durfte keine Angst haben und man durfte nicht schwach sein.

Wie automatisch griff ich nach Jenias Hand und drückte sie einmal.
Ich wusste, dass Jenia an Jordans Tod zerbrach und dass sie ohne mich keinerlei Chancen hier draußen hätte.

„Weißt du, was genau es ist?", fragte ich so ruhig es ging und fixierte sie.
Hektisch schüttelte sie ihren Kopf und ich sah die Angst in ihren Augen. „Nein, nein. Ich war noch nie draußen, aber es kann ein Sturm sein. Ich dachte, es regnet hier nicht, aber, aber vielleicht ist es auch-"
„Wir müssen auf jeden Fall einen Platz finden, wo wir unterkommen können, alles andere ist jetzt nebensächlich!", unterbrach ich sie, da ich an dem Zittern ihrer Hände erkennen konnte, dass der Fakt, dass sie nicht wusste, was uns erwarten würde, innerlich noch mehr aufregte. „Fasst euch alle an den Händen!"
Ohne ein weiteren Einspruch abzuwarten drehte ich mich um. Dabei streifte mein Blick den von Sophia.

Ihre gerade Haltung wiedersprach dem Ausdruck in ihren Augen. Auch sie hatte Panik. Ich schluckte, bevor ich mich gänzlich abwendete und mir noch einmal durch meine dunklen Haare streifte.

Wenn du dich unter Kontrolle hast, hast du auch die Situation unter Kontrolle, Mina. Merke dir das, irgendwann werden diese Worte vielleicht das, was dich vor etwas sehr Schlimmen bewahrt, kleine Schwester.

Bei der Erinnerung an Glenns Worte kniff ich für eine Sekunde meine Augen zu.
Seine Worte waren immer hilfreich gewesen. Egal wovon er gesprochen hatte: Er hatte immer Recht behalten.
Aber anscheinend hatte er sich selbst nicht an sie gehalten...

Ich setzte einen Fuß vor den anderen und versuchte einfach an die Worte meines Bruders zu denken. Genauso wie ich an meine Schwester dachte. Wenn ich diese Schritte nicht hätte machen wollen, wären sie sie für mich gegangen, und hätten sie sie nicht gemacht, wäre ich gelaufen.
Und genau deswegen lief ich für sie. Weil ich ihnen versprochen habe, zu überleben.
Und ich habe überlebt. Aber ohne sie nie wieder gelebt.
Es gab eine Zeit, in der ich dachte, dass es wieder gut werden würde. Es war meine Hoffnung, die ich hatte, als ich zum ersten Mal auf Niall getroffen war.
Glenn hatte mir beigebracht, wie man richtig zu schlägt und ich musste vor Stolz lachen, als ich Nialls Nase ohne große Schwierigkeiten gebrochen hatte.
Doch Glenn hatte mir auch beigebracht, mich nicht auf meinem Ruhm auszuruhen und doch tat ich es in diesem Moment. Dies hatte Niall ausgenutzt und mir den Arm gebrochen.
Seitdem hielt ich mich strikt an Glenns Worte.

„Megs!", Sophias Stimme riss mich aus meinen Gedanken und angestrengt musste ich in die neblige Suppe starren, um Sophias Silhouette ausmachen zu können.
„Was willst du, Sophia?", fragte ich, ohne langsamer zu werden. Ich erkannte, dass sie Sam an der Hand hielt und mühselig versuchte, mit mir auf eine Höhe zu gelangen.
„Wo sollen wir Unterschlupf finden? Wäre es nicht besser, wenn wir ein Zelt aufbauen? Niall hat eins in seinem Rucksack, vielleicht-"
„Nein", unterbrach ich sie. „Wenn du tot aufwachen möchtest, kannst du das gerne machen. Aber wenn du es schon tust, dann nimm bitte Niall mit, denn er geht mir nur auf die Nerven."
Für einen kurzen Moment blieb Sophia still und ich konnte mit Anstrengung erkennen, dass sie ihren Kopf leicht schief gelegt hatte und auf ihre Lippe biss.
Ich mochte sie.
Denn ich erkannte den Willen in ihr und ich bewunderte ihre Hingabe zu ihren Geschwistern.
Das war etwas, was ich nur sehr selten sah, zuletzt habe ich dies bei meinen eigenen Geschwistern gesehen.
Aber Sophia lag bereits so oft auf dem Boden und dennoch war sie noch immer naiv und voller Hoffnung. Ich konnte es nicht verstehen und ich selbst wusste nicht, ob ich das gut oder schlecht finden sollte.

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