-14- ➳ Am Angler Port

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Das Liliental.
Ich schluckte.
Ich hatte mal von einer Blume gehört, die so heißen sollte, doch gesehen hatte ich noch nie eine.
Und nun standen wir vor einem Tal, nein, einem Abgrund traf es besser, das diesen Namen trug.
Und nichts Gutes verhieß.
Was war hier draußen schon gut?

„Liam, ich habe dich etwas gefragt", knurrte Niall und kam drohend einen Schritt auf seinen Halbbruder zu. „Was bedeutet es?"

Sekunden vergingen, bis sich Liam ganz langsam zu ihm umdrehte und den Mund zum Sprechen öffnete: „Das Gewässer des Lilientals wird für die nächsten Hunderttausendjahre tödlich sein, wir müssen unbedingt einen Weg hier dran vorbei suchen. Wenn wir den Spalt in Richtung Süden verfolgen, haben wir vielleicht mehr Chancen, morgen das Ende zu erreichen und ungehindert passieren zu können, denn..."

„Warte, nochmal langsam, Rich boy. Du willst uns jetzt also weiß machen, dass wir nicht einfach hier das Liliental durchqueren können, sondern einen Meilenweiten Umweg gehen sollen, der uns nicht nur Stunden, sondern ganze Tage kosten wird?", unterbrach Megs ihn erstaunt.

Liam nickte ernst. „Uns bleibt gar keine andere Möglichkeit."

„Wir haben aber nicht die Verpflegung, um noch länger in dieser toten Zone herumzuirren und zu hoffen, dass wir irgendwann eine Spaltenge des Tals finden. Ich bin dafür, dass wir uns hier abseilen und an der anderen Seite wieder hochklettern. Das wird uns höchstens den Rest des Tages kosten", hakte sich Christopher in die Diskussion ein und erhielt zustimmendes Nicken von Harry und Jenia.

Ich jedoch beobachtete weiterhin Liam, wie sich seine Miene verhärtete und langsam den Kopf schüttelte. So, als schien er meinen Blick zu bemerken, sah er zu mir und unsere Augen trafen sich. Erstaunlicherweise sah ich Sorge in ihnen aufblitzen und ich wusste, dass es einen triftigen Grund gab, warum er diesen tagelangen Umweg nehmen wollte.

„Wartet, warum ist das Liliental denn so gefährlich, Liam?", sprach ich, bevor die anderen sich schon für die Abseilung bereit machen konnten. Jeder verharrte in seiner Bewegung und schien auf Liams Antwort zu warten.
Dieser seufzte leicht und zeigte dann in die eine Richtung des Verlaufs des Tals. „Ein paar Kilometer weiter nach Norden gab es vor langer Zeit ein Kernkraftwerk. Es wurde ein paar Jahre vor dem dritten Weltkrieg außer Betrieb gesetzt, doch durch die politisch angespannte Situation wurde die Abtransportierung des radioaktiven Mülls weiter aufgeschoben. Es ist jedoch nie zu einer sicheren Abtransportierung gekommen und als die ersten Bomben England trafen, war es bereits zu spät. Das Tal, sowie der Fluss, wurden künstlich angelegt und führten damals zu einem Staudamm, der alternativen Stromquelle. Doch als das Kernkraftwerkt Lilienbourg beschädigt wurde, gelangte der Müll ohne weitere Probleme in das Tal. Dies alles, was ihr da unten seht,"- er machte eine ausschweifende Bewegung nach unten- „ist eine Ansammlung von allesdurchdringender Strahlung, die eure Zellen auseinandernimmt, wie ihr einen trockenen Keks zerbröseln würdet. Innerhalb weniger Stunden würden wir sterben und dann wollt ihr diskutieren, dass wir nicht einen Umweg von einem Tag machen wollen, um dafür zu überleben?"

Es blieb eine lange Zeit still, jeder schien das Gesagte zu verdauen. Doch dann trat Mason einen Schritt näher an den Abgrund heran und meinte: „Kennt ihr die Geschichten von diesen Superhelden, die sie damals alle erfunden hatten? Die wurden doch auch durch Zellveränderung übernatürlich und um ehrlich zu sein, wollte ich schon immer einmal fliegen und unnatürlich schnell rennen können."

„Mason, du bist bescheuert", sprach Jenia, doch bevor noch jemand anderes etwas hinzufügen konnte, sprach Niall mit einem nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht: „Wie lange würde es dauern, bis wir definitiv sterben würden?"

SkylandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt